Kapitel 29

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In Tränen versunken

Mittwoch,
21. Oktober

Nach dem ich von meiner Mutter die bittere Nachricht bekam, war das erste was mir einfiel Emin anrufen. Er fuhr schnellst möglichst zu mir. Wir beide gingen in ein Café. Er tröste mich, jedoch ohne Erfolg. Ich kam nicht klar. Es war so surreal. Ich konnte und wollte es nicht verstehen. Ich war ihm dankbar dafür, dass er nicht eine Sekunde von meiner Seite wich. Dies hätte nicht jeder tuen können.

Ich bat ihn, mich heute abzuholen, damit wir zusammen Aras sehen konnten. Wir vereinbarten eine Uhrzeit und trafen uns vor meiner Haustür. Dieses mal hatte ich nicht vor zu lügen. Ich warf mir provisorisch eine Hose und einen Hoddie über und lief runter zu meiner Mutter „Mama ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich Aras besuchen gehe." Meine Mutter hob ihren Blick von ihrem Handy. „Oke, soll dich jemand fahren. Ich sage schnell deinem Bruder Bescheid. Er fährt dich dann kurz bevor seine Arbeit beginnt." Ich überlegte etwas. Ich wusste nicht genau wie ich von Emin abgeholt richtig ausdrücken konnte. „Ich werde abgeholt.", sagte ich in einem leisen Ton. „Von?", hackte meine Mutter nach. „Äh ich gehe mit Emin ins Krankenhaus.", sagte ich schüchtern. Meine Mutter lächelte. „Er ist ein guter Junge. Du brauchst dich nicht vor mir zu schämen. Übrigens wenn du für Emin oder für jemand anderes Gefühle entwickelst, wäre es schön, wenn du mir davon erzählst." Ich schämte mich vor meiner eigenen Mutter. Ich würde ihr es ehrlicherweise sogar sagen, jedoch als sein Name fiel, fühlte sich mein Magen etwas komisch an. „Mama wir sind gute Freunde.", ohne auf weiteres zu hören, machte ich mich in mein Zimmer. In den nächsten Minuten klingelte schon mein Handy. Es blinkte sein Name auf. Ich nahm ab und schaute aus dem Fenster um zu gucken ob er schon da war. „Ich bin schon da. Ich warte auf dich unten.", sagte er freudig. „Ich brauche noch etwas, ich bin aber gleich da versprochen." Ich winkte ihm aus dem Fenster und machte anschließend die Gardinen zu. „Fünf Minuten.", sagte er scherzend. Wir legten auf und ich packte noch schnell meine Tasche. Ich guckte noch mal in den Spiegel und lächelte.
Ich verabschiedete mich von meiner Mutter. Sie begleitete mich bis zur Tür und sah Emin. Sie winkte ihm zu. Ich lief auf Emin zu und umarmte ihn. Meine Mutter guckte uns schmunzelnd an. Kurz darauf fuhren wir auch schon los.

Wir waren schon seid einer Weile angekommen. Wir standen nun vor der Intensivstation. Wir durften nur nach einander rein und ihn sehen. Wir wussten nicht wirklich wer als erstes rein sollte. Ich traute mich nicht und bat ihn als erstes rein zu gehen. „Ich brauche noch etwas Zeit.", er nickte, doch bevor er reingelassen wurde, kam der Arzt auf uns zu und erklärte uns einige Sachen. „Nun es ist unwahrscheinlich, aber er kann theoretisch auf eure Sätze reagieren, kann eventuell die Augen öffnen oder sogar kurze Sätze bilden, aber all dies sind vorübergehende Dinge, die derzeit unter Narkoseeinfluss passieren können." Wir hörten dem Doktor ganz Ohr zu. „Sätze die Sie hören, können vernünftige Sätze, als auch dumme Sätze sein. Sie können auch eine Bedeutung haben. Seine Familie, als auch seine Familie können nur seine Sätze verstehen. Ich bitte sie es kurz zu halten." Wir nickten beide und der Doktor zeigte Emin den Weg.

Ich ließ Ayda hinter mir und lief dem Doktor hinterher. Er zeigte mir den Raum in dem Aras lag. Ich bedankte mich und betrat den Raum und schloss hinter mir die Tür. „Mach dir keine Sorgen, draußen wartet Ayda. Sie ist am Boden zerstört. Was sie dir wohl sagen wird? Ich werde so lange an ihrer Seite stehen bis du aufstehst." Er lag ohne sich zu bewegen auf diesem Bett. Es hingen von überall Kabel herunter die zu seinem Körper führten. „Ich mag es nicht, auf diese Weise zu gewinnen. Wir wollten doch abwarten, für wen sie sich entscheidet. Aber jetzt werde ich dir etwas sagen, wo auch immer du bist, du wirst das hören und zurückkommen. Wenn du jetzt so gehst überlässt du mir Ayda. Bist du ein Feigling?" Das tat weh jemandem das zu sagen der im Koma lag. Es war aber nicht gemeint. Und das wusste er. „Du gehst nirgendwo hin, hast du mich verstanden? Habe den Mut und bleib.", ich lächelte ihn an. Egal wer oder was zwischen uns kommen wird. Ich würde immer noch an seiner Seite sein.

Ich erkundigte mich nach dem Raum, in dem Aras lag. Die Krankenschwester half mir und so gelangte ich zu dem Zimmer. Ich klopfte an der Tür, aber es kam kein Ton. Ich lief herein und sagte Emin's Namen um seinen Aufmerksamkeit zu kriegen. Er drehte sich um und guckte mich fragend an. „Was hast du mit ihm geredet?" Ich war neugierig, doch er sagte das sie nichts wichtiges beredet hatten.
Ich lächelte leicht und er verließ das Zimmer. Nun war ich alleine mit ihm.
Ich sagte zweimal seinen Namen. Er regte sich nicht. „Hast du nicht zu viel geschlafen?" Ich musterte ihn. Er hatte Farbe im Gesicht verloren. „Sind das deine Herzschläge?", fragte ich ihn und zeigte mir dem Finger auf den Monitor. „Bitte wach auf! Alle warten auf dich. Du bist nicht da. Unsere Stufe ist anders ohne dich. Es tut mir leid. Ich konnte nicht früher kommen. Ich hoffe du verzeihst mir.", sagte ich und wischte meine Träne weg. „Du bist nicht da und das raubt mir meine Kraft. Ich habe Schuldgefühle die ich nicht beschreiben kann. Mir ist das alles zu viel. Ich kann das nicht alles mit mir tragen. Ich fühle mich komisch. Keiner gibt mir die Antworten die ich brauche. Warum wachst du nicht auf? Komm schon, öffne deine Augen. Öffne bitte deine Augen. Ich bin hier bei dir. Aras bitte!" ich wischte mir meine restlichen Tränen weg und verließ den Raum.

Ich sah wie Emin auf eine Bank draußen saß. Ich lief auf ihn zu. Als er mich sah, fragte er mich wie es mir geht und ob alles in Ordnung wäre. Mich interessierte aber was anderes.
„Emin was hast du Aras auf der Intensivstation ins Ohr geflüstert kurz bevor ich gekommen bin?", er lächelte leicht und sagte folgendes. „Etwas das so wichtig ist, wie seine kleine Schwester."

Manchmal möchten Sie, dass Ihre Träume wahr werden, manchmal möchten Sie aber, dass Ihre Realität ein Traum ist.

𝐆𝐮̈𝐥𝐮̈𝐧 𝐝𝐢𝐤𝐞𝐧𝐢- 𝐃𝐢𝐞 𝐃𝐨𝐫𝐧𝐞 𝐝𝐞𝐫 𝐑𝐨𝐬𝐞 (unbearbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt