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»Natürlich helfe ich dir, deswegen bin ich ja hier«, erwiderte Jake und kam einen Schritt auf mich zu, selbstverständlich unter der ständigen Beobachtung von Richy. »Mir mag es nicht gefallen, dass wir Hannah damit zwangsläufig ins Gefängnis bringen, aber ...«, er stoppte, sah kurz zu Richy und räusperte sich dann »... Richy hat recht mit dem, was er sagt. Hätte sie sich jemandem anvertraut, wäre es nicht so weit gekommen und man hätte ihr helfen können.«

Richy recht zu geben, fiel ihm offensichtlich extrem schwer, doch dass er auf meiner Seite stand, ließ mich erleichtert aufatmen. Ich hatte befürchtet, er würde sich für seine Schwester entscheiden – nachdem er so besessen davon war, sie zu finden.

»Gut, dann sag mir bitte, wo Alan sich befindet, dann gehe ich jetzt zur Polizei«, entgegnete ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

Obwohl er mir helfen wollte, sollte er dennoch spüren, dass ich sauer auf ihn war. Ich war zumindest gespannt darauf, ob er dazu noch irgendetwas sagen würde – zu seinem Verhalten.

»Er hat sich seit einer halben Stunde nicht mehr bewegt. Laut GPS befindet er sich in einem Motel außerhalb von Duskwood. Ich sende dir den Standort, damit kannst du dann zur Polizei. Sie sollen sich aber beeilen, denn ich weiß, dass Alan nie lange an einem Ort bleibt.«

Ich nickte und nahm mein Handy in die Hand, wo kurz darauf die Nachricht von Jake aufleuchtete. Dann schob ich es in meine Hosentasche und zog mir meine Schuhe an. Aus der Küche holte ich eine große Mülltüte und lief damit ins Schlafzimmer.

»Was machst du?«, fragte Richy, als er sich an den Türrahmen gelehnt hatte und mir dabei zusah, wie ich die Jacke von Alan in die Tüte packte.

»Wonach sieht das denn aus? Ich nehme die Sachen mit zur Polizei. Sie sind immerhin ein Beweismittel und können dabei helfen, Alan zu überführen«, erwiderte ich, woraufhin er leicht nickte und sich vom Türrahmen abstieß, um zu mir zu kommen.

»Kim?« Er hielt mich an der Schulter fest und drehte mich zu sich um.

Ich konnte spüren, dass er mich jetzt am liebsten in den Arm genommen hätte, doch ich konnte es nicht. Ich konnte jetzt einfach keine Nähe zulassen, weswegen ich einen Schritt zurück ging und mich somit von seiner Hand löste.

»Es tut mir leid, Richy .... ich .... es tut mir leid. Ich kann das jetzt nicht und ich hoffe du verstehst mich«, sprach ich ruhig und hoffte wirklich, dass er mich nicht bedrängen würde.

Als ich an ihm vorbeisah, bemerkte ich, dass Jake in der Tür stand und süffisant grinste, woraufhin ich nur genervt mit den Augen rollte. Scheinbar dachte er, dass Richy nun bei mir unten durch sei und ich ihn deswegen nicht mehr an mich heranließ, doch da hatte ich ihn wirklich für schlauer gehalten.

»Ich wollte dir nicht zu nahe treten, aber ich hoffe du weißt, dass ich für dich da bin, wenn du mich brauchst«, erwiderte Richy und ich nickte, nachdem ich die Handschellen von Alan ebenfalls in der Tüte verstaut hatte.

»Bilde dir bloß nichts darauf ein. Dich lass ich auch nicht an mich heran«, flüsterte ich Jake ins Ohr, als ich mich an ihm vorbeidrückte und in den Flur lief, um mir die Jacke anzuziehen.

»Kann ich mit dir reden?«, hakte er nach, doch ich schüttelte den Kopf – darauf hatte ich jetzt wirklich keine Lust.

»Jetzt nicht. Ich habe keine Zeit dafür, immerhin hast du mir eben erst noch gesagt, dass Alan nie lange an einem Ort bleibt, also muss ich mich nun beeilen.«

»Ja. Du hast recht. Entschuldige.«

»Wenn ich da fertig bin, brauch ich erst mal ein paar Stunden Schlaf ...«, seufzte ich und kaum hatte ich das Wort „Schlaf" in den Mund genommen, fingen Jake und Richy erneut an einen Wettstreit daraus zu machen.

Duskwood - Falsche Entscheidungen ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt