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»Ist euch noch nicht aufgefallen, dass sie sich derzeit echt komisch verhält? Als hätte sie Angst vor irgendwas. Sie ist ständig so nervös und das kann nicht daran liegen, dass Alan frei herumläuft. Immerhin hat er gar kein Interesse an ihr«, äußerte ich meine Beobachtungen.

»Das ist mir schon aufgefallen, aber sie hat ja auch einiges durchgemacht. Sie wurde wochenlang festgehalten und ...«

»Gefoltert? Wolltest du das sagen? Glaub mir, Thomas, hätte sie einer von den beiden gefoltert, hätte sie anders ausgesehen. Da geht irgendwas anderes vor, ich weiß nur noch nicht was«, unterbrach ich ihn und schüttelte den Kopf.

Jemand der über Wochen festgehalten wurde, veränderte sich zwar, doch sie wusste ganz genau, dass Alan hinter Gittern gehörte und doch sah es so aus, als würde sie es nicht wollen. Einerseits schien sie sich zu freuen, dass die Polizei endlich was gegen ihn in der Hand hatte, aber andererseits wurde sie sehr blass im Gesicht, als es hieß, dass er ganz sicher ins Gefängnis kommen würde.

»Aber, was genau willst du uns jetzt damit sagen? Meinst du, sie hat Geheimnisse vor uns?«, hakte Cleo nach und da konnte ich nicht anders, als mit einem leisen Lachen den Kopf zu nicken.

»War das jetzt eine ernstgemeinte Frage? Ihr erinnert euch aber schon noch daran, dass sie euch selbst das mit den Antidepressiva verschwiegen hat? Oder, dass sie sich mit der Legende beschäftigt hat? Oder gar, dass sie den Unfallwagen damals gefahren hat? Leute .. macht doch mal die Augen auf. Es kann doch nicht sein, dass nur mir ihr komisches Verhalten auffällt.«

Ich stemmte meine Hände in die Taille und sah durch die Runde, doch keiner konnte mir eine gescheite Antwort geben. Waren sie denn wirklich alle so blind? Oder war es einfach nur die Freude, die alle blendete, weil Hannah endlich wieder da war?

Seufzend drehte ich mich von der Gruppe weg und setzte mich auf die oberste Treppenstufe. Ich war es ja irgendwie schon gewohnt, dass ich die einzige war mit einem klaren Blick auf alles, aber dass sie sich so sehr davor verschlossen, nervte einfach. Hannah hatte sich verändert, aber das nicht erst seit der Entführung. Schon vorher war sie ein Wrack und selbst das hatte keiner mitbekommen.

»Okay, Kim. Was schlägst du vor, was wir tun sollen?«, hakte Thomas nach und auch das war wieder mal so typisch, denn auf eigene Ideen kamen sie ja bekanntlich nie.

Schulterzuckend senkte ich meinen Kopf und stützte ihn auf meinen Händen ab. Die Stille, die dann herrschte, war kaum auszuhalten und wurde nur durch das heranfahrende Auto unterbrochen.

»Die Spurensicherung ist da«, meinte Dan und als ich Kopf hob, bemerkte ich erst, dass Richy gar nicht mehr da war.

Ich ließ meinen Blick schweifen und entdeckte ihn schließlich bei Jessy am Auto. Nach seinen Gestiken zu urteilen, versuchte er ihr gerade klarzumachen, dass er nie die Gefühle für sie hatte, die sie scheinbar für ihn hegte. Kurz darauf knallte sie die Fahrertür zu und fuhr weg.

Mir fiel dazu wirklich nichts mehr ein, schließlich hatte sie Zeit genug das mit ihm zu erklären. Sie hätte ihm schon längst sagen können, was sie für ihn empfand, aber stattdessen musste sie jetzt wieder einen auf armes Mädel machen.

Kopfschüttelnd stand ich auf und begrüßte schließlich die vier Leute von der Spurensicherung.

»Hallo. Sind Sie Miss Hoover?«, fragte mich einer von denen und ich nickte.

»Ja, richtig! Aber Mister Roger ist der Mieter der Wohnung .. Er müsste Sie und Ihr Team kurz hineinlassen«, erwiderte ich und deutete auf Richy, der gerade wieder zu uns gestoßen war und das Team ebenfalls begrüßte.

»In Ordnung. Dann machen wir uns jetzt an die Arbeit.«

Erneut nickte ich nur und hoffte wirklich, dass sie dafür nicht allzu viel Zeit bräuchten. Als Richy mit denen im Haus verschwand, schluckte ich schwer, denn mir war wirklich extrem mulmig zumute. Ich hatte wirklich Angst davor, dass sie noch mehr Kameras oder Wanzen finden würden.

Duskwood - Falsche Entscheidungen ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt