Fick dich

~•●Kapitel 3●•~

[6.1.23 Anm.d.Autorin Bitte Kapitel Reihenfolge beachten. Wattpad bringt sie durcheinander und ich kann sie nicht wieder korrekt ordnen!]

"Aaiko Adashi"
"Anwesend!"
"Aiba Manami"
"Hier!"
...
...
"Keigo Takami"
"Jap..."
"... was ist denn mit ihnen passiert? Sie sehen schrecklich aus!" Jaaa, da muss ich Herr Aizawa wohl zustimmen.
Dezent verlegen kratze ich mir den Kopf, grinse und antworte: "Ach wissen sie, mein Sparringpartner und ich haben es gestern etwas übertrieben im Training. Wollten mal wieder unter realen Bedingungen trainieren, ist wohl etwas ausgeartet, hehe."

Herr Aizawa zieht eine Augenbraue hoch, glaubt wohl nicht so ganz meine Geschichte, fährt dann aber weiter mit der Anwesenheitsliste.
Toya beschenkt er lediglich mit einem "nicht-schon-wieder" Blick, sagt aber nichts weiter dazu. Scheint wohl nicht das erste Mal zu sein, wo sowas vorkommt.
Und so wie ich es erwartet habe, die vier, mit denen ich gestern gelernt habe, glauben mir auch nicht so ganz und bestürmen mich in der ersten Pause gleich mit Fragen.
"Was ist dir passiert? Und komm nicht mit deinem Sparringpartner, du hattest gestern doch kein Training? Bist du etwa mit Todoroki aneinander geraten?", flüstert David leise in meine Richtung.
"Ach, ihr macht euch zu viele Gedanken! Das ist doch gar nichts, ich sah früher schon schlimmer aus!"
"Sag nicht, du bist auch so n Schlägertyp wie die Rowdys, das fehlt uns gerade noch!", meint nun Kaoruko.
Ich schüttel den Kopf.
"Nein, ganz bestimmt nicht! Hab früher Wettkämpfe im Kickboxen gemacht, da sah ich öfters so aus, also nichts schlimmes, wirklich nicht!" Versuche ich den Fragen auszuweichen. So ganz gelogen ist das schliesslich nicht. Und hätte ich nicht einen ebenso starken Gegner gehabt, würde ich jetzt bestimmt ganz ohne eine Schramme hier sitzen. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich den Kampf sogar etwas genossen, seit ich ein bestimmtes Level erreicht habe, muss ich immer gegen viel ältere kämpfen, da mir in meiner Altersklasse niemand wirklich die Stirn bieten kann.
Deshalb ist es mir eigentlich auch verleidet und ich würde gerne aufhören.

Wo Touya so gut kämpfen gelernt hat, würde mich aber doch sehr interessieren.
Heimlich schiele ich in seine Richtung.
Und treffe auf eiskalte türkise Augen, die mir sogleich einen Schauer den Rücken hinunterlaufen lassen.
Verdammt! Erschrocken schaue ich sofort wieder weg. Was war denn das bitte gerade? Meine Gedanken wirbeln gerade unkontrolliert herum, das Gewirr der Stimmen um mich herum nehme ich nicht mehr wahr.
Wieso verwirrt mich das jetzt gerade so?
"Hey Keigo? Keigo?"
Ich werde aus meinem Strudel herausgerissen.
"Hmm?"
"Hörst du überhaupt zu?", werde ich gefragt.
"Eeehm, sorry, nein... bin gerade weggedriftet. Kannst du dich bitte wiederholen?"
"Boah, ernsthaft? Ich habe gerade gesagt, dass wir in Bio noch ne Gruppenarbeit haben, und wir die unbedingt zusammen machen sollten."
Manami schaut mich fragend an.
Ich nicke: "Wie gross darf denn die Gruppengrösse sein?"
"Ah, zwischen zwei und vier. Da aber du neu bei uns bist, wird sie bestimmt eine Ausnahme machen, wenn wir fragen. Das Thema muss einfach dementsprechend anspruchsvoll sein, aber ich denke, das ist kein Problem."
"Aha. An was für ein Thema hättet ihr denn gedacht?"
Die anderen schauen sich nur an, zucken dann etwas Ratlos die Schultern.

Ich denke kurz nach, dann schlage ich vor: "Was haltet ihr vom Thema Muskeln. Unterthema Muskelqualität, und was für Faktoren die Qualität beeinflussen. Wie zB. Doping sich auswirkt. Und die unterschiedlichen Anforderungen an die Muskeln in verschiedenen Sportarten."
Die vier schauen mich etwas sprachlos an.
Dann schlägt mir David auf die Schultern: "Du bist ein Genie! Das ist natürlich eine gute Idee! Wenn wir mit so einer spezifischen Anfrage kommen, wird sie nicht nein sagen können!"
Es klingelt bereits wieder, und der Unterricht geht weiter. Zum Glück bekommen wir die Erlaubnis, zu fünft an dieses Thema zu gehen. 

Und so geht der Tag schnell vorbei.

Wir gehen wieder zu fünft nach unten, wir verstehen uns super und wollen wieder zusammen lernen. Heute morgen habe ich die Erlaubnis von meinen Erziehungsberechtigten eingeholt, allerdings muss ich pünktlich wieder zuhause sein.

Doch bei den Schliessfächern muss ich leider feststellen, dass die vier schon wieder vor meinem Fach stehen. Die kleine Irre ist aber heute nicht hier. Notiz an mich, ich sollte denen einen Spitznamen geben...
"Oh, shit. Ist nicht dein Schliessfach bei den Proleten?", flüstert mir Kaoruko ins Ohr, als sie die anderen entdeckt.
"Jop, leider. Hoffentlich machen die heute keinen Ärger..."
Ich seufze und atme tief durch. Dann gehe ich entschlossen auf die Gruppe zu.
"Bist du irre?", versucht mich Manami aufzuhalten: "Warte noch einige Minuten, dann sind sie weg. So machen das alle hier!"
Ich nehme ihre Hand, die sie mir auf die Schulter gelegt hat, und löse mich davon.
"Keine Angst, die können mir nichts. Ich hingegen habe keine Lust, so lange zu warten.
Mit einem sanften Lächeln drehe ich mich um und stelle mich den vieren.

"Todoroki? Du stehst schon wieder vor meinem Spind. Würdest du bitte...", und ich mache mit den Händen diese 'geh bitte da rüber' Geste.
Der Kleinste der Gruppe dreht sich bedrohlich zu mir um.
"Ist er das?", fragt er seine Kollegen.
"Hey, Shiga, lass mal. Der ist es nicht wert..."
Der Blick von diesem Schwarzhaarigen durchbohrt mich wieder.
Der andere kommt auf mich zu, geht um mich rum und mustert mich eindringlich.
Der scheint, obwohl er der Kleinste und offensichtlich auch der Jüngste ist, der gefährlichste zu sein. Keine Ahnung, was es ist, aber mein Instinkt warnt mich vor ihm. Nicht, dass ich Angst hätte, überhaupt nicht, dennoch darf ich den nicht unterschätzen. 

Ich grinse den Typen an.
"Freut mich, dich kenne ich noch nicht. Du bist nicht auf unserer Klasse. Ich bin Keigo Takami."
Doch statt einer Antwort blickt er mich nur bedrohlich an,  ehe er seinen Jungs (ich bin mir sicher, dass er der Kopf dieser Schlägerbande ist) mit einem Kopfnicken zu verstehen gibt, dass sie abrauschen wollen. Dabei lässt er mich nicht aus den Augen. Ich hingegen kann die ängstlichen Blicke der anderen um mich herum spüren.
Die Luft ist so dick, man könnte sie bestimmt in Stücke schneiden.
Im Nachhinein wird mir erzählt werden, dass es für Außenstehende gewirkt hat, als würden sich zwei Spitzenprädatoren begutachten, wer wohl der Stärkere sein wird.
Dass ich mit dem früher oder später noch Ärger haben werde, ist wohl vorprogrammiert.
Aber immerhin, ich komme endlich an mein Schuhfach.