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»Richy, was machst du denn schon hier?«, fragte ich ihn, als die Schwestern mich ins Zimmer schoben und er hinter uns herkam.

»Dich besuchen. Ich wollte dich sehen«, erwiderte er mit einem Lächeln auf den Lippen und setzte sich schließlich auf einen der Stühle.

Die Schwestern stellten mein Bett richtig an die Wand, betätigten die Bremsen und ließen uns dann erst Mal alleine. »Ich hole kurz ihr Frühstück«, meinte eine der Schwestern und verschwand dann auch schon aus dem Zimmer.

Nervös zupfte ich an meiner Bettdecke und ich hatte wirklich keine Ahnung, warum ich nun so nervös war. Richy fixierte mich mit seinem Blick, bis er aufstand und mit einem Stuhl zu mir kam. Diesen stellte er direkt neben mein Bett und setzte sich dann wieder hin.

»Es ist schön, dich wieder auf den Beinen zu sehen. Hast du denn noch irgendwelche Beschwerden?«, hakte ich nach und versuchte ihn in ein Gespräch zu verwickeln, um mich irgendwie abzulenken – auch wenn das eher weniger gut klappte.

»Nein, keine Beschwerden. Klar, die Wunde tut noch etwas weh, aber das vergeht auch. Ich kann gar nicht wirklich in Worte fassen, wie dankbar ich dir bin, Kim. Nur deinetwegen sitze ich noch hier und schaue mir nicht die Radieschen von unten an«, schmunzelte er und wandte dabei keine Sekunde lang seinen Blick von mir ab.

Ich merkte eine gewisse Spannung zwischen uns, aber ich konnte sie nicht beschreiben. Die Art wie Richy mich ansah, verwirrte mich. Ich wusste, dass ich ihm wichtig war, aber war da etwa mehr?

»Ich konnte einfach nicht zulassen, dass noch mehr passiert. Die Polizei von Duskwood hatte ja nichts erreicht. Ich musste einfach irgendwas tun. Weißt du ... Es hat mich sehr lange verfolgt .. dieser Anruf von dir. Dass ich mit ansehen musste, wie du angegriffen wirst. Ich habe sehr oft davon geträumt und ehrlich gesagt, war ich wirklich sauer auf dich«, erwiderte ich und senkte seufzend meinen Kopf.

Als ich seine Hand an meinem Kinn spürte und er sachte meinen Kopf anhob, sah ich ihm direkt in seine Augen und ein Kribbeln durchfuhr meinen ganzen Körper. Was war das bloß zwischen uns?

»Es tut mir leid, dass ich nicht auf dich gehört habe, aber ich habe schon immer unüberlegt gehandelt und habe mir noch nie gerne was sagen lassen. In diesem Fall hätte ich aber besser auf dich hören sollen. Mir war gar nicht bewusst, was ich dir damit antue. Ehrlich gesagt, dachte ich sogar lange, dass wir dir egal sind. Du kanntest uns ja nun mal nicht persönlich und hättest all dem einfach den Rücken kehren können, aber du bist geblieben. Das rechne ich dir wirklich hoch an.«

»Das hätte ich einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können. Ihr wart meinetwegen in Gefahr, weil ich mich einfach nicht herausgehalten habe. Ich habe die Drohungen ignoriert, weshalb die Täter einfach immer weitergemacht haben. Wie ich es dir schon mal geschrieben hatte ... wäre ich nicht gewesen, wärst du wahrscheinlich nie markiert worden«, seufzte ich erneut, doch dieses Mal wurde der Seufzer von Tränen begleitet.

Ich machte mir so große Vorwürfe und ich hatte ebenso große Schuldgefühle. Ich hatte mich von Jake da mit hineinziehen lassen und hatte ihm einfach blind vertraut. Richy schüttelte langsam den Kopf und wischte mir mit seinem Daumen die Tränen weg, dann nahm er mich in den Arm und strich mir sanft über den Rücken.

»Kim .. kann ich dich mal was fragen?«

Er legte seine Hände auf meine Schultern und drückte mich leicht zurück, dabei war ihm meine nickende Kopfbewegung nicht entgangen, woraufhin er lächelte und sich dann räusperte.

»Du und Jake. Seid ihr ..«

»Nein. Sind wir nicht«, unterbrach ich ihn direkt, denn ich wusste, was er fragen wollte, aber ich wusste nicht, warum er das wissen wollte. »Lass uns bitte nicht über Jake reden, okay?«, bat ich Richy und als er meinen bedrückten Blick bemerkte, kniff er sauer die Augen zusammen.

Duskwood - Falsche Entscheidungen ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt