6. Willkommen in Gryffindor

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Nachdem sie alle so viel gegessen hatten, wie sie konnten und irgendwie auch noch Nachtisch verdrückt hatten, war es an der Zeit, in die Gemeinschaftsräume zu gehen. Remus freute sich schon sehr, den der Gryffindors zu sehen, Lyall hatte erzählt, wie schön und gemütlich er ihn gefunden hatte. 

Fabian Prewett, einer der Vertrauensschüler, versammelte die Erstklässler um sich. Er war ein großer schlanker Fünftklässler mit rotem Haar. „Folgt mir", sagte er, „ich zeige euch, wie ihr zum Gemeinschaftsraum kommt." 

Sie reihten sich in die Scharen von Schülern ein, die die Große Halle verließen. Die Slytherins liefen eine Treppe hinunter, augenscheinlich in die Kerker, die Huffelpuffs gingen nach rechts, mit den Ravenclaws liefen sie noch einige Stockwerke gemeinsam nach oben, dann trennten sich auch ihre Wege. 

„Ihr müsst aufpassen, die Treppen ändern gern die Richtung", rief Fabian Prewett, gerade als die nächstgelegene Treppe sich für eine neue Richtung entschied. „Außerdem gibt es Trickstufen, mit der Zeit lernt ihr, sie zu überspringen." 

Hogwarts war wahrhaft magisch und Remus schien es, als gäbe es hinter jeder Ecke etwas Neues zu entdecken. In den Gängen gab es Rüstungen und Statuen und an den Wänden hingen die skurilsten Porträts. Remus entdeckte eins auf dem eine Ansammlung von Zootieren zu sehen war und auf einem anderen betranken sich gerade ein paar betagtere Zauberer. Sie prosteten ihnen zu, als sie vorbeigingen. 

Eine Treppe änderte leider die Richtung, als sie fast schon oben waren und so mussten sie wieder zurück und einen anderen Weg nehmen. Es waren viele Treppen und Remus blieb irgendwann hinter den anderen zurück, erschöpft wie er noch von der letzten Verwandlung war. Das wird sicher lustig, das rund um die Verwandlungen mehrmals am Tag zu machen, dachte er ein wenig verzweifelt. Er gab sich Mühe, die anderen nicht zu verlieren, da stupste ihn jemand von hinten an. „Marc", keuchte Remus, einen Moment später tauchte auch Nilay auf. 

„Wir sind so stolz auf dich! Du bist ein kleiner Gryffindor!", sagte Nilay breit grinsend. 

„Nein, im Ernst, wir sind stolz auf dich", sagte Marc. 

„Hast du die Anderen verloren?", fragte Nilay. 

„Ja", sagte Remus, denn von den anderen Erstklässlern war tatsächlich nichts mehr zu sehen. 

„Na gut, dass du uns hast", sagte Marc, „komm mit." 

Zusammen stiegen sie noch einige Stufen hinauf, bis sie vor einem Porträt stehen blieben, auf dem eine doch etwas fülligere Dame in einem rosa Kleid zu sehen war. „Das hier ist die Fette Dame und der Eingang zum Gryffindorgemeinschaftsraum", sagte Marc, „wir haben uns das Passwort eben schon bei Fabian abgeholt. Schrumpelfeige", sagte er an das Porträt gewandt. 

Die Fette Dame nickte und das Porträt schwang zur Seite, es gab den Blick auf einen Durchgang frei. Remus kletterte hinter Marc und Nilay hindurch und staunte nicht schlecht, als er sich im Gemeinschaftsraum der Gryffindors wiederfand. Es war ein großes, rundes Turmzimmer, überall standen kuschelig aussehende Sessel und Sofas und im Kamin prasselte ein Feuer. An den Wänden hingen Gryffindorbanner und das meiste war in den Farben des Hauses, Rot und Gold, gehalten. Einige Schüler saßen auch an den zum Arbeiten bereitgestellten Tischen und es gab sogar ein paar Bücher, die in Regalen an der Wand standen, für die sich aber keiner sonderlich zu interessieren schien. Es war wie ein riesiges, gemütliches Wohnzimmer. 

 „Willkommen in Gryffindor!", sagte Marc. 

„Es ist klasse", sagte Remus. Ein Stück weiter vorn entdeckte er die anderen Erstklässler. „Ich gehe besser rüber, danke, dass ihr mich hierhergebracht habt." 

„Immer gerne", sagte Nilay. 

Remus stellte sich zu Lily und Florence und hörte gerade noch wie Fabian Prewett sagte: „...Mädchen rechts die Treppe hoch und die der Jungen links." 

„Dann erkunden wir mal unser neues Reich", sagte Sirius weiter vorn vergnügt. 

James, Peter, Farin und er stiegen eine Treppe links von ihnen hoch, Remus folgte ihnen, dort ging es wohl zu den Schlafsälen. Natürlich hatten die Erstklässler den bekommen, der am weitesten oben lag. Mist, dachte Remus. 

Sirius stieß die Tür auf und die Erstklässler traten ein. Es war ebenfalls ein rundes Zimmer, in dem fünf riesige Himmelbetten standen. Ihre Koffer waren auch schon oben und James hatte offensichtlich eine Eule, die ihn schurrend begrüßte. Es war wirklich schön. Remus setzte sich auf sein weiches Bett und dankte Professor Dumbledore in Gedanken noch einmal dafür, dass er hier sein durfte. 

In diesem Moment traf ihn ein Kissen mitten ins Gesicht. James war schon dabei in Deckung zu gehen, als Remus in den Gegenangriff überging, aber er traf ihn trotzdem und so brach in dem kleinen Turmzimmer eine riesige Kissenschlacht aus, die erst endete, als alle fünf Jungen keuchend auf ihren Betten lagen und Peter um Gnade flehte. Remus tat alles weh, aber er lachte, wie er schon lange nicht mehr gelacht hatte. 

Als sie sich dann bald schlafen legten, denn es war ein langer Tag gewesen, blieb Remus noch wach und las. Er war glücklich, so glücklich in Hogwarts sein zu dürfen und er freute sich riesig, wenn morgen der Unterricht losging. Er holte Pergament und Feder aus seinem Koffer und schrieb einen Brief für Lyall. Er schrieb ihm, dass er nach Gryffindor gekommen war, er erzählte von der Zugfahrt mit Nilay und Marc und dass Hogwarts wunderschön war. 

Schließlich kletterte er noch mal aus dem Bett und setzte sich ans Fenster. Der abnehmende Mond stand am Himmel über dem Verbotenen Wald, dessen Baumwipfel sich dunkel gegen den Nachthimmel abhoben. In der Ferne sah Remus die Gewächshäuser und dahinter regte sich die Peitschende Weide. Remus war schon gespannt, was die nächste Zeit bringen würde.

Die Rumtreiber in Hogwarts - Das erste JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt