Das Kapitel mit dir und mir - wir zwei beiden

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>> Was verschwindet, wenn man es beim Namen nennen? - Stille. <<

Stille als wir von der Masse wegschlenderten um zu Martins Haus zu gehen. Joanne und Eva würden es mit Sicherheit bald bemerken und bestimmt konnte ich mir die nächsten Tage Fragen diesbezüglich anhören, doch gerade war es mir egal. Gerade mochte ich diesen Moment. Es war eine klare Vollmond-Nacht und man konnte die Sterne am Himmel sehen. Mir war gar nicht bewusst wie spät es war.
Das letzte Mal als ich die Sterne und den Mond draußen sah war ich auch mit Martin zusammen, seitdem hatte sich einiges verändert. Doch einiges war auch gleich geblieben, zum Beispiel schwärmte ich immer noch für diesen jungen Mann, der da schweigend neben mir her lief.
Doch irgendwann hielten wir beide es nicht mehr aus. Im selben Moment fragten wir: "Wie geht es dir eigentlich?"

Dann sahen wir uns überrascht an und grinsten wie zwei Schulkinder.

"Du zuerst." meinte er lächelnd.

"Besser, glaube ich. Ist immer noch schwer, die Sache mit Pascal, meine ich... Und der ganze Druck mit Primo. Mir ist erst letztens bewusst geworden wie wenig Zeit wir eigentlich noch haben und wie viel wir in der Zeit noch lernen müssen."

"Das glaube ich. Wahrscheinlich kann ich die Dimensionen nicht so begreifen, aber ich kann verstehen wie es für dich sein muss."

Ich wusste diese Worte wirklich zu schätzen. "Und wie ist es bei dir?"

"Keine Ahnung," er zuckte mit den Schultern, "denke es ist gut, dass es vorbei ist. Ich hab wohl einfach zu hohe Ansprüche an mich selbst gehabt."

"Inwiefern?"

"Ich wollte, dass meine erste Beziehung gleich für immer ist und hab Sachen toleriert, die so eigentlich nicht hinnehmbar sind. Vielleicht auch einfach, weil ich dachte, dass ich sonst niemanden finde. Weiß es wirklich nicht."

Ich war verblüfft. Verblüfft darüber, dass er doch so wenig Selbstbewusstsein hatte. Und im selben Moment wünschte ich mir, dass er sich nur einmal durch meine Augen sehen könnte. Nur damit er sah, dass er es wert war und dass er es verdient hatte geliebt zu werden. Mein Mund war voller Worte, doch kein einziges fand den Weg heraus, weil wir einfach noch nicht so weit waren...

"Wer will das nicht?" entschied ich mich zu sagen.

Er sah mich aufmerksam an. "Wie war deine letzte Beziehung? Also... Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst."

"Meine erste und letzte Beziehung war in der sechsten Klasse, hielt zwei Monate und war so doof, dass ich erstmal genug von Kerlen hatte." murmelte ich verlegen.

"Was?!" spuckte er überrascht aus. "Ich dachte, bei dir stehen die Typen Schlange."

"Kann sein? Weiß nicht?"

"Du bist manchmal kaum zu fassen, Camilla, weißt du das wenigstens?"

"Das wiederum hab ich schon ein paar Mal gehört. Kann wohl stimmen."

Er grinste vor sich hin, den Blick auf den Weg gerichtet. Dann wieder Stille...

Im Haus war alles dunkel als wir ankamen, seine Eltern waren wohl schon zu Bett gegangen. So leise wie möglich gingen wir die Treppe hinauf zu Martins Zimmer.
Er fingerte nach dem Lichtschalter. Es war das erste Mal dass ich sein Königreich betrat. Sein Zimmer war in Grün- und Brauntönen gehalten, die Wand hinterm Bett war zur Hälfte mit Holz beklebt.

"Sind das Anzündhölzer?" fragte ich erstaunt.

"Ja, aus dem Baumarkt. Hab ich letzten Winter selbst gemacht."

"Wow," murmelte ich, "es sieht wirklich gut aus."

Auf dem Boden war braun-beiger Teppich ausgelegt, der wohl für viel Beanspruchung geeignet war. Das Bettgestell war ebenfalls aus Massivholz. In einer Vitrine befanden sich einige Autos in Kleinformat - offenbar sammelte Martin sie. Sein Zimmer war ziemlich ordentlich, als würde niemand darin wohnen.
Gerade als ich dabei war in meinem Staunen zu versinken traf mich ein Pullover und dann eine Jogginghosen, Martin hatte beides nach mir geschmissen.

"Kannst dich hier umziehen. Komm einfach wieder runter, wenn du so weit bist." meinte er.

"Danke?" murmelte ich verlegen und streifte mir erst den Pullover über als er den Raum verließ und danach tauschte ich die Hosen aus.
Besser. Deutlich besser... Ich atmete den frischen Duft seiner Kleidung tief ein. Tat doch eigentlich jede Frau, oder?

Inzwischen war es kurz nach Mitternacht. Möglichst lautlos ging ich die Treppe hinab in die Küche, wo ich wieder zu Martin stieß. Gerade trank er ein Glas Wasser.
"Auch eins?" erkundigte er sich.

Ich nickte. Wahrscheinlich hatte ich genug Bier getrunken für heute.
Nachdem mein Wasser leer war liefen wir wieder gemeinsam zur Party.

Die Musik war deutlich tanzbarer geworden. Unauffällig trennten Martin und ich uns wieder voneinander.
Ich gesellte mich zu Joanne und den anderen Mädels.

"Oh, du hast einen Pullover gefunden." stellte Joanne sofort fest und grinste mich vielsagend an.

"Jup." antwortete ich. "Ist kalt geworden."

"Und spät." murmelte sie etwas wehmütig.

"Egaaaaaal, lass uns tanzen!" Mit diesen Worten zog ich sie auf die Beine. Der Rasen war unsere Tanzfläche.
Als das Lied wechselte und ein Remix von Bulletproof lief kamen auch Miri, Sophia und Eva mit dazu.
Wir alle sangen mit: Been there, done that, messed around. I'm having fun, don't put me down. I'll never let you sweep me off my feet.

Primo Victoria - Von Hengsten und MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt