Erneut klopfte es an der Tür, woraufhin ich leicht erschrak und meinen Blick in ihre Richtung schweifen ließ.
»Lilly?«, fragte ich leise, als diese durch die Tür kam und mich besorgt ansah.
»Was ist passiert? Warum weinst du? Hast du Schmerzen?«, hakte sie direkt nach und kam mit großen Schritten auf mich zu. In der rechten Hand hielt sie meine Tasche, die sie aber sogleich auf den Boden fallen ließ.
Ich wischte mir die Tränen weg und starrte auf die Tasche. Da wurde mir klar, dass Lilly tatsächlich noch Kontakt zu Jake hatte. Oder er hatte ihr einfach nur meine Sachen gegeben, um mit allem abschließen zu können. Erneut war es wie ein Stich ins Herz, dass er mir die Sachen nicht mal persönlich vorbeigebracht hatte – nach all dem, was wir durchgemacht hatten.
»Kim?«
Lilly berührte mich vorsichtig an der Schulter, doch als sie mir in die Augen sah, seufzte sie tief. Dann holte sie meine Tasche und legte sie auf meinen Schoß.
»Die Tasche stand heute Morgen vor meiner Wohnungstür und darauf lag nur ein kleiner Zettel, dass ich dir die Tasche geben soll. Es ist deine, oder?«
Langsam nickte ich und griff nach dem Reißverschluss. In der Hoffnung, er hätte mir eine Nachricht darin hinterlassen, öffnete ich diesen und durchsuchte die komplette Tasche. Seufzend hielt ich inne, denn da war nichts. Nicht mal eine Kleinigkeit von ihm. Einfach nichts. Nur meine eigenen Sachen.
»Mh. Ich gehe davon aus, dass Jake mir die Tasche vor die Tür gestellt hat. Ist irgendwas zwischen euch passiert?«
»Er hat mich verlassen«, antwortete ich trocken und hob dabei nicht eine Sekunde lang meinen Blick. »Lilly .. Kann ich mal dein Handy haben?«, fragte ich sie dann und merkte dabei nicht mal, wie ich meinen Griff an der Tasche verstärkte.
»Was hast du denn vor?«
»Jake hat mich blockiert, nachdem er mir im Chat gesagt hat, dass es besser ist, wenn wir das mit uns beenden. Er hat mich behandelt wie Dreck. Ich habe ihn beschützt und er schmeißt mich einfach weg. Dann hat er nicht mal den Mumm mir meine Sachen persönlich zu bringen oder vernünftig mit mir zu reden. Ich kann das aber nicht einfach auf mich sitzenlassen, Lilly. Er hat kein Recht dazu, mich so zu behandeln. Also gibst du mir jetzt dein Handy?«
»Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Vielleicht ist es besser so. Sozusagen einen kalten Entzug zu machen.«
Ich lachte leise auf und schüttelte den Kopf.
»Er ist doch nicht meine Droge, aber Lilly, er allein hat mich da mit hineingezogen. Es war nicht Hannah, die meine Nummer an Thomas geschickt hat. Es war auch nicht Michael Hanson, weil er mich nicht kennt und es war auch nicht Alan, weil er ohne Jake gar nicht auf mich aufmerksam geworden wäre. Jake hat das alles eingefädelt und mich nicht in Ruhe gelassen. ER wollte, dass ich bleibe und ihm dabei helfe, Hannah zu finden. Jetzt habe ich Hannah und Richy gerettet und er zieht den Schwanz ein, weil ich seinetwegen beinahe draufgegangen wäre? Tut mir leid, Lilly, aber das kann ich nicht einfach so akzeptieren. Er ist mir eine Erklärung schuldig!«, entgegnete ich wütend und gleichzeitig genervt.
Lilly hatte bis dato kaum Kontakt zu Jake, weshalb sie auch nicht wusste, was in ihm vorging – im Grunde wusste das keiner von uns. Entschlossen hielt ich ihr meine Hand hin und sah sie durch dringlich an. Tief seufzend holte sie ihr Handy aus der Jackentasche, drückte in der Kontaktliste auf Jake und betätigte schließlich den grünen Hörer, dann überreichte sie mir das Handy.
Jake: Hallo Lilly
Kim: Hallo Jake!
Jake: Kim ..
Kim: Überrascht es dich, dass ich dich anrufe?
Jake: Nein. Damit hätte ich rechnen müssen.
Kim: Was soll das alles, Jake? Warum ziehst du jetzt so eine Nummer mit mir ab? Wolltest du mich von Anfang an einfach nur ins Bett kriegen? Waren all die Gefühle nur vorgespielt?
Jake: Was? Nein. Es tut mir leid, Kim. Die Sache ist einfach komplett aus dem Ruder gelaufen. Dass Alan es auf dich abgesehen hat, ist doch allein meine Schuld. Er wird dich nur in Ruhe lassen, wenn wir das mit uns beenden.
Kim: Ist es wirklich das, was du willst? Ich habe dir doch gesagt, dass ich mit dir weggehe, sobald wir Hannah gefunden haben. Also .. warum, Jake? Bedeute ich dir denn gar nichts?
Jake: Kim, bitte. Mach es mir nicht schwerer als es eh schon ist. Du bist der einzige Mensch, der mir überhaupt noch was bedeutet, aber ich habe eingesehen, dass das mit uns einfach keine Zukunft hat. Ich will, dass du glücklich bist. Dass du dich mit deinem Freund in der Öffentlichkeit zeigen kannst und dich nicht immer verstecken musst. Ich werde immer auf der Flucht sein, Kim, und das will ich dir nicht antun. Ich liebe dich und es bricht mir das Herz, dass ich es so machen muss, aber es geht nicht anders. Es tut mir wirklich leid.
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Duskwood - Falsche Entscheidungen ✔︎
Fanfiction☽︎ Basierend auf dem Handyspiel 'Duskwood' ☾︎ Die Geschichte knüpft direkt an Episode 8 an, wird aber immer mal kleinere Rückblenden enthalten! ༄༄༄༄༄༄༄༄༄༄༄༄ Hannah Donfort. Ein vermisstes, junges Mädchen aus der Kleinstadt Duskwood. Doch was steckt...