» 33 «

514 37 49
                                    

Als ich ins Wohnzimmer kam, blieb ich am Türrahmen stehen und wusste nicht so recht, wie ich darauf reagieren sollte, dass Jake hier aufgetaucht war. Woher wusste er überhaupt, wo ich war? Und was für einen Grund hätte er haben sollen, hier aufzutauchen? Wusste er etwa davon, dass Alan herkommen würde?

»Jake ..«, sprach ich leise und trat langsam weiter in den Raum.

Er hob seinen Kopf und sah mich mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht an, dann stand er auf und kam zu mir. Doch als er mich umarmen wollte, wich ich instinktiv einen Schritt zurück. Was dachte er denn? Dass ich ihm jetzt direkt wieder in die Arme falle und vergesse, dass er mich einfach hat fallenlassen?

»Okay .. du bist du sauer«, sagte er mit ruhiger Stimme und es klang so, als sei er verletzt, doch eigentlich hatte er gar keinen Grund dazu.

»Nein. Nicht sauer .. aber enttäuscht. Was machst du hier Jake? Warum tauchst du so plötzlich wieder auf? Hast DU mir nicht gesagt, dass es besser ist, wenn wir uns nicht mehr sehen? Dass wir das mit uns beenden sollten?«, fragte ich dann direkt drauf los, denn ich konnte einfach nicht verstehen, wie er jetzt so tun konnte, als wäre nichts gewesen oder eben nichts passiert.

»Ist das jetzt wichtig? Du wurdest gerade von Alan vergewaltigt und ...«

Durch die lauten Stimmen im Hausflur wurde Jake unterbrochen und kurz darauf ging die Haustür schwungvoll auf. Richy sah sich zuerst das defekte Schloss der Tür an, ehe er ins Wohnzimmer kam.

»Kim? Was ist hier passiert? Lilly sagte, dass sie eine Nachricht bekommen hat, dass wir alle herkommen sollen«, fragte Richy direkt drauf los und achtete dabei gar nicht darauf, dass Jake bereits auf der Couch saß.

»Ich .. Ich ..«, stotterte ich, denn ich wusste absolut nicht, wie ich ihm das nun beibringen sollte, was eben passiert war.

Besorgt legte er seine Hände auf meine Schultern und sah mich an, doch auch dann bekam ich kein Wort heraus, stattdessen kamen mir erneut die Tränen. Auch Richy wollte mich in den Arm nehmen, aber auch bei ihm ließ ich es nicht zu. Ich konnte jetzt einfach keine Nähe von einem Mann ertragen, weshalb ich mich von seinen Händen befreite und einen Schritt zur Seite ging.

Überfordert von meiner Reaktion, ließ er den Blick durch die Gruppe schweifen und erst dann bemerkte er Jake, der noch immer auf der Couch saß und sich leicht nach vorne gebeugt hatte. Er stützte sich mit seinen Unterarmen auf den Beinen ab und hatte seine Hände gefaltet. Ich sah ihm an, dass er sich gerade extrem beherrschen musste, um nicht auch noch auf Richy loszugehen, denn ihm gab er wohl die Schuld, dass Alan mich hier überhaupt angreifen konnte. Und sicher war er auch extrem eifersüchtig.

»Jow. Kann mal einer sagen, was hier los ist?«, fragte Dan, der sich auf das kurze Stück der Couch fallenließ und sich ebenfalls mit den Unterarmen abstützte.

Es waren alle da, bis auf Hannah, aber wäre sie gekommen, hätte ich ihr womöglich die Augen ausgekratzt oder noch schlimmeres mit ihr angestellt. Weinend stand ich mittlerweile am Fenster und sah nach draußen. Ich konnte gerade einfach niemanden von denen ansehen, denn das hätte verhindert werden können, wenn Hannah ihre Schnauze losgemacht hätte.

Alan könnte schon längst hinter Gittern sitzen, wenn sie Rückgrat bewiesen hätte, aber stattdessen dachte sie wieder nur an sich. Ihre Mitmenschen waren ihr egal, doch keiner aus der Gruppe kapierte es – bis auf Richy.

»Jake. Warum sollten wir herkommen? Du hast geschrieben, dass es dringend ist und dass mit Kim etwas passiert ist«, hakte Lilly schließlich nach und ich ging davon aus, dass Richys Gesichtsausdruck sich nun auch änderte – jetzt wo er wusste, wer da auf seiner Couch saß.

Duskwood - Falsche Entscheidungen ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt