Das Kapitel in dem er die unerwartete Attraktion ist

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Ich war ein bisschen überfordert, vielleicht auch ein bisschen überrumpelt. Mein Kopf war noch immer getaucht in einen Sternenregen. Martin hatte wahrgemacht, was er mir nach dem Volleyballturnier versprochen hatte und mich zu einem echten Date eingeladen. Das war eine völlig neue und ziemlich fremde Welt für mich. Und ich war nicht einmal sicher ob überhaupt irgendjemand anderes als er den Begriff Date noch benutzte. Mir zwang sich das hilflose Gefühl auf, dass die meisten heutzutage so etwas nicht mal mehr machten - sich daten. Viel mehr war es ehr so, dass man sich hin- und herschrieb, gelegentlich zusammen abhing und dann plötzlich zusammen war. Das kam alles ziemlich unerwartet, da ich in letzter Zeit sehr abgeschottet in meiner Primo-Camilla-Welt lebte. Nun stand ich hier vor dem Kleiderschrank und ja, keine Ahnung.

"Hier steh' ich nun und kann nicht anders - rotes Ampelmännchen." zitierte ich aus dem Spiel der falsch zugeordneten Zitate.

Er hatte gesagt, dass ich mich chic anziehen sollte. Aber was er vorhatte oder wie chic hatte er nicht dazu gesagt. Das einzige, wirklich schöne Teil, dass ich besaß, war das Kleid, was ich mir auf Grund von Pascals Wunsch gekauft habe. Ich legte es glatt auf mein Bett. Zumindest war es chic, aber gleichzeitig nicht too much. Vermutlich wäre es nicht angemessen in einem Ballkleid zu gehen, also war es wohl die richtige Wahl. Aber welche Schuhe? Ich besaß neben meinen Sneakers nur noch Sandaletten. Keine Pumps oder so.
"Mooooooom?!" rief ich hilflos und kurz darauf hörte ich sie auf der Treppe.

"Jaaaaaa?" fragte meine Mutter als sie in meiner Zimmertür stand. "Was hast du denn, mein Kind?"

"Welche Schuhe zu dem Kleid und wenn ja, hast du welche für mich?"

Ein Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. Diese Frau wusste, was sie tat, wenn es um Mode ging und es war in diesem Moment einfach nur praktisch die selbe Schuhgröße zu haben.
Sie fand mir silber glitzernde Sandaletten. In der Mitte der zwei silbernen Riemen, die sich asymmetrisch um den Fuß schlungen, war ein hellgrün glitzernder und einen kleinen Absatz besaßen sie auch.

Ich nickte. "Da muss ich meine Nägel wohl doch noch lackieren."

"Hast du noch genug Zeit? Nicht, dass Martin warten muss." erkundigte sie sich besorgt.

"Ja, hab noch eine Stunde."

Gesagt, getan. Ich stand fertig gestylt bereit als Martin an der Tür klingelte.
"Bin weg!" rief ich bevor ich ging.

Wie aus einem Mund wünschten meine Eltern mir viel Spaß. Dann öffnete ich die Tür...
"Oh mein Gott!" keuchte ich überrascht als ich ihn vor mir stehen sah.

Martin kratzte sich hilflos am Kopf. "Sieht es so schlimm aus?"

"N-Nein, absolut nicht!" antwortete ich entschieden. "Du siehst großartig aus!"

Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass er so attraktiv aussah... In dem schwarzen Hemd stachen seine Muskeln plötzlich so hervor. Hatte er trainiert? Seine Brust und die Arme wirkten auf jeden Fall kräftiger. Oder war es mir vorher einfach nur nie aufgefallen? Doch, doch, das wäre mir aufgefallen. Vielleicht lag es auch am Hemd... Nicht, dass er nicht vorher auch schon gut proportioniert gewesen wäre, aber das hier ließ ihn irgendwie noch reifer erscheinen.

"Danke, du siehst auch toll aus." entgegnete er mit einem Lächeln, die Ruhe in Person.

War das nur mein Puls, der fast durch die Decke ging?
Martin erlöste mich aus meiner Starre indem er mir eine Hand auf den Rücken legte und mich nahezu die wenigen Stufen hinab schob. Erst jetzt fiel mir das Taxi auf, das anscheinend auf uns wartete.

"Bist du gar nicht mit dem Auto gekommen?" erkundigte ich mich endlich.

"Nope," er schüttelte den Kopf, "wollte vielleicht etwas trinken."

Primo Victoria - Von Hengsten und MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt