8) Das Gespräch

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Der nächste Morgen war regnerisch und kalt, wie eine eiserne Hand die mich fest umschlungen hielt. Am liebsten wäre ich erst gar nicht aufgestanden. Ich sehnte mich nach meinem kleinen Zimmer und meine Eltern. Ja selbst meine Mutter, mit ihrer passiven vorwurfsvollen Art und ihrer naiven Weltsicht wäre gerade deine angenehme Begleitung.
Nachdem ich in meinem Zimmer ein kleines Frühstück zu mir nahm, welches Eden schon vor meinem Erwachen gebracht hatte, und mich ordentlich angezogen hatte beschloss ich zunächst das Schloss näher zu erkunden. Vielleicht fand ich ja raus wo die Bibliothek lag. Ich lief durch die Gänge, entdeckte große Säle und betrachtete beeindruckende Gemälde. Ich war sicherlich schon zwei oder vielleicht auch drei Stunden durch die Gänge gestreift, als mich orientierungslos in einem schmalen eher spärlich beleuchteten Gang wieder fand. Der Wind pfiff hier ununterbrochen an Burgmauern entlang, riss sachte an meinem Kleid. Ich blickte mich um. Niemand war in der Nähe und ich hätte nicht den geringsten Schimmer wie ich wieder zurück finden sollte.
Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich Stimmen aus einem Seitengang hörte, stockte jedoch. Ich war mir ganz sicher meinen Namen gehört zu haben. Stumm verharrte ich - hörte mein Herz bis zum Hals klopfend.
Die erste Stimme war eindeutig männlich und kam mir recht bekannt vor. Es musste wohl Rob sein, der sprach, wenn mich nicht alles täuschte. "Miss Ruby und Lord William schienen sich sehr gut verstanden zu haben, als sie zusammen gespeist haben."
Ich hörte die selbstsichere Stimme Lord Anatis: "Interessant. Aber mein Bruder wird meine Pläne nicht zerstören können. Und mit Ruby an meiner Seite wird mir nichts mehr im Wege stehen. Naja, William war schon immer ein kleiner Spinner aber keine wirklich Gefahr für meine Pläne, Rob. Sobald Ruby mir vertraut, zu ihrem eigenen Besten, ist eh alles bereit für die letzten Schritte. Und das dauert sicher nicht mehr all zu lange. ."
"Ich schätze da gibt es ein Problem, werter Lord. Ruby scheint recht... wild. Ich fürchte, sie hält nicht besonders viel von ihnen. Sie scheint ", sprach Rob wieder.
"Sie tut auf frech, aber hinter ihre hübschen Gesicht ist sie genau so unsicher wie all die anderen jungen Dinger. Außerdem kennt sie kennt mich noch nicht richtig, Rob. Ich werde in nächsten Tage mehr Zeit mit mir verbringen, dann merkt sie hoffentlich, dass ich gar nicht so böse bin wie sie sich einbildet.", antwortete der Lord und ich konnte in seiner Stimme hören wie amüsiert er war. Hass stieg in mir auf.
Rob sprach wieder: "Sie haben recht, Mylord. Es ist sicher nur eine Masche von ihr, oder sie versucht ihre Unsicherheiten ihnen gegenüber zu überspielen. Aber wenn sie an ihrer Seite mit an die Macht kommt, wird sie dir noch danken."
Ich war verwirrt, doch die Schritte der beiden Männer kamen näher. Schnell blickte ich mich um. Nirgends war ein Versteck zu sehen. Eilig lief ich eine große Steintreppe hinunter. Mist. Wenige Sekunden später hörte ich wie auch der Lord und Rob die Treppe runterkamen. Und ich musste feststellen, dass die Treppe mich in eine Sackgasse geführt hatte. Lediglich ein kleiner Brunnen mit Trinkwasser stand dort umgeben von Blumenranken. Lord Anati und Rob würden mich sicher gleich sehen. Mir fiel nur eins ein. Eilig legte ich mich auf den Boden und tat, als wäre ich bewusstlos geworden.
Ich hörte wie Schritte abrupt stoppten und dann schnell zu mir eilten.
"Sie ist ohnmächtig! Ich bringe sie schnell ins Krankenzimmer. Was wandelt sie nur in diesen finsteren Gängen umher. Wir sprechen uns später. Ich muss mich jetzt um sie kümmern!", sagte Lord Anati zu Rob, seine Stimme frei von jeglicher Arroganz. Fast meinte ich Besorgnis raushören zu können. Ich spürte wie zwei kräftige Arme mich hochhuben und mich wegtrugen.
Verwirrt dachte ich über das Gespräch nach, welches ich gerade belauscht hatte. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.

MylordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt