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Obwohl ich starke Schmerzen in der Brust hatte vom Anschnallgurt und mit Sicherheit auch eine Gehirnerschütterung vom Aufprall auf das Armaturenbrett, versuchte ich stark zu bleiben. Ich konnte Alan nicht die Genugtuung geben, dass er gewonnen hatte – denn aufgeben war nicht drin.

Ich spuckte das Blut aus, was sich in meinem Mund angesammelt hatte. Scheinbar hatte ich mir beim Aufprall auf die Lippe gebissen, zumindest fühlte es sich so an. Ich rüttelte an dem Seil und versuchte meine Hände irgendwie zu befreien, doch er hatte wohl dazugelernt und das Seil so eng um meine Handgelenke gelegt, dass es extrem wehtat.

»Weißt du, was ich glaube?«, schrie ich ihm mit rauer, blutverschmierter Stimme hinterher und spuckte erneut auf den kalten Betonboden.

Alan stockte. Blieb stehen und drehte sich dann zu mir um. Es war sicher nicht die beste Idee, ihn in dieser Situation zu provozieren, doch ich musste ihn daran hindern, abzuhauen. Er wollte etwas besorgen, weil er mich sonst nicht umbringen könnte – so ging ich davon aus, dass er keine Waffe dabei hatte. Dämlich.

»Ich glaube, du hast Angst davor, mich umzubringen.«

Ein Lachen hallte durch die leere, große Lagerhalle, doch ich blieb ernst und ließ mich nicht davon aus der Ruhe bringen. Irgendetwas hinderte ihn daran, mich endlich umzubringen und der Grund war sicher nicht, dass er gerne mit seinen Opfern spielte.

»Dir ist schon bewusst, dass du nicht die erste bist, die ich mit Genuss umbringen werde? Ich erinnere dich nur mal an die hübsche, kleine Amy«, erwiderte er schließlich mit einem gehässigen Grinsen im Gesicht.

»Und dir ist schon bewusst, dass ich mit einem Hacker befreundet bin? Er hat nämlich herausgefunden, dass Amy nur eine einzige Stichwunde hatte und diese war bereits tödlich. Ansonsten war ihr Körper frei von Schnittwunden, Blessuren oder blauen Flecken. Du hast sie umgebracht, weil dein toller Kumpel es nicht konnte. Du hattest ansonsten kein großes Interesse an ihr.. Stimmts?«

Das Grinsen aus seinem Gesicht verschwand, stattdessen versteinerte sich seine Miene und er kam einige Schritte auf mich zu. Sein rechter Arm war in der Luft und seine Hand geöffnet. Mit Schwung ließ er sie auf meine Wange nieder, was mir den Kopf zur Seite wegriss. Dieser stechende Schmerz zog durch meinen kompletten Kopf, als hätte ich nicht schon genug abbekommen – aber ich war ja selbst schuld.

»Ich wusste es. Amy war dein erstes Opfer! All die anderen Frauen, die du vergewaltigt hast, hast du danach laufenlassen, weil du nicht den Mumm dazu hattest, es zu beenden! Weil du einfach nur geil auf diese Frauen warst und deinen Spaß haben wolltest!«

Zack. Erneut hatte ich seine Hand in meinem Gesicht. Die Wut loderte in seinen Augen auf und ich wusste, dass ich genau den richtigen Punkt bei ihm getroffen hatte. Er war ein Kerl, der große Töne spuckte und mehr nicht.

»Halt dein dreckiges Maul, ansonsten mache ich da weiter, wo ich heute Morgen gestört wurde. Ich werde dir deinen Mund mit meinem Schwanz stopfen und...«

Lachend unterbrach ich ihn mitten im Satz und verhöhnte ihn einfach nur. Das war das einzige, womit er sich wehren konnte. Er drohte einem mit Sex, doch was würde er tun, wenn man sein Spielchen einfach mitspielen würde? Wenn man so tun würde, als hätte man Lust mit ihm zu schlafen? Würde er dann immer noch den großen Macker heraushängen lassen?

»Bitte, dann nur zu. Fick mich und stopfe mir den Mund.. Ich warte darauf..«, entgegnete ich, räkelte mich und spreizte meine Beine.

Verwirrt und vollkommen überfordert sah er mich nun an und genau das war die Reaktion, die ich mir erhofft hatte. Jetzt hatte ich ihn dort, wo ich ihn haben wollte. Gefangen in seinem eigenen Plan.

Duskwood - Falsche Entscheidungen ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt