21) Später Besuch

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Erst spät in der Nacht kehrten Loranne und ich zur Burg zurück.
Der Mond stand hell über dem Toren der Stadt und eilig fuhren wir durch die Gassen. Ich war gut gelaunt, wenn auch recht erschöpft. Es war ein geselliger Abend mit den Rebellen gewesen. Es wurde gelacht, getanzt und alle Sorgen waren für einen Augenblick vergessen. Thorn hatte mit seinem Vertrauten auf einem etwas höher gelegenen Platz gesessen und Bier getrunken. Als getanzt wurde sah ich, dass er jeden meiner Schritte mit verfolgte. Erheitert von dem Bier war ich mit Thorns Hilfe in die Kutsche gestiegen. Bevor er die Tür der Kutsche von außen schloss sah er mich wieder ernst an. "Vergiss deinen Teil der Wette nicht."

In der Burg zurück wurden wir hektisch von den Rebellen aus der Festung empfangen. "Schnell Mrs. Ruby! Der Lord lässt über all nach ihnen suchen. Beeilen sie sich." Eilig stieg ich aus und folgte der Gruppe. Sie führten mich durch enge Gänge der Burg, die ich noch nie vorher gesehen hatte. Als der Gang, versteckt hinter einem Wandteppich, endete lief ich alleine mit einer Magd weiter. Vorsichtig liefen wir weiter. Bevor wir um Ecken Bogen stellte wir sicher, dass der Gange leer war. Wir kamen erfolgreich bis zu dritten Stockwerk, als von hinten eine Gruppe Wachen uns entdecken. Mein Herz bleib für einen Moment stehen. Ich hatte keine Chance mich zu verstecken. Eine der Wachen musterte mich und griff mich fest. Ich hatte keine Chance mich vor dem eisernen Griff zu wehren. Die Magd neben mir flüsterte den Wachen etwas zu. Diese ließen mich schnell los und gaben der Magd Tipps, wo Wachen waren und wo wir lang gehen konnten. Schnell liefen wir weiter. "Was hast du zu Ihnen gesagt?", fragte ich leise. Sie blickte konzentriert um dich Ecke. "Wir haben ein Geheimorganisation, mit dem wir uns erkennen. Wir hatten Glück und die Wachen gehörten auch zu den Rebellen." Ich nickte und wir rannten weiter. Vor mir war mein Zimmer. Vor der Tür bedankte ich mich bei der Magd und trat schnel in mein Gemach. Erleichtert lehnte ich mich gegen die Tür und atmete erst einmal tief durch. Dann besann ich mich eines besseren. Wenn jemand herein kommen sollte, wäre es das Bbeste, ich läge schlafend im Bett, als wäre nie was passiert. Ich begann die vielen Knöpfe meines Oberkleides zu öffnen, als eine eisige Stimme hinter mir sprach: "Lass mich dir helfen." Ein Schauer lief über meinen Rücken, als Lord Anati hinter mich trat und Knopf um Knopf meines Kleides öffnete. Ich musste ihn in der Hektik übersehen haben. Ich hielt den Atem an doch er schwieg. Als alle Knöpfe geöffnet waren viel es zu meinen Füßen und ich frierte leicht, da ich nur noch im Unterkleid vor ihm stand. Vorsichtig drehte ich mich zu ihm um. Er sah müde aus. Anati sah mich mit undurchdringbaren Blick an, seufzte und setzte sich an den Kamin.
Dann kam die Frage vor der ich am meisten Angst hatte. "Wo warst du?", fragte Anati. Seine Stimme war überraschend ruhig. Ich schwieg, denn ich wusste selber, dass mir so schnell keine plausible Erklärung ein fallen würde. "Wo warst du?", diesmal verlieh er der Frage mehr Nachdruck. Als ich wieder schwieg Haut Anati mit seiner Hand auf den Tisch und stand auf. Er stellte sich ans Fenster und blickte raus in den kalten Sturm, der sich inzwischen gebildet hatte. "Ich verlange eine Antwort. Wo warst du?" "Ich war wandern und hab die Zeit vergessen." Meine Lüge schien Anati nur noch wütender zu machen. Bedrohlich kam er auf mich zu, kam jedoch zum stehen drehte sich wieder um und schaute aus dem Fenster. Ich wusste nicht wie lange er da stand. Vollkommen bewegungslos. Ich wartete darauf, dass er irgendetwas sagen würde, aber er schwieg. Dieses Schweigen machte mich wahnsinnig. Ich wollte sein Gesicht sehen, in seine Augen sehen können. Ich wollte seine Nähe spüren und seinen Geruch riechen können. Jeder Teil meines Körpers wollte aufstehen und zu Anati gehen, meinen Arm um seine Hüfte legen, meinen Köpf an seine Brust legen. Doch dann erinnerte mich mein Köpf wieder da ran, dass er das Blut der Bürger forderte um sich selbst zu bereichern. Wut stieg in mir auf. Mein Chaos an Gedanken wurde von Anatis schneidend glatter Stimme unterbrochen: "Ich habe viel riskiert damit, dich auf diese Festung zu holen. Entweder du erkennst dieses Geschenk, dass ich dir gemacht habe oder du kannst gehen. Du bist frei, Ruby. Wenn du hier nicht sein willst, musst du es nicht. Aber wenn du hier bist, verlange ich von dir, das du als zukünftige Lady an meiner Seite stehst, dass du mir bei schwierigen Entscheidungen hilfst und mir loyal bist. An meiner Seite kannst du Königin der Sieben Landen werden. Aber nur wenn du dich auch wie eine Königin verhalten kannst.", Anati sah mich scharf an. Ich meinte sowas wie Enttäuschung in seiner Stimme hatte hören zu können. Auf einmal war ich fast schon selbst von mir enttäuscht. Ich hatte ihn hängen lassen, im Stich gelassen, einen Pakt mit seinem Feind geschlossen. Ich wollte, dass er mich nie wieder so enttäuscht an sah. Und ich glaube das war der Moment in dem mir bewusst wurde, dass ich ihn liebte, auch wenn ich es nicht zugeben wollte.

Anati stand jetzt an der Tür. "Übrigens habe ich heute Lord William zum Tode erklärt. Er hat es nicht anders verdient als Mörder."
Mit den Worten verließ Anati mich. Keine gute Nacht, nichts. Nur der Satz pochte in meinem Kopf. "...Lord William zum Tode erklärt."

MylordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt