Duskwood - Falsche Entscheidungen ✔︎

» 07 «

»Geben Sie mir bitte Ihr Handy«, verlangte er plötzlich von mir, als wir am Auto ankamen. Irritiert sah ich ihn an, doch er meinte es wirklich ernst.

»Bitte, was? Warum sollte ich?«, fragte ich schnippisch und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Na, wir wollen doch nicht, dass ihr kleiner Freund davon erfährt«, erwiderte er und hielt seine Hand hin. Ich zog eine Augenbraue hoch und konnte nicht anders, als zu lachen.

»Sie haben Angst. Ist doch so, oder?« »Ihnen wird das Lachen schon noch vergehen, das verspreche ich Ihnen«, entgegnete er, öffnete mir die Tür von hinten und ließ mich einsteigen.

Im Auto zog ich das Handy aus meiner Tasche, musste aber mit entsetzen feststellen, dass der Akku leer war. Leise fluchend schob ich das Handy zurück in die Tasche und sah aus dem Fenster. Nun konnte ich nur noch hoffen, dass Lilly ihrem Halbbruder Bescheid sagen würde und das er dann schnellstmöglich was unternehmen würde.

So allein im Wagen von Alan, fühlte ich mich wie auf dem Präsentierteller. Immerhin wusste ich nicht, was für Informationen er über mich gesammelt hatte – denn ich war kein unbeschriebenes Blatt und nicht mal Jake wusste von meiner Vergangenheit. Zumindest hoffte ich es.

Als wir am Revier ankamen und er mir die Tür öffnete, damit ich aussteigen konnte, seufzte ich hörbar auf. Die Angst in mir stieg an und sein musternder Blick erledigte den Rest. Nervös knetete ich meine Hände, als er seine Hand erneut auf meinen Rücken legte und mich zum Verhörzimmer brachte.

»Hinsetzen! Ich komme gleich wieder«, befahl er mir und zog die Tür wieder hinter sich zu. Ich setzte mich auf einen der Stühle und sah mich kurz um.

In diesem Raum standen lediglich zwei Stühle und ein Tisch. Gegenüber von mir war eine riesengroße Scheibe und ich wusste, dass dahinter ein weiterer Raum war. Genau aus diesem Grund konnte ich auch nichts sagen, denn würde ich jetzt versuchen mit Lilly Kontakt aufzunehmen, würden sie es mitbekommen – die hinter der Scheibe.

Nervös wippte ich mit dem rechten Bein und knetete weiter meine Hände. In Gedanken malte ich mir schon die schlimmsten Szenarien aus, denn als Polizeichef konnte Alan wohl jedem Befehle erteilen – unter anderem, dass ihn niemand stört oder im Nebenraum anwesend ist. Als die Tür sich schließlich schwungvoll öffnete und Alan hereintrat, seufzte ich erneut, denn er war allein. Er schloss die Tür hinter sich und warf mir eine Akte auf den Tisch, dann setzte er sich auf den leeren Stuhl und lehnte sich an. Dabei verschränkte er seine Arme vor der Brust und nickte zur Akte.

»Was soll das?«, fragte ich nach, denn auf dieser Akte stand mein Name. Ich konnte nicht fassen, dass er tatsächlich eine Akte über mich angelegt hatte. Denn das bedeutete auch, dass er in meiner Vergangenheit herumgewühlt hatte und durchaus mehr Informationen über mich hatte, als ich dachte.

»Schauen Sie sich die Akte ruhig an. Obwohl ... Sie wissen ja selbst, was Sie in den letzten Jahren alles getan haben. Nicht wahr?«, entgegnete er, lehnte sich dann nach vorne, stand auf und stützte sich auf dem Tisch ab. Mit seinem Gesicht kam er mir bedrohlich nahe, weswegen ich etwas zurückwich.

»Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen. Sie können mich nicht für meine Vergangenheit hier festhalten. Ich habe dafür gebüßt. Mehrere Jahre«, meinte ich wütend und haute mit einer Faust auf den Tisch.

»Ich dachte wirklich, Sie sind schlauer. Warum machen Sie denselben Fehler noch ein weiteres Mal? Scheinbar haben Sie aus ihrer Vergangenheit gar nichts gelernt.« »Ich habe mir das ganze hier nicht ausgesucht, okay? Ich habe nicht mal eine Ahnung, WER mich hier überhaupt reingeholt hat. Aus heiterem Himmel wurde ich angeschrieben und einfach so in diese Gruppe geschmissen! Aber ja ... wie heißt es so schön? Einmal kriminell, immer kriminell«, brüllte ich und seufzte schließlich.