Kapitel 36

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Weise Worte

Montag,
16. November

Wir hatten endlich etwas Freizeit von der Schule. Unsere Lehrer hatten einen Ausflug geplant. Laut dem Eltern Brief wären wir heute in einem Saal. Wir würden uns eine Biografie von einem Mann an hören. Mehr wussten wir auch nicht. Ich zog mir etwas passendes an. Ich war besonders motiviert und zog mich heute etwas schicker an. Nach dem ich fertig war, machte mich auf den Weg. Emin hatte mit vorgeschlagen mich abzuholen. Ich wollte das aber nicht. Ich fühlte mich schlecht. Als würde ich ihn ausnutzen. Das tat ich aber nicht. Er bestand aber drauf. Wir fanden ein Kompromiss. Er würde mich bei dem Rückweg nachhause fahren. Mein Weg dauerte von mir Zuhause aus eine halbe Stunde. Mit Musik fühlte sich die fahrt halb so kurz an.
Ich sah aus der Ferne auf dem Parkplatz Emin stehen. Neben ihm waren auch schon Eda, Ergün und Berkay. Ömer war krank. Der arme hatte sich die Grippe eingefangen und Aras war zu spät wie immer. Die zwei Mädels waren nicht mehr bei uns in der Gruppe. Die hatten sich einem neuen Freundeskreis angeschlossen.
Unsere Chemie stimmte nicht so ganz.
Ich lief auf die Gruppe zu und umarmte alle. „Ohhh sie mal einer an. Für wen hat sich die Dame den so hübsch gemacht?", sagte Berkay charmant. „Berkay komm schon, Ayda  steht immer alles." Fing Ergün weiter mir Komplimente zu machen. Emin stand still daneben und guckte beiden zu. „Ayda meinem Schatz steht natürlich alles. Das muss man ihr nicht zwei mal sagen Ergün.", sagte Eda. „Jetzt hört auf. Irgendwann kriege ich nicht mehr genug von den Schmeicheleien." Dabei guckte ich in die Runde. Berkay und Eda liefen vor. Der Rest lief den beiden hinter her.

In dem Saal angekommen nahmen wir uns Platz. Der Herr auf der Bühne wartete bis wir zur Ruhe kamen. Aras war immer noch nicht da. Ergün hatte neben ihm ein platzt frei gehalten. Ich setzte mich neben Emin hin. Nach dem alle leise wurden fing der Mann an zu reden. „Hallo zusammen. Herzlich willkommen. Ich freu mich, dass ihr alle da seid. Mein Name ist Fynn Moyon. Fynn würde auch reichen. Vielleicht weiß es der ein oder andere schon. Ich werde euch heute über mein Leben aus der Straße erzählen. Ja ihr habt richtig gehört. Ich habe früher auf der Straße gelebt. Jetzt hab ich es aber geschafft von der Straße runter zu kommen." Ich hörte dem Mann aufmerksam zu. Das hatte ich nicht kommen sehen. „Ey wir hören uns eine Biografie von einem ex Obdachlosen an. Das ist echt krass Emin.", flüsterte ich leise. „Das ist erst der Anfang.", antwortete er daraufhin. Wir wendeten uns beide wieder nach vorne. „Fangen wir von ganz vorne an. Wie kam es eigentlich dazu. Ich hab früher in einer kleinen Wohnung gelebt gehabt. Ich finanzierte mir die Wohnung mit Kunstwerken die ich verkaufte. Ich kam gerade so um die Runden. Irgendwann lief das Geschäft nicht so wie ich es wollte. Ich konnte nicht mehr meine Miete bezahlen. Den ersten Monat sollte ich eigentlich nachzahlen. Das war kein Problem. Mein Vermieter war sehr rücksichtsvoll. Aber es blieb nicht mehr bei dem Monat. Ich konnte nämlich ein weiteren Monat nicht bezahlen. Ich fühlte mich unter Druck. Ich versuchte irgendwie Geld auf zu treiben, aber ich hatte kein Erfolg." Aras war jetzt auch da. Ich guckte kurz zu ihm. „Ihr könnt es euch denken. Es kam zu einer fristlosen Kündigung. Von einem auf den anderen hatte ich keine Wohnung. Ich hatte nicht viele Sachen. Ich lagerte einige Möbel bei Freunden. Andere wiederum wendeten sich von mir. Ich war ab dem Moment auf mich alleine gestellt. Das Wetter war zu Beginn ganz gut. Es blieb aber nicht mehr lange so. Ich entschied mich nach acht Monaten wieder Geld zu verdienen. Ich fing wieder mit dem malen an. Es ließ sich wirklich gut verkaufen. Es war nichts großes. Aber mir reichte es. Ich hatte in der Zeit nie mit Drogen und ähnlichem zu tuen. Für mich war das keine Lösung. Nach circa zwei Jahren kam eine nette blonde Frau auf mich zu. Sie hatte sich ein Bild ausgesucht in dem zwei Seelen ineinander verschwommen waren. Ich verkaufte ihr es. Sie sollte mir das zahlen, was ihr auf dem Herzen lag. Sie reichte mir 200€. Bis dahin hatte ich nicht annähernd so viel von jemandem bekommen. Es machte mich überglücklich. Ich konnte es aber nicht annehmen. Die Dame bestande darauf. Ich nahm das Geld an und sie verließ meinen Blickfeld. Sie kam danach immer wieder much besuchen. Sie brachte mir auch bei ihren kurzen Besuchen warmes Essen vorbei. Mal war es auch nur ein Kaffee. Sie lud mich auch zu sich nach Hause ein. Sie hatte mir auch einen Schlafplatz in ihrem Keller angeboten. Eigentlich wollte sie mir den Platz auf ihrem Sofa geben. Ich konnte das nicht akzeptieren. Ich wollte sie nicht stören und ihr auch keine Angst be machen. Nun ich wusste nicht was sie über mich dachte. Ich rechne es immer noch sehr hoch an. Sie hatte damals und jetzt auch mein größten Respekt. Es entwickelte sich in kurzer Zeit eine emotionale Beziehung auf. Wir fingen an gegenseitig Gefühle für einander zu entwickeln. Ich schaffte es mit ihr wieder auf die Beine auf zu stehen. Ich fand eine Wohnung und durfte in kurzer Zeit einziehen." Das was er uns erzählte war einfach nur faszinierend. Diese Frau an seiner Seite war echt stark. Seine Geschichte war sehr bewegend. „Zu guter letzt würde ich noch einige abschließende Worte sagen. Alles geschieht aus einem Grund. Ich weiß nicht ob ihr je von dem Spruch von Albert Einstein gehört habt, aber er sagte mal, dass das Leben auf zwei Arten gelebt wird. Entweder als ob es keine Wunder gäbe oder als ob alles ein Wunder wäre. Danke für eure Aufmerksamkeit. Ich hoffe ihr habt euch nicht gelangweilt. Habt ein schönen Tag. Und an die die noch eine Frage haben können ruhig nach vorne kommen." Wir applaudierten Fynn für sein grandiosen Aufritt. Vereinzelte Leute gingen nach vorne um etwas zu fragen. Emin deutete mit dem Kopf dahin. Wir beide gingen zu ihm nach vorne. Als wir dran waren fragte Emin, ob er immer noch mit dieser Frau zusammen war. Er guckte einmal mich und dann ihn an. „Ihre Familie hatte mich von Anfang an nicht akzeptiert. Sie verstanden auch nicht, warum sie sich in so eine Gefahr begab, obwohl ich keine für sie war. Sie bat mich auf sie zu warten. Sie wollte ihrer Familie das ganze Stück für Stück näher bringen. Ihre letzten Worte zu mir waren, ich komme wieder. Diese Worte hatte sie vor zwei Jahren gesagt. Ich warte immer noch auf sie." Ich versuchte ihn nicht bemitleiden an zu gucken. Aber es war so herzzerreißend. „Hey junger Mann, warum hast du dein Gesicht fallen lassen? Oder wartest du auch auf jemanden?", sagte der Mann mit einem leichten Lächeln zu Emin. Ich drehte mich zu Emin geschockt. Das da jemand war wusste ich. Aber das er so darunter litt, war mir nicht bewusst.
„Weiß sie das du auf sie wartest?" Emin schüttelte den Kopf. „Sie weiss es nicht. So ist es glaube ich auch besser." Emins Blicke lagen auf seinen Händen. „Sag es ihr, solange noch Zeit ist! Öffne dein Herz, solange noch Zeit ist. Willst du es etwa mit ins Grab nehmen? Später wird das warten immer schwerer." Fynn klopfte leicht auf Emins Schulter und ließ uns gehen.

„Onu çok sevdiğim her halimden bellidir aslında.
Bunu hep saklasamda."

𝐆𝐮̈𝐥𝐮̈𝐧 𝐝𝐢𝐤𝐞𝐧𝐢- 𝐃𝐢𝐞 𝐃𝐨𝐫𝐧𝐞 𝐝𝐞𝐫 𝐑𝐨𝐬𝐞 (unbearbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt