𝐤𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝐬𝐢𝐞𝐛𝐞𝐧
𝟏𝟐/𝟎𝟗/𝟏𝟗𝟖𝟗Ich sah meiner Mama nachdenklich dabei zu, wie sie sich in Eile die Schuhe und den bodenlangen, schokoladenbraunen Mantel anzog. In Kombination mit den hohen, braun ledernen Stiefeln und den schwarzen, dünnen Handschuhen, verlieh ihr dieses Outfit ein angenehm altmodisches Flair. Manchmal sah sie sogar den Frauen aus den 50er oder 60er Jahren sehr ähnlich. Es fehlte nur noch die passende Frisur und eine dazugehörige Kopfbedeckung, die einen schönen, abrundenden Abschluss des Outfits bilden würde.
Aber ich denke, ganz so altmodisch ist sie wohl nicht.
»Und vergiss nicht, später noch die Katzen zu füttern. Ungefähr so um 10 Uhr oder so«, erinnerte sie mich mit einem strengen Blick, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben sollte.
Ihre dunklen Augenbrauen waren dabei weit nach oben gehoben, als würden sie den Ansatz ihrer Haare erreichen wollen. Dadurch wurden ihre blauen Augen noch größer und schienen beinahe zu funkeln.
Wie sollte ich nach diesem Blick vergessen, die kleinen, verhungernden Kätzchen zu füttern?
»Ja, mach ich«, murmelte ich nur verschlafen und erschöpft vor mich hin.
Es war acht Uhr morgens und eigentlich begann heute bereits der zweite Schultag nach den Sommerferien. Da ich mich aber wie ein Haufen Scheiße fühlte - und auch so aussah wie einer -, und meine Mama sich scheinbar große Sorgen um meine mentale Gesundheit machte, verbrachte ich meine Zeit seit gestern durchgehend zu Hause.
Und auch, wenn ich mich tatsächlich nicht gesund fühlte, so war ich doch froh, nicht in die Schule gehen zu müssen.
Sadie hatte schon vor einer Stunde das Haus verlassen und ich glaubte nicht, dass ich trotz meiner normalerweise frühen, guten Laune, ebenfalls dazu in der Lage gewesen wäre.
Ich hatte Kopfschmerzen, da die Erinnerungen an die erschreckenden Ereignisse im Neibolt Haus nicht aus meinen Gedanken weichen wollten.
Es war, als wäre ich mit einer Krankheit infiziert, die aus schmerzenden Erinnerungen und kribbelnden Gefühlen von Angst und Unsicherheit bestand.
Und ich musste zugeben, dass ich mich nicht wohl bei dem Gedanken fühlte, erneut einen gesamten Vormittag allein zu Hause zu verbringen.
Denn trotz des niemals enden wollenden Regens, der sachte und beruhigend an die Fensterscheiben klopfte, schien es in den Fluren unseres Hauses immer so unheimlich still zu sein. So still, dass man selbst Angst davor hatte, ein Geräusch zu erzeugen.
Als würde ein Wesen irgendwo in einer unbelichteten Ecke lauern, das den heißen Atem anhielt, um seinen Aufenthalt nicht schon vor dem Angriff preiszugeben.
»Also dann tschüss. Bis heute Nachmittag«, verabschiedete sich meine Mama und zog mich in eine warme Umarmung, die ich sofort erwiderte.
»Tschüss«, murmelte ich leise in ihre Schulter und inhalierte ihr vertrautes Parfum, kurz bevor sie sich von mir löste und mich mit einem besorgten Ausdruck im Gesicht musterte.
»Es ist ok, dass ich in die Arbeit gehe oder? Wenn du was brauchst oder auch wenn du dich einfach nicht gut fühlst, dann weißt du ja, wie du mich in der Arbeit erreichen kannst. Weißt du noch die Nummer? Also natürlich erstmal 207 und dann 48-«
»Ja, ja«, unterbrach ich sie, »mach dir keine Sorgen um mich. Und jetzt beeil dich, sonst kommst du zu spät.«
Sie lächelte mich noch einmal kurz an, bevor sie durch die Haustür trat und diese sachte hinter sich ins Schloss fallen ließ, sodass ein leise klickender Ton durch den Flur hallte und meine nun eingetretene Einsamkeit perfekt symbolisierte.
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𝐍𝐔𝐑 𝐄𝐈𝐍 𝐓𝐀𝐍𝐙 | Pennywise Fanfiction
FanfictionDas eigentlich normale Leben eines jungen Mädchens namens Joyce wird immer ungewöhnlicher, als sie beginnt, sich in jemanden zu verlieben, der das pure Böse verkörpert. Und es ist nur ein einziger Tanz, der ihr die Augen öffnet und ihr hilft, die un...