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Angewidert drehte ich meinen Kopf nach rechts, denn Jessy sollte nicht mitbekommen, wie sich die Tränen nach draußen kämpften.

»Kim.. Was meinte er damit, dass du Geheimnisse vor uns hast? Hat das etwas mit der Entführung von Hannah zu tun?«

»Nein. Er spielt auf meine Vergangenheit an. Aber ich weiß nicht, warum er will, dass ich euch davon erzähle«, erwiderte ich und sah sie an. Ich wischte mir die Tränen weg und fuhr das Kopfteil des Bettes ein wenig nach oben.

»Vielleicht hat deine Vergangenheit was mit der Entführung zu tun? Könnte doch sein.«

Ich schüttelte den Kopf, denn das konnte ich mir nicht vorstellen. Immerhin kannte ich Hannah gar nicht und wusste auch überhaupt nicht, wie sie an meine Nummer gekommen war. Die Clique von damals hatte ich seit zwei Jahren nicht mehr gesehen und ich war mir sicher, dass auch niemand von denen was mit Hannah zu tun hatte.

»Es tut mir leid, Jessy. Aber meine Vergangenheit werde ich euch nicht erzählen. Das alles hat mit der derzeitigen Situation überhaupt nichts zu tun. Alan hat es auf mich abgesehen, weil ich ihm nicht sage, wo Jake sich befindet. Er will nun alles daran setzen, dass ihr mich ausschließt. Ich kann dir nur so viel sagen, dass ich nie jemanden umgebracht habe, meine Vergangenheit aber wirklich viele Tiefen enthält. Ich habe aber für alles gebüßt und bereue es, was ich getan habe, aber auch damals war ich nicht alleine.«

»Aber was hat Alan davon, dass er mir das sagt? Ich meine .. Jeder hat doch eine Vergangenheit und ob diese nun gut oder schlecht ist, ist mir im Grunde egal, denn dafür ist es eben eine Vergangenheit. Ich kenne dich mittlerweile sehr gut und weiß, dass du niemandem was tun würdest.«

Ich nickte nur minimal, denn Jessy hatte so überhaupt keine Ahnung von mir. Sie war naiv und sah in allem nur das Gute, doch so war ich nicht. Ich war nicht gut, ich konnte es lediglich gut verstecken. Anderen was vorspielen – ja, das konnte ich auch sehr gut. Doch im Grunde kannte mich keiner wirklich – nicht mal Jake.

Seufzend lehnte ich meinen Kopf an und schloss meine Augen. »Bitte, Jessy. Lass mich jetzt alleine. Geh nach Hause und mach das, was du sonst auch immer machst. Ich brauche Ruhe.«

Ich hörte nur ein tiefes Seufzen, dann das Zurechtrücken eines Stuhls und schließlich die Tür, die sich schloss. Jessy war weg und hatte kein einziges Wort gesagt. Ob sie nun sauer auf mich war oder gar enttäuscht von mir, war mir ehrlich gesagt egal.

Die Situation in Duskwood hatte sich anders entwickelt, als ich gehofft hatte. Ich hatte zwar Richy und Hannah gerettet und einen der Täter in den Knast gebracht, doch hatte ich mich selbst damit in Gefahr gebracht. Jake hatte von Anfang an recht, auch wenn ich es nie zugeben wollte. Ich hätte dem ganzen einfach den Rücken kehren sollen und das schon vor sehr langer Zeit.

Als ich meine Augen wieder öffnete und zu meinem Nachttisch schaute, sah ich mein Handy dort liegen. Ich nahm es in die Hand und sah es mir an. Das Panzerglas war defekt, weshalb ich es direkt entfernte und das Handy komplett untersuchte.

»Es ist an«, bemerkte ich dann, nachdem ich den Powerknopf gedrückt hatte und das Display aufleuchtete.

Direkt öffnete ich den Chat von Jake, doch er war offline. Eine neue Nachricht wurde mir auch nicht angezeigt. Warum hatte er mir nicht geschrieben? Wenigstens gefragt wie es mir ging? Bedrückt tippte ich ein paar Wörter in das Nachrichtenfeld und schickte sie ab.

𝗖𝗛𝗔𝗧 - 𝗝𝗔𝗞𝗘

Kim
Jake, bist du da?

Jake
Hallo Kim.

Kim
Ist alles in Ordnung?

Jake
Nein.
Wie geht es dir?

Kim
Ich bin durcheinander und mir tut alles weh.
Können wir uns sehen?

Duskwood - Falsche Entscheidungen ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt