𝟑𝟎 | 𝐧𝐚̈𝐜𝐡𝐬𝐭𝐞𝐫 𝐬𝐩𝐢𝐞𝐥𝐳𝐮𝐠

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𝐤𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝐝𝐫𝐞𝐢𝐬𝐬𝐢𝐠
𝟐𝟐/𝟏𝟎/𝟏𝟗𝟖𝟗

Es regnete in leisen und sanften Strömen gegen das Fenster im Badezimmer, während ich mühsam den Verband wechselte, den ich vor einigen Tagen an meinem Unterarm angebracht hatte.

Ich werde mal eine krasse Ärztin, ich sag's euch.

Prüfend inspizierte ich mit gewissem Ekel die länglichen, tiefen Kratzer in meiner Haut. Es würde noch lange dauern, bis die Wunden einigermaßen verheilt waren, sodass es nicht mehr allzu sehr schmerzte.

Bis sie zu tatsächlichen Narben geworden waren, würde es jedoch noch länger dauern. Vermutlich doppelt so lang.

Angewidert betrachtete ich die tiefen, blutigen Rillen in meinem Arm, anhand denen ich mir fürchterlich detailgetreu die große Hand von Pennywise vorstellen konnte, die mit ihren langen, messerscharfen Krallen leichtfertig durch mein Fleisch glitt, als wäre ich nur ein dünnes Blatt Papier und seine Hand das schärfste Messer der Welt.

»Ugh. Womit habe ich das nur verdient?«, fragte ich mich selbst und rollte dabei genervt mit den Augen.

Das Pech schien mich seit geraumer Zeit immer unauffälliger zu verfolgen.

Was hatte Pennywise mit seinem komischen Angriff bezwecken wollen? Erst sagte er mir, er würde mich nicht mehr töten wollen, bevor er anfing mir die schlimmsten Beleidigungen an den Kopf zu werfen.

Und am selben Tag griff er mich mit Vergnügen aus dem Hinterhalt an, nur um sich dann schuldig zu fühlen und einfach zu verschwinden.

Das alles ergab sehr wenig Sinn.

Ich biss meine Zähne vor Schmerz und Anstrengung zusammen, als ich den frischen Verband um meinen Arm wickelte - sich selbst einen Verband an den Arm zu legen, war wirklich sehr viel schwerer, als man vielleicht zu denken glaubte.

Ein anderes Problem war auch, dass niemand meine Wunde sehen konnte, geschweige denn sich für den Verband interessierte, den ich seit fünf Tagen trug. Nur Sadie hatte mich bisher einmal nach dem Grund dafür gefragt, sich daraufhin aber kaum meine Lüge dazu angehört, sobald ich ihr erklärt hatte, dass es nichts Ernstes sei.

Und genau dadurch wurde mir mal wieder klar, wie viel Macht Pennywise über Derry und all seine unwissenden Einwohner hatte.

Er beeinflusste und manipulierte uns alle, wo er nur konnte. Er drang in unsere tiefsten Gedanken und unser Unterbewusstsein ein, kontrollierte die Geschehnisse in Derry, ließ im Fernsehen eine Show laufen, die sich jeder ansah, und in der es darum ging, wie toll Clowns und die Kanalisation seien. Er ließ Menschen Dinge vergessen, hinderte sie erfolgreich daran, zu viele Dinge über Derry herauszufinden und hielt die Polizei von sich selbst und seinen Machenschaften fern.

Das hatte eine lange Zeit gut funktioniert, zumindest schien es seit seinem Leben in Derry so gewesen zu sein.

Die Gehirnwäsche saß tief in den Menschen.

Und dann kam ich daher - ein kleines, dummes Mädchen, ohne jegliche Talente, die es einfach so schaffte, sich ungewollt seiner Manipulation zu entziehen und all die schrecklichen Dinge in Derry nach einiger Zeit zu erkennen.

Ich könnte mir vorstellen, dass Pennywise einige Opfer gehabt hatte, bei denen er seine Gedankenkontrolle bewusst nicht mehr eingesetzt hatte, um sie danach zu foltern und zu töten.

Doch bei mir war das nicht gewollt gewesen. Er hatte niemals gewollt, dass ich Gewissheit über ihn, seine Handlungen und seine Fähigkeiten erlangte.

Und das war es, was ihn gleichzeitig am meisten an mir stören musste, ihn aber auch interessierte. Mein freier Wille und meine eigene Denkweise, ohne seine manipulative Kontrolle.

𝐍𝐔𝐑 𝐄𝐈𝐍 𝐓𝐀𝐍𝐙 | Pennywise Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt