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Mit angsterfüllten Augen sah ich ihm ins Gesicht. Ich konnte mich nicht bewegen. War wie erstarrt. Wie konnte er mich hier nur finden? Er streckte seine Hand nach mir aus und ich konnte nur noch schreien. Ich schrie so laut wie ich konnte, doch er packte mich. Er packte mich an der Schulter und schüttelte mich.

»Miss? Hallo? Miss .. Wachen Sie bitte auf.« Die Stimme eines älteren Herren riss mich aus dem Schlaf. Es war alles nur ein Traum. Schon wieder. Ich war eingenickt und dabei wollte ich das doch tunlichst vermeiden. Blinzelnd sah ich den Mann an, der mich mit einem sehr besorgten Blick musterte und mir eine Flasche Wasser hinhielt. Noch immer total verwirrt von diesem Traum, griff ich nach der Flasche und setzte zum Trinken an, doch meinen Blick wendete ich nicht von diesem Mann ab. Was, wenn er was mit diesem Kerl zu tun hatte? Was, wenn in der Flasche irgendetwas drin war – außer Wasser?

»Ähm. Danke, aber ich hab' eigentlich gar keinen Durst.« Verwirrt zog er seine Augenbraue hoch und schüttelte minimal den Kopf. Ein tiefer Seufzer entwich ihm, als er die Flasche wieder in seiner Tasche verstaute. Wie ich dies nun deuten sollte, wusste ich nicht, vielleicht war ich auch einfach nur paranoid und er wollte mir wirklich nur was Gutes tun. Nun war ich diejenige, die einen tiefen Seufzer ausstieß und den Kopf wieder an die Fensterscheibe lehnte. Es würde noch gut drei Stunden bis nach Duskwood dauern und ich wusste nicht, was mich dort erwarten würde.

Ich sah auf mein Handy und war am überlegen, ob ich den anderen bereits sagen sollte, weswegen ich eigentlich nach Duskwood kam. Bisher wussten sie nur, dass ich einen Drohanruf erhalten hatte, doch worum es darin ging, wussten sie nicht. Ich wusste auch, dass Jake enttäuscht von mir war, schließlich hatte ich mein Versprechen gebrochen nicht nach Duskwood zu kommen und jetzt? Jetzt saß ich hier im Zug und hatte keinen Plan wie ich weiter vorgehen sollte, wenn ich dort wirklich ankommen würde. Immerhin war ich völlig überstürzt aufgebrochen und vermutlich war auch genau das der Plan vom Mörder und ich würde ihm blindlings in die Falle rennen.

»Verdammte Scheiße!«, fluchte ich und das nicht gerade leise. Der ältere Mann sah mich mit aufgerissenen Augen an und schüttelte schnalzend den Kopf. »Junge Dame, hüten Sie ihre Zunge.« Ich zog eine Augenbraue hoch und musste mir das Lachen gerade wirklich verkneifen. Ich hob entschuldigend meine Hand und sah erneut auf mein Handy. Angestrengt dachte ich darüber nach, was ich nun tun sollte. Würde ich meine Freunde nun in Gefahr bringen, wenn ich ihnen davon erzählen würde? Oder würde ich sie damit sogar retten? Vielleicht würden sie mich aber auch für komplett bescheuert halten. Dennoch entschied ich mich dafür Klartext zu reden und somit öffnete ich den Gruppenchat.

𝗚𝗥𝗨𝗣𝗣𝗘𝗡𝗖𝗛𝗔𝗧

Kim
Leute? Ich muss euch was erzählen.

Jessy
Gott sei Dank, Kim.
Was ist denn los?

Dan
Jetzt bin ich aber mal gespannt

Thomas
Kim.
Du hast von einem Drohanruf gesprochen. Willst du mit uns darüber reden?

Kim
Ja.
Gut. Jetzt wo alle da sind.
Der Entführer hat mich, unmittelbar nach dem live Video von Thomas, angerufen und mir gedroht.
Er hat mir gesagt, dass er euch alle umbringen wird und ich dabei zusehen soll. Und danach würde er zu mir kommen.
Richy ist meinetwegen tot 😥

Cleo
Ich weiß gerade nicht was ich dazu sagen soll.

Jessy
Richy ist nicht tot. Ich bin mir sicher, dass er noch lebt!

Dan
Ja, schöne scheiße. Und jetzt?

Kim
Bleibt einfach weiterhin in euren Wohnungen und haltet die Türen und Fenster geschlossen.
Es tut mir so leid, dass ihr das nur meinetwegen durchmachen müsst.
Ich hätte einfach schon viel früher auf die Drohungen hören sollen.
Lilly hatte von Anfang an recht! 😞

Duskwood - Falsche Entscheidungen ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt