Die Rumtreiber in Hogwarts - Das erste Jahr

4. Die Reise mit dem Hogwarts-Express

In der Nacht auf den 1. September konnte Remus nicht schlafen. Die Aufregung und Vorfreude auf Hogwarts hielten ihn wach, aber auch die Angst. 

So hatte er sich unter seiner Bettdecke verkrochen und las mithilfe des Lichts von seinem neuen Zauberstab in seinem Buch für Verwandlung. Es war wirklich furchtbar interessant und Remus freute sich, bald den Unterricht besuchen zu dürfen. Außerdem hatte der Vorbesitzer Notizen an den Rand geschrieben, nicht nur Tipps, wie man die Sprüche leichter ausführen konnte, sondern auch Witze oder Dinge wie „Nach der dritten Ritterrüstung im Zauberkunstkorridor rechts abbiegen". 

Remus wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, aber er brannte darauf, es herauszufinden. Es war mittlerweile kurz vor eins und obwohl er ein Gähnen nicht unterdrücken konnte, wusste er, dass er kein Auge zu tun würde, sollte er versuchen zu schlafen. Also blätterte er die Seite in seinem Buch um und entdeckte einen sehr interessanten Zauber:

Evanesco. Dieser Spruch lässt jegliche Gegenstände verschwinden. Er unterscheidet sich insofern von anderen Zaubern, dass die Gegenstände nicht einfach unsichtbar werden oder an einem anderen Ort wiederauftauchen, sondern wirklich verschwinden. Desmond der Donnernde allerdings äußerte als erster den Verdacht, dass die Gegenstände vielleicht doch nicht wirklich verschwinden, sondern einfach irgendwo auf der Welt wiederauftauchen, nur weit genug weg, sodass der Vorbesitzer sie nie wiederfindet. Sollten Sie also Ihre Socken mit Evanesco verschwinden lassen, besteht der begründete Verdacht, dass sie vielleicht in Kolumbien wiederauftauchen.

Remus grinste. Das würde er nur zu gern ausprobieren, allerdings brauchte er alle seine Socken noch. Irgendwann übermannte ihn die Müdigkeit dann doch und nachdem er sich hingelegt hatte, schlief er recht rasch ein.

Am nächsten Morgen wachte Remus trotz der langen Nacht früh auf, aber das war nicht schlimm, so konnte er noch die letzten Sachen in seinem Koffer verstauen und mit Lyall in Ruhe frühstücken. Sie hatten dann trotzdem noch massig Zeit, aber da Remus es nicht mehr abwarten konnte, beschloss Lyall, dass sie auch jetzt schon nach London apparieren konnten. 

Remus nahm Lyalls Arm und ihn ergriff das bekannte Gefühl sich viel zu schnell um sich selbst zu drehen. Es dauerte kaum einen Sekundenbruchteil und sie kamen in einer Seitengasse in der Nähe des Bahnhofs King's Cross wieder raus, denn nach Hogwarts reisten die Schüler mit dem Zug. Niemand war dort, der ihr plötzliches Auftauchen hätte bemerken können. So legten Lyall und Remus die letzten paarhundert Meter zu Fuß zurück, Lyall zog Remus Koffer hinter sich her, der fast so groß war wie der eher kleine und dünne Remus selbst. 

Im Inneren des Bahnhofsgebäudes herrschte hektisches Treiben, Menschen versuchten ihren Zug noch zu erreichen, bahnten sich einen Weg nach draußen oder weiter zur U-Bahnstation. 

„Wo müssen wir denn hin?", fragte Remus Lyall, „auf dem Ticket steht Gleis neundreiviertel." 

Remus war das ein bisschen komisch vorgekommen, denn er hatte in der Schule genug von Muggeln gelernt, dass er wusste, dass eigentlich niemand einen Bahnsteig nach einer so krummen Zahl benennen würde. Allerdings wusste er auch genug über Zauberer, dass ihm klar war, dass die es sofort tun würden. 

„Hier entlang", sagte Lyall, der mittlerweile begonnen hatte breit zu lächeln. „Ist schon eine Weile her, dass ich das erste Mal nach Hogwarts gefahren bin, aber das vergisst man nicht so schnell." 

„Das glaube ich", sagte Remus und kuschelte sich an seinen Vater. 

In diesem Moment fühlte er sich glücklich und einfach nur dankbar, dass er nun doch noch diese Chance erhalten hatte. Er folgte Lyall an einigen Gleisen vorbei, vorbei an Gleis neun, doch von Gleis neundreiviertel war nichts zu sehen, als nächstes kam schon Gleis zehn. Ein wenig verdutzt sah Remus sich um und Lyall begann zu lachen. Er hatte Remus zwar erzählt, dass man mit dem Zug nach Hogwarts fuhr, aber wie man genau zum Gleis kam, hatte Lyall ausgelassen, vermutlich um Remus jetzt damit zu überraschen.