Die ganze Nacht lang wälzte ich mich in einem unruhigen Schlaf. Draußen tobte immer noch ein erbitterter Sturm. Die Nacht schien sich ins endlose zu ziehen. Unruhig lag ich im Bett und versuchte eine Entscheidung zu fällen. Sollte ich mich ganz den Rebellen anschließen und den Blutfluss stoppen oder meinem Herz nach geben? Ich fühlte mich naiv, weil ich darüber nachdachte mein eigenes Wohl über das eins ganzen Landes zu stellen. Aber auf der anderen Seite konnte es ja sein das Anati überhaupt nichts mit dem Bluthandel zu tun hatte. Bisher war er zwar arrogant aber hatte sich gut um sein Volk gekümmert. Ich nahm mir vor Anatis Rolle in dem ganzen Geschehen genauer zu betrachten. Jetzt musste ich erst mal was anderes erledigen. Ich griff unter meine Matratze, wo ich Thorns Messer versteckt hatte. Ich wusste, dass es im Moment sehr riskant war mich raus zu schleichen, wo der Lord mir eh schon so wenig vertraute, aber ich musste es tun. Leise öffnete ich meine Tür und schlich raus auf den Gang. Ich lief zurück zum Wandteppich, hinter dem die Gänge der Bediensteten waren. Ich konnte es zwar nicht riskieren von ihnen gesehen zu werden, aber wenn die Wachen mich sehen würden, würde ich Anatis Vertrauen womöglich ganz verlieren. Die Gäbe waren schmal aber ich kam gut voran.
Eilig lief ich die Treppen runter bis ich in den Kerkern ankam. Auf dem ganzen Weg war ich niemandem begegnet. Der Keller war nur spärlich beleuchtet. Durch die Gänge der Bediensteten könnte ich die Wachen umgehen. Ich suchte die Zellen ab, bis ich fand was ich suchte. William saß, seinen Kopf in die Hände gestützt, auf einer kleinen Holzliege, die mehr als unbequem aussah. Als mein Schatten auf ihn viel sah er überrascht auf. Seine Blick war müde, aber sein breites Grinsen erschien, als er mich erkannte. "Ruby, ich wusste du würdest kommen." Ich legte meinen Finger auf die Lippe um ihn zu sagen er solle leise sein. Er lachte nur. "Also wann lassen Sie mich hier raus?" Ich schüttelte den Kopf. Er sah mich fragend an. "Das ist doch mur wieder ein blöder Streich vom meinem Bruder um mir zu zeigen, wie mächtig er ist." "Halt endlich die Klappe.", zischte ich in der Angst das ihn jemand hören könnte. Ich zückte den Dolch und begann meine Versuche das Schloss von Williams Zelle zu öffnen. "Was machst du da?", fragte William belustigt, nahm mir das Messer ab und öffnete damit mit Leichtigkeit das Schloss. Die Tür schwang auf. William schien den Ernst der Lage nicht bewusst zu sein, aber bevor ich ihm etwas erklärte musste wir erstmal weg. Ich nahm in an der Hand und ihn mit in die Gänge. Jetzt dürfte uns niemand sehen. Ich kannte mich nur wenig in den Gängen aus, fand aber schnell einen Ausgang aus der Festung, da wir im Grundgeschoss waren. Kaum waren wir draußen drückte ich William an die Mauer damit uns auch keine Wache sah. "Was soll das alles?", fragte William. Einmählich dämmerte ihm das das ganze kein Spaß war. "Die Rebellen wollen dich tot. Du musst so schnell wie es geht verstehen. Kauf dir ein Pferd an der Stadtmauer und flieh aus dem Land. Du musst so weit weg wie es geht. Ich hab dir hier etwas Proviant eingepackt." Ich gab ihm ein kleines Paket, das ich noch schnell aus der Küche gegriffen hatte. "Anati wird schon nicht zulassen, dass mir die Rebellen etwas antun.", sagte William. Eigentlich hatte ich ihm die Wahrheit ersparen wollen, aber vielleicht war es doch besser, wenn er sie wusste. "Dein Bruder hat dich zum Tode verurteilt." Zu meiner Verwunderung wirkte William nicht wirklich überrascht, aber er schien zu verstehen. Sein Gesicht war jetzt ernst. "Danke, Ruby, ich bin dir was schuldig." Ich schüttelte stumm den Kopf. "Geh jetzt.", drängte ich ihn. "Komm mit.", sagte William auf einmal.
"Was?"
"Komm mit mir. Wir können uns zusammen woanders ein neues Leben aufbauen. Wir könnten uns einen Hof kaufen und...", William sah mich begeistert an, doch ich unterbrach ihn. "Selbst wenn ich wollte könnte ich nicht. Leb wohl, William.", mit den Worten öffnete ich die Tür und ließ William vor der Festung lebend zurück.
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Mylord
RomanceDer für seine Heldentaten berühmte Lord Anati scheint gefallen an der hübschen Kaufmannstochter Ruby gefunden zu haben. Ruby ist jedoch nicht besonders begeistert, als der Lord sie zu sich auf die Burg einlädt. Fern von ihrer Familie muss sie sich b...