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Ich dachte eigentlich, ich hätte das Schlimmste in meinem Leben schon hinter mich gebracht, doch da hatte ich auch noch nicht damit gerechnet, dass mich eine mysteriöse Nachricht so aus der Bahn werfen würde.

Es war vor ein paar Tagen, als mich diese Nachricht erreichte. Ich saß nichts ahnend an meinem Laptop, während mein Handy neben mir lag und grundsätzlich ruhig war; warum? Weil ich kaum Freunde hatte und ehrlich gesagt, hätte ich auch nie damit gerechnet, dass sich das mal ändern würde.

Durch diese Nachricht wurde ich einer Gruppe hinzugefügt. Eine Gruppe von 6 Personen, die untereinander alle befreundet waren – nur ich kannte niemanden davon.

Ich war wirklich perplex und wusste auch nicht, was ich dazu sagen sollte; immerhin hatten sie meine Nummer und doch hatte ich keine Ahnung, woher sie diese hatten. Thomas, der mich hinzugefügt hatte, erzählte mir dann, dass er diese Nummer von seiner verschwundenen Freundin bekommen hatte. Allerdings war das wirklich mehr als merkwürdig.

Ich meine ... Wenn jemand verschwunden ist oder gar vermisst wird, warum sollte derjenige dann eine fremde Nummer verschicken, statt die Polizei zu verständigen?

Es war alles wirklich komisch und die komplette Gruppe verdächtigte mich, dass ich was mit dem Verschwinden von dieser Hannah Donfort zu tun haben müsste; warum sonst sollte sie meine Nummer an Thomas weiterleiten? Ja, das fragte ich mich auch; immerhin kannte ich keine Hannah Donfort und wusste wirklich nicht, woher sie meine Nummer hatte.

Ich hatte am Anfang wirklich alles versucht, um aus dieser Gruppe herauszukommen, doch sie wollten mich nicht gehenlassen; sie wollten Informationen. Informationen, die ich ihnen aber nicht geben konnte.

Letztendlich hatte ich mich dazu entschieden, ihnen bei der Suche zu helfen, obwohl ich niemanden von denen kannte.

Nach dem ersten Gruppengespräch, erreichte mich eine weitere Nachricht, doch dieses Mal von einer ziemlich mysteriösen Person. Denn diese Person gab seinen Namen nicht preis, sondern ließ nur drei Fragezeichen anzeigen. Es war mir alles ziemlich suspekt, weil ich einfach keine Ahnung hatte, wer es war und was er von mir wollte.

Warum ich wusste, dass es ein Typ war? Eine wirklich gute Frage. Vielleicht einfach durch die Art und Weise, wie er mit mir schrieb.

Vermutlich hätte ihn jeder andere verdächtig, etwas mit dem Verschwinden von Hannah zu tun zu haben, doch ich hatte von Anfang an nicht das Gefühl, sondern vertraute ihm sogar. Er wollte sogar meine Hilfe und das würde ein Entführer doch nicht wollen, richtig? Er wollte, dass ich der Gruppe bei der Suche helfe; allerdings hatte ich bis dahin noch keine Ahnung, was er mit der ganzen Sache zu tun hatte.

Im Laufe der Ermittlungen wurden die Gespräche mit der Gruppe und auch mit dem mysteriösen Kerl – der sich als Hacker outete – immer offener und auch privater. Ja, wir wurden tatsächlich Freunde, auch wenn ich keinen von denen je begegnet war. Aber sie vertrauten mir. Sie wussten, dass ich die einzige wäre, die Hannah finden würde und auch finden könnte; sie setzten alle Hoffnungen in mich, was mich extrem unter Druck setzte.

Ich hatte Angst Fehler zu machen und ich hatte Angst vor dem Entführer. Es stellte sich heraus, dass er eine alte Legende nachahmte und sich als Mann ohne Gesicht verkleidete.

Ein Mann mit einer Maske, aber sozusagen ohne Gesicht.
Ein Mann, der den Mord an seinen Sohn rächen wollte.

Dabei markierte er die Häuser – von denjenigen, die an dem Mord beteiligt waren – mit dem Zeichen des Rabens. So wussten sie, dass sie die nächsten auf seiner Liste waren. Auf der Liste der Toten.

Ich wiegte mich lange in Sicherheit, bis er eines Tages auch mich anrief und mir drohte. Er hatte Angst. Ja, wirklich. Er hatte Angst, dass ich ihm auf die Schliche kommen würde, denn der Hacker und ich waren schon sehr weit mit unseren Ermittlungen. Wir hatten schon so viele Beweise gesammelt, dass wir ihn regelrecht in die Enge getrieben hatten.

Der Hacker, der sich als Jake vorstellte, versicherte mir aber immer wieder, dass mir nichts passieren würde; dafür würde er schon sorgen. Doch wie? Er selbst war auf der Flucht vor der Regierung, weswegen er mir auch nie sein wahres Gesicht oder seine wahre Stimme gezeigt hatte – er trug immer eine Kapuze oder verstellte seine Stimme mit einem Stimmverzerrer.

Die Situation war alles andere als leicht und irgendwann bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun, denn es spitzte sich immer weiter zu. Durch eine dumme Aktion von Lilly, Hannahs Schwester, musste Jake fliehen – er musste untertauchen; schon wieder und ich hatte keine Ahnung wo er war und ob er noch lebte. Es war eine extreme Zerreißprobe für mich, denn nun war ich auf mich allein gestellt und musste der Gruppe allein helfen.

Durch die enge Zusammenarbeit mit Jake, wuchsen Gefühle in uns heran.. Ich wusste einfach, dass er ebenso fühlte, wie ich, was die ganze Sache jedoch noch mal deutlich schwerer machte. Irgendwann gab er mir dann endlich einen Hinweis; doch dafür mussten Lilly und ich zusammenarbeiten. Wir mussten ein Rätsel lösen, gemeinsam; am Ende dieses Rätsels kam dann auch heraus, wer Jake eigentlich war. Er war der Halbbruder von Lilly und Hannah.

Jake kam wieder und das auch zum richtigen Zeitpunkt, denn die Entführer waren mir auf der Spur. Sie hatten mein Handy gehackt und wollten meinen Standort herausfinden. Sie wollten mich holen, doch Jake hatte es verhindert. Er war wieder da und mir fiel ein riesengroßer Stein vom Herzen.

Doch damit war der Fall um Hannah noch lange nicht abgeschlossen, denn nach wie vor wussten wir nicht, wo sie war. Wir bekamen zwar immer mehr Hinweise, doch es kam auch immer wieder was dazwischen, was diese Hinweise zerstörte.

Während dieser ganzen Suche wurde Jessy von diesem MoG (Mann ohne Gesicht) angegriffen; er lauerte Cleo im Wald auf und stach Richy vor meinen Augen nieder. Während dieser Tat war ich per Videoanruf zugeschaltet, denn Richy und ich hatten zuvor noch telefoniert und uns darüber unterhalten, dass er Schreie gehört hatte, die aus dem Wald kamen. Laut seiner Aussage sollte es sich dabei um eine Frau handeln und er wolle es unbedingt nachgehen. Ich hielt es von Anfang an für eine riskante Idee und das war es hinterher auch wirklich.

Als er niedergestochen wurde, konnte ich nicht sehen oder hören, von wem er niedergestreckt wurde, aber es war einfach grausam. Ihn da liegen zu sehen. In diesem Wald, während er versuchte mir noch irgendwas zu sagen ... Es war die Hölle für mich und warf mich erst recht aus der Bahn ...

Es war schwer, sich danach auf die weitere Suche zu konzentrieren, doch es musste ja irgendwie weitergehen, also riss ich mich zusammen. Ich hatte versprochen, Hannah zu finden und dieses Versprechen wollte ich halten; auch wenn ich selbst nicht in Duskwood war. Ich tat dennoch alles dafür, herauszufinden, wo Hannah sich befindet.

Wir fanden heraus, dass es da einen gewissen Michael Hanson gibt, der ein sehr gutes Motiv für diese Tat hätte und dem wollten Jessy und Thomas nachgehen. Sie fuhren zur letzten bekannten Adresse von ihm, doch dies war ein großer Fehler, denn sowohl Richy war zuvor mit diesem Zeichen des Rabens markiert worden, als auch Jessy.

Sie wussten, dass sie sich geradewegs in die Schusslinie des Entführers brachten, doch sie wollten dem Hinweis nachgehen und sie wollten Hannah finden. Als sie auf dem Anwesen von Michael Hanson ankamen, fanden sie jedoch nur alte Gebäude wieder, die bereits so heruntergekommen waren, dass dort niemanden mehr wohnen könnte.

Doch als sie einen Raum fanden, in dem Bilder von uns allen – sogar von mir – an einer Wand hingen und mehrere Informationen, wussten wir, dass wir ihn gefunden hatten. Den Entführer.

Jessy und Thomas gaben sich damit aber nicht zufrieden, denn sie wollten noch weiter suchen, weswegen sie ins Haus liefen, aber auch das war ein Fehler. Der Entführer kam zurück und überraschte die beiden. Sie konnten ihn so gerade eben noch im Keller einsperren und abhauen; aber im Grunde war es nur ein weiterer Stein, der dadurch ins Rollen gekommen war ....

Duskwood - Falsche Entscheidungen ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt