Das Kapitel von Familie und Kollegen

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Am Morgen meines Geburtstages war ich alleine zuhause. Meine Eltern hatten mich ausschlafen lassen, doch zu der Zeit, zu der ich wach wurde, waren sie schon längst auf Arbeit. Mein Smartphone zeigte mir die Uhrzeit: 8:23 Uhr. Außerdem gab's einige Nachrichten von meinen Freunden und von Martin.
_Liebste Camilla, wünsch dir zu deinem Geburtstag alles gute, viel Gesundheit, dass alle deine Wünsche in Erfüllung gehen und wir eine schöne Zeit zusammen verbringen. Zu kitschig? :D Ich schaff's heute nicht zu dir, aber bin morgen am Start._ schrieb Martin und ich musste grinsen. Dann ging ich noch die anderen Nachrichten durch und beantwortete sie, bevor ich ins Bad hüpfte. Inzwischen schien es Gilberts Ritual geworden zu sein mir morgens zufällig über den Weg zu laufen und mich bei meinen Tätigkeiten zu beobachten. Er saß auf dem kleinen Hocker, neben der Monstera und schaute an den dunkelgrünen Blättern vorbei. Ob er sich alleine langweilte?

Auf dem Weg zum Gestüt sammelte ich meinen Opa ein. Oma versprach am Nachmittag vorbeizukommen. So wie immer.

Als wir ankam lud mein Opa den Kuchen vom Rücksitz aus und gemeinsam gingen wir hinüber zum Wohnhaus. Alle waren da! Ich grinste breit. Während wir die Treppenstufen hinaufgingen stimmte Mr. Chapman ein Geburtstagslied an. Diese peinliche Situation, wo man hilflos in der Gegend rumstand und sich das Schauspiel ansah. Klassiker. Als die vier fertig waren klatschte ich amüsiert und sagte dann halbwegs unbeholfen: "Ich hab Kuchen."

Ich bekam von Henna eine dicke Umarmung, außerdem überreichte er mir eine Tüte mit einer Trense. "Hoffe ich hab die richtige rausgesucht, wenn nicht musst du nochmal persönlich vorbeikommen."

Die anderen schüttelten mir die Hand und sprachen mir ihre Glückwünsche aus. Mr. Chapman überreichte mir ein weiteres Geschenk und einen kleinen Blumenstrauß mit verschiedenen orangen Blumen. Bevor ich die Geschenke auspackte holten wir zuerst Teller, Besteck und ein Messer aus der Küche und ich schnitt meinen Blechkuchen an. Ich saß zwischen Opa und Henning auf dem Sofa, am Kopfende Mr. Chapman und gegenüber Jörg und Thomas. Als endlich jeder Kuchen auf seinem Teller hatte öffnete ich die Geschenke. Mr. Chapman merkte an: "Vielleicht ganz passend für die Turniere, da du uns ja nun offiziell vertrittst."

Ich konnte mir zwar denken, was drin war, da es sich sehr verdächtig anfühlte, allerdings überraschte es mich doch ein wenig als ich die Schabracke hervorzog. Sie war in einem goldbraun, mit Lammfellbesatz und dem Gestütslogo. Die Qualität war großartig und sicher war sie nicht billig gewesen. Erschrocken sah ich auf. Thomas sein Blick war der erste den ich traf und er grinste nur.

"Die Jungs haben auch welche bekommen." erklärte Mr. Chapman beschwichtigend.

Beruhigt atmete ich wieder aus.
"Sie ist wirklich schön, danke. Wer hat die ausgesucht?"

Henna meldete sich: "Ich war das. Gefällt dir das Logo?"

"Das war Henning seine erste Amtshandlung damals." fügte Mr. Chapman väterlich hinzu.

"Mega." antwortete ich begeistert.

Danach zog ich die Trense hervor. Henning hätte keine schönere aussuchen können. Sie war dunkelbraun mit einem gold-orangenen Stirnband und abnehmbaren Sperrriemen.

Auch an meinem Geburtstag konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen Primo zu reiten. Während mein Opa noch auf der Terrasse blieb um mit seinem alten Freund zu erzählen gingen Henning und ich rüber zum Stall. Schnell schnallte ich ein normales Gebiss in die neue Trense und holte dann Primo zum Putzen auf den Gang.

"Hab ihn schon geputzt." meinte Henna grinsend als er vorbeiging. "Wusste, dass du reiten willst."

"Du bist der beste!"

Also blieb nur noch satteln.

Statt zum Platz ritten wir allerdings in den Wald. Ausritte mit Henning waren so Highlights für sich. Diesmal saß er wieder auf Cashmaker. Diesmal quetschte ich Henna allerdings über die Amerikaner aus.

"Oh, Charlie wirst du mögen." meinte er amüsiert. "Ihr seid ziemlich ähnlich gestrikt. Wen sie so bei hat weiß ich aber nicht. Die Mädels wechseln oft, sind selten zweimal die gleichen... Und? Feierst du heute dick?"

"Nee, heut noch nicht. Nachher nur mit Familie noch ein bisschen, ansonsten heb ich das wohl auf."

Als wir zum Gestüt zurückkehrten und ich Primo abgesattelt hatte, war es schon wieder Zeit zu gehen. Ich sammelte meinen Großvater auf der Veranda ein und verabschiedete mich von allen. Jetzt wollte ich einfach nur duschen und dann Zuhause alles vorbereiten. Geburtstage waren irgendwie auch stressig, am liebsten hätte ich noch mehr Zeit im Stall verbracht.

Nachdem ich fertig war mit duschen und gerade noch einen Kuchen aus dem Ofen holte kam mein Dad von der Arbeit. Der Schlüssel drehte sich geräuschvoll im Türschloss und als die Tür aufschwang blickten meine Mutter und ich überrascht auf einen riesigen Strauß verschiedenster Blumen, noch bevor mein Vater überhaupt richtig eingetreten war. Beinahe zeitgleich entfuhr meiner Mutter und mir ein entsetzter Laut.

"Na, wo ist mein Geburtstagskind?!" rief mein Vater amüsiert.

Ich ging zu ihm herüber. Die Umarmung war etwas unbeholfen, da keiner von uns beiden wirklich wusste, wohin mit dem Strauß - bis meine Mom ihn übernahm.

"Hast du ihr das Geschenk schon überreicht?" erkundigte sich mein Vater bei meiner Mutter als er mich wieder freigab.

"Nein, ich wollte damit warten bis du da bist."

"Bin da!" entgenete er belustigt und wartete bis sie mit einem Umschlag wiederkerhrte."Wir haben wirklich hin- und herüberlegt, aber wussten nicht so richtig, was du für deine Ausbildung und dein Pferd noch brauchst... Deswegen, um dich zu unterstützen, haben wir gedacht, dass dir mit einem Gutschein mehr geholfen ist... Auch wenn wir lieber ein richtiges Geschenk in der Hand gehabt hätten."

Meine Mutter fügte hinzu: "Es steht kein Wert drin. Aber lies die Karte!"

Ich nahm den Umschlag entgegen und öffnete ihn.

Liebe Camilla, wir wünschen dir zu deinem Geburtstag von Herzen alles, was du dir für dich selbst wünscht. Um dir bei deinem weiteren Weg im Reitsport bestmöglich zu helfen darfst du dir in einem Laden deiner Wahl eine neue Kappe aussuchen und dein Turnieroutfit zusammenstellen. Safety first :)
Mama & Papa

Ich fand keine richtigen Worte, stattdessen zog ich die zwei in eine Umarmung.
"Das bedeutet mir so viel." schniefte ich.

Primo Victoria - Von Hengsten und MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt