𝟏𝟓 | 𝐝𝐞𝐫 𝐣𝐮𝐧𝐠𝐞 𝐢𝐦 𝐟𝐞𝐫𝐧𝐬𝐞𝐡𝐞𝐫

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𝐤𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝐟𝐮̈𝐧𝐟𝐳𝐞𝐡𝐧
𝟏𝟔/𝟎𝟗/𝟏𝟗𝟖𝟗

»Nein, bitte nicht! Ich habs mir anders überlegt!«

»Tut mir leid. Wir hatten einen Deal.«

Ein erbarmungsloses Lächeln, das ihre Belustigung über meine Verzweiflung deutlich zum Ausdruck brachte, breitete sich auf Cecilias braun gebräuntem Gesicht aus.

»Ich meine es ernst, es geht um Leben und Tod!«, rief ich verzweifelt, doch sie hörte nicht auf mich, sondern schob den Zettel mit einem eleganten Schwenk ihres zierlichen Handgelenks durch den engen Schlitz des Spindes.

Und so verschwindet mein Todesurteil in einem Schlitz.

Entgeistert starrte ich auf ihre Hand, die nun an der alles entscheidenden Stelle ruhte, an der der verdammte Brief meines endgültigen Untergangs verschwunden war.

»Ich fasse es nicht, dass du das getan hast! Ich hasse dich!«, rief ich fassungslos aus und stürzte wie ein vor Verzweiflung sterbendes Tier auf den verschlossenen Spind zu, um schnell atmend durch den Schlitz ins unbeleuchtete Innere zu blicken.

Demnach konnte ich selbstverständlich nicht mehr als staubige Dunkelheit erkennen, in der sich lediglich vage Umrisse von Schulbüchern abzeichneten, wie die schemenhafte Miniatur einer verlassenen Horrorstadt.

»Ach, beruhig dich mal, Joe. Du wirst es mir noch danken«, versuchte Cecilia mich mit ihrem charmanten Lächeln zu beruhigen, doch ich funkelte sie nur wütend an. Diesmal konnte nicht einmal ihr dämlicher Spitzname, den sie für mich auserwählt hatte, die angespannte Stimmung auflockern, die sich über der stressigen Situation zusammenbraute und durch meinen eindringlichen Blick puren Ärgernisses nicht gerade verbessert wurde.

»Was soll ich dir danken? Dass du gegen meinen Willen diesen scheiß Brief da rein geworden hast, der mein Untergang sein wird?«, fauchte ich sie aufgebracht an, drehte mich frustriert zum Spind um und legte seufzend meine Stirn gegen die kalte, metallene Tür.

Ich schloss für einen Moment der Ruhe und der schmerzhaften Realisation die Augen.

Cecilia, meine ältere Cousine, die bereits stolze 26 Jahre alt war, hatte soeben einen vor Ewigkeiten - von meinem 15-jährigen Ich - geschriebenen Liebesbrief in den Spind meines ehemaligen Schwarms geworfen.

Noch dazu war es Samstag und wir hielten uns illegalerweise in der High School auf.

Kann es eigentlich noch schlimmer werden?

Wie man vielleicht bemerkt haben könnte, gehörte meine Cousine vermutlich zu den unvernünftigsten Erwachsenen aller Zeiten, die es sich niemals nehmen ließ, irgendetwas Dummes anzustellen, solange sie dabei ihr Vergnügen hatte und niemand zu Schaden kam.

Sie war zur Hälfte Mexikanerin und war über das Wochende aus Mexiko hierher geflogen, um ihre Eltern und uns zu besuchen.

Sie spielte aufgrund der zurzeit dort gefährlichen Situation sogar mit dem Gedanken, ihre Arbeitsstelle in Mexiko aufzugeben, um zurück in die USA zu ziehen und hier ihren Job in einer anderen Firma fortzusetzen. Das sollte ihr mit ihren Fähigkeiten und Erfahrungen nicht allzu schwerfallen, solange ihr neuer Boss kein Rassist war.

Sie war erfahrene Grafikdesignerin, auch wenn sie zu bescheiden war, um irgendwen mit ihren Kenntnissen zu beeindrucken. Dennoch teilte sie einen großen Teil zur Entwicklung unserer Zukunft bei und hatte mir unter anderem berichtet, dass sie gemeinsam mit ihren Arbeitskollegen und ihrem Chef in ihrer Firma bereits an einem Projekt arbeitete, dass dafür sorgen sollte, dass das sogenannte Internet für alle Menschen zugänglich gemacht werden würde.

𝐍𝐔𝐑 𝐄𝐈𝐍 𝐓𝐀𝐍𝐙 | Pennywise Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt