~•●Kapitel 28●•~

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[6.1.23 Anm.d.Autorin Bitte Kapitel Reihenfolge beachten. Wattpad bringt sie durcheinander und ich kann sie nicht wieder korrekt ordnen!]

Er lässt mich nicht mehr an sich ran. Und ich habe aufgehört, ihn zu verfolgen. Wie gerne würde ich mit Fuyumi darüber reden, doch das darf ich nicht. Ich darf ihr nicht sagen, dass Dabi und ich was hatten. Beziehungsweise hätten, wenn da eben diese eine Sache nicht wäre. Es ist seine Entscheidung, wann und ob er sich überhaupt bei seiner Familie outen will, das darf und will ich nicht über ihn entscheiden. Sonst kann ich komplett vergessen, jemals wieder in seine Nähe zu kommen. 
Dennoch tut es so verdammt weh. Mein Herz zieht sich immer wieder zusammen, wenn ich ihn sehe, und noch mehr, wenn er demonstrativ nicht zu mir schaut. Jetzt ist wieder Freitag Nachmittag, und ich hoffe, dass wir die Englischklausur zurückbekommen, die wir gestern geschrieben haben, doch leider nein. 

Und so bricht die letzte Stunde vor dem Wochenende an, wieder Deutsch bei der alten Schrulle.
"So, liebe Klasse! Nur noch 50 Minuten, und das Wochenende ist da. Wie ihr wisst, habt ihr ja letzte Woche den Auftrag für ein Gedicht bekommen. Nun, ich habe es bereits fertig benotet, und ich muss sagen, es waren einige echt interessante Gedichte dabei!"
"Frau Lehrerin!", ruft es aus der letzten Reihe: "Habe ich gut abgeschlossen?" 
Sie schaut den Störenfried an, ehe sie antwortet: "Nein, Juri, deine drei Verse über die Zahnbürste deines Bruders, die du ins Klo gesteckt hast, hat keine besonders gute Note gegeben!"
Die Klasse lacht schallend. Juri ist der Klassenclown, der immer Scheisse baut, doch alle mögen ihn irgendwie. Er zieht ne Schnute.

"Ehm, wo bin ich stehen geblieben? Ah, ja, die Gedichte. Nun, wie gesagt, es gab eine echt interessante Auswahl an Themen, über die geschrieben wurde. Eben zum Beispiel Juris Bruders Zahnbürste, über einen runden Ball, aber eines sogar über das Gedicht, das ihr schreiben solltet. Aber eines hat mir am meisten imponiert. Es hat auch die Bestnote gekriegt. Ein klassisches Liebesgedicht. Und natürlich möchte ich euch dieses Werk nicht vorenthalten. Deshalb würde ich es euch nun vortragen."
Die Klasse schaut nun interessiert nach vorne, und ich kann von irgendwo flüstern hören, dass es bestimmt meines sei. Nur, dass ich kein Liebesgedicht geschrieben habe.

Sie kramt ein Blatt hervor und beginnt dann laut und deutlich, das Gedicht vorzutragen:

"Der Mensch, den ich liebe, hält mich oft wach
Ich denke an ihn bis spät in die Nacht
Kann nicht mehr schlafen, nicht mehr klar denken
Wieso musste ich bloss dir mein Herz schenken?

Es tut mir weh, wenn ihr euch küsst
Auch wenn ich wünscht, es wär nicht echt
Wünscht' ich, 's wär ich
Doch bin ich's nich'
Der in deinen Armen liegt
Sich an dich schmiegt
Sich in Geborgenheit wiegt
Deine ungeteilte Liebe kriegt
Und den du nie wieder gehen lässt

Alleine zu zweit, und doch nie zusammen
Will ich verbannen
Die Stunden, Minuten, die uns bitter trennen
Will zu dir rennen
Dir meine Gefühle gesteh'n
doch kann ich so schlecht mit Worten umgeh'n

Drum lass mich zitieren, 'nen Meister im Reim'n:
Seit ich ihn gesehen, glaub ich blind zu sein"

Während die Klasse stumm noch das Gedicht verdaut, fühlt es sich an, als würde es mein Herz zerquetschen. Ich weiss, wer das Gedicht geschrieben hat. Das zitierte Gedicht hat er nämlich bei mir im Nachhilfeunterricht übersetzt.

Dabi.

Nun beginnt die Klasse aufgeregt zu schwatzen, alle sind begeistert, während unsere Lehrerin schmunzelt. Dann legt sie das Blatt zur Seite, mitten in einen Stapel.
Plötzlich wird sie laut von einem der Schüler gefragt: "Wer hat denn das Gedicht geschrieben? War es Keigo?"
Doch sie lächelt nur geheimnisvoll: "Tja, wer weiss? Ich glaube, das..."

"Ich."

In der Klasse wird es still, alle schauen schockiert gebannt Dabi an, der die Lehrerin unterbrochen hat. 
"Ich habe das Gedicht geschrieben."
Nun muss die Schrulle lächeln: "Ich hätte nie gedacht, dass du so gut darin bist! Dass du sogar Adelbert von Chamisso zitierst. Nun, das eröffnet eine sehr persönliche Seite von dir, gefällt mir. Ich hätte nicht gedacht, dass du willst, dass alle wissen, dass dies von dir stammt, doch wenn das okay ist für dich, gratuliere zur Bestnote!"

Damit nimmt sie den Stapel und beginnt, die Arbeiten zu verteilen. Den Rest der Stunde konnte ich mich nicht mehr konzentrieren, die ganze Klasse war heimlich (als ob das die Deutschlehrerin nicht merken würde) am diskutieren, wer denn Dabis Herz erobert hat. Und, ob das überhaupt echt war, oder einfach so ein Gedicht. Und vor allem, dass seine Liebe unerwiedert zu sein scheint. Was er vielleicht auch denkt, dennoch weiss ich es besser.

Da vor allem Stimmen laut wurden, wieso seit ich IHN gesehen stand, wurde kurz das Gerücht herumgereicht, dass er es für einen Mann schrieb, doch die Lehrerin dementierte das, indem sie das Original vorlies. Und erklärte, dass Zitate Wort für Wort zitiert werden müssen, nicht abgeändert. Und so ging diese chaotische Stunde vorüber.
Sofort wollte ich zu ihm, doch er verschwand so schnell, und ich wurde mal wieder belagert, dass ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekam heute. Als ich versuchte, ihm zu schreiben, musste ich feststellen, dass er mich wohl blockiert hat. Dieses Arsch! Manchmal regt er mich gerade sehr auf. Er lässt mich wissen, dass es ihm beschissen geht, dass er nur noch an mich denkt, und dass ich ihn mal kann. Gerade weiss ich nicht, ob es mir nicht doch egal sein soll, wenn es die anderen erfahren, ich will ihn!

Doch ich kann es ihm nicht sagen! Er hört mir einfach nicht zu! Und das schlimmste? Dieses Wochenende kann ich nichts tun! Weil ich mit meinen Erziehungsberechtigten weg fahre. Wieso auch immer ich da unbedingt mit muss, doch ich kann mich nicht dagegen wehren. Und näher darauf eingehen will ich noch weniger.  Frustriert sitze ich also im Bus nach Hause.

Da klingelt auf einmal mein Handy. Fuyumi.
Schnell nehme ich ab: "Heyhey! Was gibts?"
"Hey Hawks! Kannst du mir sagen, was heute vorgefallen ist? Ich habe gehört, dass Dabi ein Liebesgedicht geschrieben hat. Stimmt das?"
Ich nicke, bis mir einfällt, dass sie mich ja nicht sehen kann: "Jap. Hat er."
Ihre Stimme hört sich nun schockiert an: "Nein! Sag nicht, dass er schon in jemand anderes verliebt ist! Das tut mir so leid für dich! Willst du darüber reden? Ich weiss doch, dass er dich immer weiter weg schiebt, je näher du versuchst ihm zu kommen. Soll ich mal mit ihm reden?"
"Nein, bloss nicht. Lass ihn mit dem Thema bitte in Ruhe, so wie sein Gedicht klang, hatte er mit dieser Person schon abgeschlossen. Er denkt, es sei eine unerwiderte Liebe."
"Oh... naja, vielleicht hast du ja dann doch noch eine Chance!"
"Fuyumi, schauen wir der Realität ins Auge. Ich bin ein Mann. Glaubst du echt, dass er auf Männer steht?"
Ich kann vor meinem inneren Auge sehen, wie sie ihren Finger an den Mund legt, so wie sie das noch gerne macht, wenn sie überlegt.
"Ich weiss, dass er noch nie n Mädel mit nach Hause brachte. Und auch sonst keinerlei interesse an Mädels im allgemeinen bezeugte. Daher, ja ich denke tatsächlich, dass er auf Männer steht."

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