Das Kapitel in dem es endlich um Shopping geht

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Ich schmiss mich nach dem Duschen erschöpft auf mein Bett und lag mit dem Gesicht im Kissen.
Das Training war wirklich gut gewesen, aber auch anstrengend. Plötzlich wurde meine Tür geöffnet.
"Stirbst du gerade?" erkundigte sich mein Bruder.

Ich murmelte ins Kissen: "Nur kurz."

Er lachte und schmiss sich dann neben mir auf das Bett, wodurch ich ein wenig hochflog. Dann sah Pascal mich an, scheinbar wartete er darauf, dass ich ihm erzählte wie mein Tag war. Als ich nichts sagte zog er eine Augenbraue hoch.

"War sehr gut." murmelte ich ins Kissen. "Primo hat sich brav benommen."

"Wow... Fast als wäre ich dabei gewesen."

Ich lachte leise, dann drehte ich mich auf den Rücken. "Er war wirklich top. Neue Aufgaben begreift er sehr, sehr schnell. Das gefällt mir an ihm. Heute war allerdings Jörg dabei mit dem einen Rappen und naja... der sieht immer aus wie aus dem Ei gepellt und dann komme ich mit meinem Pferd daher, dem ich nichtmal eine andere Satteldecke zum wechseln anbieten kann. Oder sichere Gamaschen für's Geländetraining..." Ich seufzte niedergeschlagen. "Ich hab ein bisschen Geld bei Mr. Chapman verdient, aber ich brauche eigentlich auch Stiefel und ein neues Jacket, oder endlich mal eine vernünftige Kappe. Ist doch echt nicht fair."

Wieder musterte mich mein Bruder kritisch.

"Ich will ja nichtmal dreitausend Outfits für mich und das Pferd, ich möchte einfach nur, dass er zwei Schabracken für unser Training hat und eine für Turniere und dass seine Beine richtig geschützt sind. Wir haben ohnehin nicht viel Zeit, wenn er sich jetzt noch in die Sehne tritt oder lahm geht, dann brauchen wir nicht mehr zum Cup."

"Okay... Wir machen einen Deal: du nimmst dein Geld für dich und ich spendiere dir, was du für die bunte Kuh brauchst - für die Geburtstage und Weihnachtsfeiern an denen ich nicht da war und für die an denen ich nicht da sein werde."

Ich wurde hellhörig. Hatte ich mich verhört oder hat er gesagt, dass es schon wieder Feiern geben würde, von denen er wegblieb? An seinem Gesichtsausdruck konnte ich nichts erkennen, außer eine Art Mitleid. Als ich stumm nickte fügte er hinzu: "Gut, dann hol ich dich morgen von der Schule ab und wir fahren shoppen in einen Laden deiner Wahl."

"Okay..." murmelte ich.

"Dann lass ich dich mal schlafen, du siehst irgendwie fertig aus."

Dankbar zog ich eine Grimasse. Ja, ich war in der Tat müde.

Wie versprochen holte mich mein Bruder am darauf folgenden Tag von der Schule ab. Selbst wenn ich sein Auto nicht gekannt hätte wegen der Musik hätte ich ihn wohl trotzdem gefunden auf dem großen Parkplatz. Schon als ich das Schulgelände verließ hörte ich die Klänge von Volbeat - eine seiner viele Lieblingsbands.
Pascal grinste breit als ich die Tür öffnete und einstieg, dann reichte er mir plötzlich einen Eisbecher mit halb geschmolzenem Eis. Ich musste lachen.

"Warum bist du so verrückt?" fragte ich lachend und schob mir einen Löffel in den Mund.

"Schnall dich an," forderte er mich auf, dann sagte er theatralisch, "das ist 'ne lange Geschichte."

"Okay, und los!"

Die Geschichte wie mein Bruder so einzigartig wurde wie er war hat er mir natürlich nicht erzählt, dafür viele andere lustige Geschichten, bis wir endlich bei Megastore ankamen.

"So baby drive me closer to the tackstore in your Rover." sang Pascal mit furchtbar verstellter Stimme und ich lachte.

"Wie zur Hölle kommst du auf sowas?"

"Ich folge da so einer Pferdeseite, damit ich auch lustige Witze über Pferde machen kann, die du verstehst. Und weil die überwiegende Masse der Reiter weiblich sind kann ich auf Turnier alle beeindrucken indem ich sowas sage. Kommt rüber als hätte ich Ahnung."

Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. "Eh nicht."

"Also das mit der Pferdeseite stimmt tatsächlich." löste er schulterzuckend auf.

"Manchmal frage ich mich ja schon womit ich dich verdient hab." murmelte ich nachdenklich. "Dafür, dass wir nie tiefgründige Gespräche führen, bist du ziemlich aufmerksam."

"Geb' mir Mühe."

Inzwischen waren wir schon in dem Store drin. Hier gab es wirklich alles für den Sport und das Drumherum.
Zuerst erledigten wir die Sachen, die zügig gingen: Schabracken und Gamaschen.
Pascal bestand darauf eine Schabracke für Primo auszusuchen und wurde schnell fündig. Mit der Auswahl konnte ich gut leben, sie war dunkelblau mit braunem Rand und silberner Kordel. Schön schlicht. Die würde ich für Turnier lassen.
Die zweite, die für unser Training vorgesehen war, suchte ich aus. Nach einigem Hin und Her entschied ich mich für eine Brombeerfarbige. Etwas Farbe musste schon sein, außerdem war ich mir zu 100 Prozent sicher, dass sie dem Hengst wunderbar stehen würde. Bei den Geländegamaschen wählte ich ebenfalls dunkelblaue aus, dann wäre zumindest das Turnieroutfit für Primo schon mal komplett.
Auf der Suche nach einem Jacket stolperte ich noch über ein dunkelblaues Poloshirt, was ich einfach einpacken musste.

Das allerschwierigste waren die Stiefel. Fast hätte ich mich ja ebenfalls für dunkelblaue Wildlederstiefel entschieden, aber entschied mich dann doch für die klassische Variante.

Primo Victoria - Von Hengsten und MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt