A silence with you is not a silence, but a moment rich with peace. – Leonard Nimoy
Erwin
Das Tablett wackelte leicht, als ich mein Zimmer betrat. Zu meiner Überraschung konnte ich sie nirgendwo entdecken. Unzufrieden runzelte ich die Stirn. Man durfte sie schlichtweg nie aus den Augen verlieren. Als mein Blick mein Bett streifte, blieb ich sofort stehen. Sie lag dort zusammen gekauert und ruhig atmend da.
Scheinbar hatte ich ihre Erschöpfung unterschätzt, wie so viele andere Dingen an ihr auch.
Adaina war nicht wie die Anderen und obwohl sie ihre Eigenartigkeit vehement verstecken wollte, gelang es ihr nicht. Leise stellte ich das Tablett auf den runden Holztisch ab, ungeachtet der Tatsache, dass Karten auf ihm lagen. Unscheinbar trat ich zum Bettrand, um sie zu wecken. Trotz ihrer Müdigkeit hatten wir Aufgaben zu erledigen.
Als ich jedoch ihr friedliches Gesicht entdeckte, zögerte ich. In diesem Moment schnaubte sie unbeschwert in mein Kissen. Da sie dauernd grübelnd herumlief, war das ein befremdlicher Anblick.
Jedes Mal wenn ich sie von der Seite anblickte, war sie in Gedanken versunken, ihr rätselnder Blick war weit über ihre Jahre hinaus. Gerne hätte ich einen Schlüssel zu ihren Kopf, um zu verstehen welche Bedenken Falten auf ihr schönes Gesicht zeichneten.
Unwillkürlich dachte ich an die Abende zurück, an denen sie mit mir einige ihrer wertvollen Überlegungen teilte, vor allem aber dachte ich an den Abend, an dem sie mich ermutigt hatte. Anstatt mich für meine egoistischen Absichten zu verurteilen, zeigte sie Verständnis. Diese Worte sprach sie nicht aus, weil ich sie hören wollte oder ihr Kommandant war, sondern weil sie jedes einzelne davon genauso meinte.
Der scharfe Kontrast zu ihren bemerkenswert ruhigen Zustand, ließ mich schmunzeln. Ich wollte sie nicht wecken. Kurz spielte ich mit den Gedanken sie zu ihren Bett zu tragen, doch die Möglichkeit, jemanden auf dem Flur anzutreffen oder ihre Zimmergenossin aufzuwecken, ließ mich diesen Gedanken wieder verwerfen.
Seufzend wand ich mich wieder ab. Es wäre richtig, sie diese Nacht in meinem Bett schlafen zu lassen und mich solange auf den Sesseln im Büro auszuruhen. Unhörbar schlich ich mich zur Kommode und zog mich um.
Bevor ich mein Zimmer verlassen wollte, drehte ich mich ein letztes Mal zu ihr. Der Frieden, den sie ausstrahlte, zog mich in seinen Bann. Ich wollte einen Teil dieser Unbeschwertheit beanspruchen, nur für einen Moment diesen Einklang auskosten.
Plötzlich fing sie an zu zucken. Dem Anschein nach fror sie. Meine dünne Decke, die nicht einmal über ihren Körper gezogen war, konnte sie keineswegs aufwärmen. Vielleicht sollte ich mich zu ihr legen und sie aufwärmen. Dann hätte ich auch kein Problem, mir ein alternatives Bett zu suchen.
Erwischt fasste ich mich an die Stirn. Das gehört sich nicht. Mein Blick fiel wieder auf ihr sanftes Gesicht. Ich würde mich nur kurz dazulegen, bis sie aufhört zu frieren. Jeder fürsorgliche Mensch hätte dies an meiner Stelle getan. Vorsichtig schritt ich zum Bett, legte mich auf die freie Bettseite und deckte uns zu. Daraufhin rührte sie sich kurz, doch schien unbekümmert weiter zu schlafen.
Zu gerne hätte ich sie in diesem Moment berührt und sie an mich gezogen, doch obwohl ich ihren Körper nicht an meinem spürte, floss ihre Ruhe zu mir herüber. Ich wurde immer schläfriger.
»Ich liebe dich.«, brabbelte sie auf einmal in die Stille hinein. Verblüfft lehnte ich mich zu ihr vor, um zu überprüfen, ob sie wirklich schlief. Ihre Augen waren verschlossen.
»Ich… ich… liebe…«, nuschelte sie ein weiteres Mal, doch beendete den Satz diesmal nicht.
»Das ist eine wirklich schlechte Entscheidung.«, flüsterte ich kaum hörbar.
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Till Forever Falls Apart (Erwin X OC)
FanfictionAls Adaina Dalton sich dem Aufklärungstrupp anschließt, hat sie nur ein einziges Ziel: Nicht auffallen. Doch Erwin Smith, dem talentierten Kommandanten des Aufklärungstrupps, entgeht nichts und niemand. Durch ein großes Missverständnis kreuzen sich...