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15 STUNDEN SPÄTER

Mhm. Mmmhh. Nein. Bitte nicht. Mmh. Erschrocken fuhr ich hoch und riss die Augen auf. Senkrecht saß ich nun im Bett. Mein Herz raste und überschlug sich dabei regelrecht. Ich atmete schnell. Viel zu schnell und erneut wurde mir extrem schwindelig. Nein, das durfte jetzt nicht passieren. Würde ich dem nachgeben, würden mich die Träume erneut heimsuchen. Würde ER mich erneut in den Träumen heimsuchen. Ich hielt mir eine Hand auf meinen Brustkorb und versuchte tief ein und aus zu atmen. Erst als meine Atmung wieder einigermaßen wieder normal war, sah ich mich um.

Ich saß in einem Bett, in einem dunklen Zimmer. Das Fenster war mit blickdichten Vorhängen verhüllt, doch ich konnte erkennen, dass es auch draußen bereits dunkel war. Der Raum war sehr spärlich beleuchtet, was echt anstrengend für die Augen war, denn erkennen konnte ich so nicht wirklich was. Wie kam ich überhaupt hier her? Für einen kurzen Moment schloss ich erneut die Augen, aber nur um nachzudenken. Ich wusste noch wie ich aus dem Taxi ausgestiegen war und auf dem Parkplatz stand und das es plötzlich anfing zu regnen. Ich rannte zum Motel, ins Trockene .. Moment .. Bevor ich zusammensackte war da jemand. Jemand, der dunkle Klamotten trug und dann war alles schwarz, denn danach war ich zusammengesackt. Da ich in einem Motelzimmer war, ging ich nun nicht davon aus, dass der Mörder mich hergeschleppt hatte.

Die Tatsache, dass ich hier womöglich in seinem Bett lag oder eher saß, ließ mein Herz erneut höher schlagen und ich merkte, dass ich nervös wurde. Da er sich aber scheinbar im Zimmer versteckte - warum auch immer - versuchte ich ihn irgendwie aus der Reserve zu locken. »Verdammt. Es ist dunkel draußen ... wie lange hab' ich denn geschlafen?!«, redete ich mit mir selbst, wobei die Frage eher an ihn gerichtet war. »15 Stunden«, erwiderte er sanft und zum ersten Mal hörte ich seine richtige Stimme, die wirklich angenehm war. »Ah. Und in welchem Bett liege ich hier?« Zwar war die Frage eher überflüssig, aber ich wollte wissen wie er darauf reagierte und ich hörte ein leises lachen. »In meinem«, erwiderte er, doch dieses Mal war seine Stimme etwas lauter, als bei der ersten Antwort. Er kam mir also näher, was mich noch nervöser machte und dabei hatte ich so lange auf diesen Tag gewartet.

»Du hast sehr unruhig geschlafen, aber ich wollte, dass du dich endlich mal ausruhst«, sprach er ruhig, aber bestimmt. Ein Schmunzeln huschte auf meine Lippen, denn das war irgendwie typisch für ihn. Er sorgte sich um mich, allerdings war das eine Sache, an die ich mich erst mal gewöhnen musste. In der Vergangenheit hatte ich niemanden, der sich so sehr um mich sorgte, stattdessen wurde ich oft mit meinen Problemen alleine gelassen.

Als sich die Matratze am Fußende langsam senkte, schlug mir mein Herz bis zum Hals, denn ich konnte ihn erkennen - zumindest die Umrisse. »Ich habe geträumt ... Deswegen schlafe ich derzeit nicht so viel, weißt du? Ich habe immer wieder diese Albträume ..«, ich räusperte mich kurz, um die Tränen zu unterdrücken und redete dann weiter. »Er verfolgt mich in meinen Träumen. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe und mich entspanne, sehe ich ihn. Jedes Mal habe ich diese Maske vor Augen, dann kommt er mir näher und ich laufe rückwärts. Ich komme aber nicht weit, denn hinter mir ist eine Wand. Dann streckt er die Hand nach mir aus und legt sie an meinen Hals. Ich versuche zu schreien, doch er drückt so stark zu, dass ich ... das ich ... Entschuldige, ich will dich hier nicht voll jammern.« Er seufzte hörbar und ich merkte ihm an, dass er mich jetzt am liebsten in den Arm nehmen würde, doch er haderte mit sich.

»Jake.« Als ich seinen Namen aussprach, zuckte er kurz zusammen, als hätte er es nicht erwartet und stand dann auf. Ich beugte mich so schnell wie möglich nach vorne und griff nach seinem Arm. Es war also wirklich kein Traum, dass ich in seinem Motelzimmer war. »Kim.« Und da waren sie wieder. Die Schmetterlinge in meinem Bauch, die ich jedes Mal hatte, wenn er mich anschrieb und ich meinen Namen las. »Warum versteckst du dich noch vor mir? Wovor hast du Angst?« Noch immer lag meine Hand auf seinem Arm und noch immer stand er wie angewurzelt neben dem Bett. Erst als ich meine Hand zurückzog, setzte er sich wieder hin. »Mhm.« Wie ich diese kurzen Antworten doch liebte. Ich drehte mich zum Nachttisch um und sah eine Lampe. Da ich ihn nun endlich sehen wollte, schaltete ich diese ein - allerdings war sie nicht besonders hell, aber es würde reichen.

Duskwood - Falsche Entscheidungen ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt