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»Bis gleich«, lächelte ich zaghaft und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Unsere Wege trennten sich, denn während er nach rechts musste, führte mich mein Weg auf die linke Seite.

Langsam lief ich den langen Weg entlang, vorbei an vielen anderen, die hier waren.
In meiner rechten Hand hielt ich einen großen Blumenstrauß.

Als ich an meinem Ziel ankam, kniete ich mich hin und seufzte tief, während ich den Namen las.
Den Namen, der auf diesem Grabstein stand.
Eigentlich dürfte dort gar kein Name stehen, denn eigentlich war das ein anonymes Grab, aber damit gab ich mich nicht zufrieden.
Ich wollte, dass er jedem in Erinnerung blieb.
Ich hatte diesen Grabstein ausgesucht, auf dem sein Name in einer schwungvollen Schrift stand.

JAKE
IN LOVING MEMORY • BELOVED FRIEND
*1991 - † 2021

»Hallo Jake. Ich habe dir neue Blumen mitgebracht. Ich hoffe, du freust dich darüber«, sprach ich leise und stoppte kurz. Ich schluckte schwer, denn für die folgenden Worte musste ich die Tränen unterdrücken. »Danke, Jake, für alles. Ich weiß, dass du es nicht so empfunden hast, aber ich war dir wirklich für alles dankbar. Du hast mir immer so gut es ging geholfen und letztendlich sogar dein Leben für mich geopfert ... nur um mich zu retten..«

Weinend holte ich die alten Blumen aus der Vase und stellte die neuen hinein. Auch eine neue Kerze stellte ich hin, die ihm immer und überall den Weg leuchten sollte.

»Ich liebe dich, Jake und ich werde dich nie vergessen. Irgendwann werden wir uns wiedersehen, doch bis es so weit ist, pass bitte gut auf Jessy auf ... auch wenn ihr euch nicht wirklich leiden könnt..«, lachte ich leicht und wischte mir die Tränen weg.

Langsam stand ich auf und gab ihm noch einen Luftkuss. Tief seufzend nahm ich die alten Blumen und Kerzen mit und drehte mich um, um zu gehen.

Das war nun das erste Mal seit der Beerdigung, dass ich mit ihm gesprochen hatte. Ich wusste zuvor nie, was ich ihm sagen sollte. Vor einer Woche war die Beerdigung und seitdem war ich jeden Tag hier, doch reden konnte ich bisher nie mit ihm. Viel zu sehr war ich mit meinen Tränen beschäftigt, weil ich mir extrem große Vorwürfe gemacht hatte - doch heute wusste ich, dass er es immer wieder getan hätte. Er wollte mich beschützen und das hatte er auch getan.

»Alles gut?«, fragte Richy mich, als ich bei ihm ankam.

Mit den Händen in den Jackentaschen, stand er vor Jessys Grab, nahm aber direkt eine Hand heraus und breitete seinen Arm aus, um mich in den Arm nehmen zu können. Ich lief zu ihm und schmiegte mich an ihn, woraufhin er seine Hand auf meine Schulter legte und mich an sich drückte.

Als ich auf das Grab von Jessy hinab sah, kamen mir erneut die Tränen. Sie starb, weil sie mir helfen wollte und ich hatte so große Schuldgefühle ihr gegenüber, dass ich heute das erste Mal an ihrem Grab war. Sie hatte mit all dem am wenigsten zu tun und doch verlor sie ihr Leben - meinetwegen.

»Möchtest du noch etwas hier bleiben, oder sollen wir gehen?«, hakte er nach, doch ich zuckte nur mit den Schultern.

Ich dachte, wenn ich jetzt gehen würde, würde sie es mir vermutlich nie verzeihen, weshalb ich einfach weiter auf das Grab starrte und mit den Gedanken abschweifte.

Wir standen noch eine ganze Weile einfach so da. Ich hatte nicht mal die Ahnung, wie lange wir da schon standen, doch als es langsam anfing zu dämmern, holte Richy mich aus den Gedanken und gab mir einen Kuss auf die Schläfe.

»Komm, wir gehen nach Hause und wärmen uns auf. Morgen kommen wir wieder«, sagte er ruhig und ich nickte.

Ein letztes Mal sah ich auf den Grabstein von Jessy und senkte dann seufzend den Kopf. Wir drehten uns um und liefen den langen Weg entlang, um schließlich den Friedhof zu verlassen.

Von der alten Clique war nicht mehr viel übrig. Dan gab mir die Schuld an Jessys Tod, ebenso wie Thomas. Zu Hannah hatte ich gänzlich den Kontakt abgebrochen, weil ich ihr die Schuld dafür gab, dass das alles überhaupt passiert war.

Die einzigen die noch da waren, waren Cleo, Lilly und Richy. Cleo half weiterhin viel ihrer Mutter und wir telefonierten fast täglich. Lilly brauchte erst ein paar Tage, um das mit Jake zu verdauen, doch sie gab mir keine Schuld. Wir hatten noch immer Kontakt, aber die besten Freunde würden wir wohl nie werden.

Richy arbeitete weiter in der Werkstatt und er gab mir den nötigen Freiraum, den ich nach all den Geschehnissen brauchte. Er wusste, dass ich noch immer Gefühle für Jake hatte, doch das machte ihm nichts aus - er konnte es sogar verstehen und doch liebte er mich so, wie ich war. Nach wie vor, wollte ich uns eine Chance geben und ich war mir sicher, dass wir es auch schaffen würden. Wir teilten uns seine Wohnung und ich war wirklich froh, dass ich ihn hatte. Auch wenn ich jetzt noch keine Prognose für die Zukunft stellen konnte, freute ich mich darauf, den Weg gemeinsam mit Richy zu gehen.

- ENDE -

*******

Früher als erwartet, habt ihr nun die beiden letzten Teile bekommen und ich hoffe sie haben euch gefallen. Ich hoffe, ihr seid nicht zu enttäuscht über das Ende, aber nach wie vor, wollte ich ein anderes Ende haben, als die ganzen anderen Duskwood Storys.

Ich bedanke mich bei euch allen für eure Votes und eure lieben Kommentare ♥ Ich habe mich wirklich über jeden einzelnen gefreut ♥  Ich habe euch wirklich liebgewonnen ♥

Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, diese Story zu schreiben und dass ihr sie so fleißig gelesen habt. Ein bisschen wehmütig bin ich schon, dass sie jetzt vorbei ist, aber ich wollte ein würdiges Ende für die Story und keines was ewig hinausgezögert wird ☺

Ich hoffe, dass wir uns bei einer meiner anderen Storys mal wiedersehen werden ♥♥

Duskwood - Falsche Entscheidungen ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt