Kapitel 31

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Heimweh

Sonntag,
25. Oktober

Wir hatten den letzten Tag der Ferien. Emin wollte mit mir etwas bereden. Er hörte sich nicht gut an. Ich machte mir Sorgen. Er hatte mich gefragt, ob es ein Problem wäre, wenn wir uns bei ihm zuhause treffen. Draußen war es kalt. Es war kaum auszuhalten. Wir hatten Sonntag. Kein einziges Geschäft hatte draußen offen. Nun wir hatten auch Sonntag. Ich hatte ihm angeboten, dass wir uns morgen nach der Schule treffen könnten. Er meinte, das es dringend ist und jemandem zum reden brauchte. Ohne lange zu überlegen, ging ich los. Es war ein Stückchen Weg. Aber das machte mir nichts aus.

Ich stieg aus der Bahn aus. Laut meiner Route dauerte es nicht mehr all zu lange. Ich guckte mich um. Es war eine schöne Gegend. Hier hätte ich auch gern gewohnt. Ich lief und lief und merkte garnicht, dass ich zu weit gelaufen war. Ein Glück war es nicht mehr viel zu laufen.
An der Haustür angekommen, suchte ich nach dem Nachnamen Kaya. Es sprang mir direkt ins Augen. Ich klingelte und lief hoch. Ein Emin fing mich an der Tür auf. „Hey.", begrüßte ich ihn zurückhaltend. Ich war nicht oft männliche Freunde besuchen. Ich hätte hier garnicht hinkommen dürfen. Aber als ich meiner Mutter gesagt hatte, dass es Emin ist, meinte sie es sei kein Problem. Ich gab ihm meine Jacke und bevor wir in sein Zimmer gingen, merkte ich das wir in deren Wohnzimmer standen. Es saß ein Mann mittleren Alters auf dem Sofa. Ich vermutete, dass es sein Vater war. Emin räusperte sich leicht, denn sein Vater war anscheinend etwas am Laptop am machen. „Oh hallo, schön das du da bist. Ich bin Ramiz, der Vater von Emin. Du musst die Ayda sein. Hab ich recht?", ich nickte bescheiden. „Mein Sohn hat viel von dir erzählt.", ich wusste nicht ganz was ich tuen soll. Hatten die beiden über mich gesprochen. Oder hatte ich es falsch verstanden. „Nein ich meinte natürlich, dass er über dich und seine Freunde viel erzählt hat.", ich atmete erleichternd aus. „Ich entschuldige mich. Ich müsste dann jetzt los. Ich habe eine Akte im Büro vergessen. Emin bin dann spätestens bis 6 zurück.", wir verabschiedeten uns und setzten uns doch ins Wohnzimmer. „Ich bin in wenigen Minuten wider dar." Emin stand auf und verschwand in der Küche. Doch er hatte etwas in der Hand. Er stellte eins vor mir und eins vor sich selber ab. „Hast du mich deswegen gerufen um Soufflé zu essen?", fragte ich. Abgesehen davon, die sahen echt gut aus. „Wir wollten doch reden?", er schüttelte den Kopf. „Wir werden darüber reden." Ich verstand nicht wirklich um was es nun eigentlich ging. „Über die Soufflés?", er nickte. Ich legte es zur Seite und hörte ihm zu.
„Meine Mutter hatte die früher bezaubern gemacht. Ich wollte es jeden Abend essen. Damit meine ich auch wirklich jeden Abend." es brachte mich zum schmunzeln. Ich verstand dennoch nicht in welche Richtung sich das lenken würde. „Weißt du was dann passiert ist?", ich schüttelte den Kopf. Er sagte, dass seine Mutter Starb. Das hatte ich nicht kommen sehen. Er guckte auf sein Soufflé und fummelte leicht an der Oberfläche daran. „Nochmal herzliches Beileid." Ich wusste nicht was ich sagen sollte. „Ich vermisse sie... jedes Mal, wenn ich sie vermisste, ging in in das Café das bei uns damals in der Nähe war um ein Soufflé zu essen. Ich aß es weinend. Die Leute um mich herum sahen mich an und fragten sich was den mit mir sei. Das hinderte mich trotzdem nicht daran, dort hin zu gehen und den Soufflé zu essen." Man merkte ihm an, dass er ein Kloß im Hals hatte. Es fiel ihm schwer, aber er blieb stark. „Eines Tages brachten sie mich ins Krankenhaus wegen dem Souffle. Der Artzt sagte damals, dass ich zu viel Zucker gegessen habe. Und dann hatte er mich gefragt warum ich denn so viel gegessen habe? Ich hatte es nicht geschafft zu sagen, dass ich meine Mutter vermisste." Ihn rollte eine Träne über die Wange herunter. Er wischte es weg. „Wie auch immer, kommen wir zum eigentlichen." Er holte aus aus seinem Zimmer ein kleines Album. Er setzte sich neben mich und zeigte auf eine Dame. Ich fragte vorsichtig wer das sei. „Frau Kaya, mein Lehrerin im Internat.", ich guckte ihn an. Ich wusste so vieles nicht über ihn. Er war wie eine geschlossene Truhe. „Du warst auf einem Internat?", Emin nickte. Er beschrieb das Internat als nicht sehr gut. Ich fragte ihn wie es dazu kam.
„Meine Oma versuchte ihrem Enkel das Leben zu lehren. Sie wollte nie, dass ich so verwöhnt werde." Er fing an zu lächeln. An was er wohl dachte.
„An einer meiner ersten Tage, merkte ich, dass die Handschrift von Frau Kaya, der Handschrift von meiner Mutter ähnelte. Sie hatte mit meiner Mutter sogar eine gewisse Ähnlichkeit.", er schaute sich das Bild länger an und lächelte vor sich hin. Seine Augen waren glasig. Mir tat es weh ihn so zu sehen. „Ich dachte immer, meine Mutter spielt ein Spiele mit mir. Ich war ein kleines Kind. Ich verstand es nicht wirklich. Ich hatte erwartet, dass sie auf mich kommt und mein Sohn sagt. Wir hatten sogar den gleichen Nachnamen. Das musste doch eine Erklärung alles haben. Es konnte nur ein Fehler sein. Vielleicht erinnerte sie sich nicht an. Ich hielt sie für meine Mutter, wenn es auch nicht stimmte. Ich wusste es, aber ich wollte es nicht wahr haben. Ich versuchte immer so nah an ihr zu sein, damit falls sie mich durch meinem Geruch wieder erkennen würde." Es bedrückte mich ihn so zu sehen. Ich rückte näher zu ihm und wischte seine Träne weg.
„Weißt du, während sie die Anwesenheit der Kinder überprüft und ich an der Reihe war, sagte ich »Ich bin auch hier Mama.«" Ich merkte garnicht das mir eine Träne runter rollte. Ich strich sie von meinem Gesicht weg. „Eines Tages ging die Lehrerin." Ich vermutete, dass sie eine Versetzung hatte. „Jedenfalls war direkt gegenüber unserer Zimmertür eine Wand. Die wurde mit den Fotos unserer Lehrer verziert. Ich hatte das schlimmste Bett von allen ausgewählt.", Ich wusste warum er es tat. „Hattest du das Bett gewählt, weil man von dort aus ihr Bild sehen konnte?", er nickte leicht.

„Eines Tages habe ich mit bekommen, wie darüber diskutiert wurde, dass das Schlafsaals in eine andere Etage verlegt werden soll. Die Etage in der wir davor waren, sollte gesperrt werden. Dort hin sollte es kein Weg geben. In der Nacht, als ich es erfahren habe, habe ich das Bild gestohlen. Alle waren überrascht. Sie fragten sich all warum jemand das Bild von einer Lehrerin klauen sollte.   Natürlich waren sie überrascht. Sie wussten nunmal nicht, was es heißt keine Mutter zu haben."

„Kommen wir zu dem Bild. Das ist die Wahrheit. Das ist meine wunderschöne Mama. Wie eine Königin. Ich konnte nie als Kind sagen, dass da draußen ist meine Mutter.", er zeigte mit dem Finger auf seine Mutter. Ich umarmte ihn ganz feste. Er war nicht alleine. Ich war bei ihm.

Eines Tages wird ein Fremder dein Zuhause sein.
Und dann wird dieses Haus zu deiner Welt.
Genau dieses Haus ist über mich eingestürzt.
-Yalancılar ve Yabancılar

𝐆𝐮̈𝐥𝐮̈𝐧 𝐝𝐢𝐤𝐞𝐧𝐢- 𝐃𝐢𝐞 𝐃𝐨𝐫𝐧𝐞 𝐝𝐞𝐫 𝐑𝐨𝐬𝐞 (unbearbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt