Die Rumtreiber in Hogwarts - Das erste Jahr

36. Prüfungen

„Hatschiie", Remus wachte von seinem eigenen Niesen auf. Er öffnete die Augen und blickte in Sirius' Gesicht, das nur einige Zentimeter von seinem eigenen entfernt war. Erschrocken wich Remus zurück, dabei fielen einige Schreibfedern auf dem Boden, die offenbar auf ihm gelegen hatten. Eine weitere Feder hatte Sirius noch in der Hand. 

„Ich wollte nur sehen, wie viele Federn man auf dir balancieren kann, während du schläfst", sagte er in einem Tonfall, als würde er erklären, er habe sich Remus' Verwandlungsbuch ausgeliehen. 

Anscheinend hatte er versucht, eine Feder auf Remus' Nase zu platzieren und davon hatte Remus niesen müssen. Es waren nur noch zwei Wochen bis zu den Prüfungen und Remus hätte überhaupt nicht einschlafen dürfen. Es saß in einem Sessel im Gemeinschaftsraum, sein Buch für Geschichte der Zauberei noch auf dem Schoß. Die letzte Verwandlung und die vielen darauffolgenden Stunden des Lernens, mit denen er versucht hatte, die verlorenen Tage wieder wettzumachen, hatten ihn doch ganz schön mitgenommen. 

Was aber eigentlich noch tragsicher war: Hatte Sirius zwei Wochen vor den Prüfungen nichts Besseres zu tun, als Federn auf ihm zu balancieren? Anscheinend nicht, denn nun setzte er ein Gespräch mit James über Quidditch fort. 

Ab und zu hatten die beiden nun ja doch mal ein Buch aufgeschlagen und gelernt, aber sie investierten nicht annähernd so viel Zeit wie alle anderen Erstklässler. Farin saß mit Grace in einer anderen Ecke des Gemeinschaftsraums und sie fragten sich ab. Marlene und Ruby waren in ihre Aufzeichnungen vertieft, von Lily und Florence war nichts zu sehen, aber sie waren ganz sicher in der Bibliothek und lernten dort. 

Immerhin schienen James, Sirius und Peter tatsächlich über den Prüfungsstress endgültig aufgegeben zu haben, Remus wegen seines monatlichen Verschwindens zu löchern. Es war schon fast beunruhigend, wie sie das Thema überhaupt nicht mehr erwähnten. Immerhin, hinter sein Geheimnis konnten sie wohl kaum gekommen sein, sonst säßen sie jetzt nicht mehr so seelenruhig hier bei ihm. 

Da auch Peter Remus kaum noch um Hilfe beim Lernen bat, sondern James und Sirius ihm jetzt viel halfen, hatte Remus nun tatsächlich genug Zeit, sich auf den Stoff zu konzentrieren. In den nächsten Tagen fühlte er sich allmählich nicht mehr so müde und seine Nervosität vor den Prüfungen stieg, sodass er fast seine ganze freie Zeit für Wiederholungen nutzte. 

Es schien sich eine eigenartige Stille über das Schloss gelegt zu haben, da nun alle Schüler für ihre Abschlussprüfungen lernten. Mittlerweile spielten auch James und Sirius keine Streiche mehr, sondern konzentrierten sich mehr oder weniger auf das Lernen. Wie die meisten sah zwar auch Remus immer wieder sehnsüchtig nach draußen, wo sie jetzt viel lieber wären bei den sommerlichen Temperaturen, doch ihm war es wichtig, dass seine Prüfungen gut liefen. Er war sich der Chance, die er bekommen hatte, als er nach Hogwarts gehen durfte, immer noch sehr bewusst und er wollte sein allerbestes geben. 

Und schließlich, Remus wusste gar nicht, wo die Zeit so plötzlich hin war, stand ihre erste Prüfung in Geschichte der Zauberei an. Remus war furchtbar nervös, fühlte sich aber nicht schlecht vorbereitet. Während die Erstklässler vor dem Klassenraum warteten, um für die Prüfung hineingelassen zu werden, murmelten viele noch einmal Zahlen und Namen, die sie wissen mussten, vor sich hin oder gingen noch einmal ihre Notizen durch. 

James und Sirius lehnten augenscheinlich entspannt an der Wand, doch Remus kannte sie mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie auch nervös waren. Peter allerdings war kreidebleich und sah aus, als würde er sich gleich übergeben. Remus murmelte ihm noch ein paar aufmunternde Worte zu, doch das schien nicht viel zu bringen, Peter nickte nur und sah weg. 

Schließlich öffnete Professor Binns ihnen die Tür, sie traten ein und setzten sich. Vor Remus lag ein umgedrehtes Pergament. Er holte seine Feder und Tinte aus der Tasche und atmete tief durch.