Mit Hilfe des Spürhundes, der Thorns Fährte aufgenommen hatte erreichte ich das Lager der Rebellen bei Anbruch der Nacht. Ich hielt kurz Inne,, denn der Anblick der in dunkelrotes Licht getauchten Zelte, umgeben von den saftig grünen Tannen, nahe eines sachten Flusses befiel mich eine innere Ruhe, die so schnell nicht verschwinden wollte. Der Geruch der Zelte aus gehärtetem Leder, den ich beim Näherkommen wahrnahm, weckte Erinnerungen an meinen Vater. Glückliche Erinnerungen, die mich sanft Lächeln ließen. Das hier was jetzt genau das richtige Für mich. Ich musste raus aus der kalten Steinmauern der Festung, in die Natur und etwas im Land bewirken. Ich wusste ganz genau, das ich nicht zum Adel gehörte, und sie wussten es noch viel Besser.
Kaum hatte ich die ersten Zelte erreicht, war man auf mich aufmerksam geworden und die Männer zückten ihre Schwerter, um mich auf Abstand zu halten. Sie begannen zu reden während ich möglichst ruhig bis in die Mitte des Platzes ritt. Einige der Männer hatten Thorn aus einem Zelt geholt. Als er mich erblickte sah ich blankes Erstaunen, was er jedoch schnell hinter einem ernsten Blick verbarg. Zunächst beruhigte er die bewaffneten Männer und erklärte ihnen, dass ich als Gast herzlich Willkommen war, auch wenn es bei Thorn etwas sarkastisch klang. Dann lud er mich in sein Zelt ein.
"Ruby! Was verschafft mir die Ehre?", Thorns Augen waren müde, und kein Glanz darin zu sehen. "Ich möchte mich den Rebellen anschließen." Thorn schwieg eine ganze Weile. "Du liebst Anati..." Ich fiel ihm ins Wort: "Ja, aber ich bin bereit alles zu machen um ihn zu stürzen! Ich verspreche es Thorn!" Ich kassierte eine genervten Blick von Thron und er sprach mit trockener Stimme weiter: "Ich war noch nicht fertig... Du liebst ihn und er liebt dich! Nur aus diesem Grund werde ich es zulassen, dass du in unseren Reihen kämpfst. Du bist unsere wichtigste Waffe." Thorns Blick musterte mich eindringlich. "Lass dir draußen neue Kleidung und etwas zu Essen geben. Dann zeig ich dir deinen Schlafplatz. Sobald die Sonne ganz weg ist beginnt die Sitzung über das weitere Vorgehen."
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Die Nacht war kühl und ich zog das Fell enger um meinen Oberkörper. Die Sitzung fand in Thorns Zelt statt. Neben ihm und mir befanden sich noch vier andere Rebellen im Zelt, die mir unbekannt waren. Sie saßen auf dem Boden, als ich da Zelt betrat, hatten die Augen geschlossen und regten sich nicht. Zögernd trat ich näher. Sie mussten meine Anwesenheit gespürt haben. Sie öffneten ihre Augen und kalte Blicke musterten mich. Ich wusste, dass sie allesamt Kämpfer waren, die nichts anderes als die Schlacht kannten.
"Der Angriff sollte beim nächsten Vollmond statt finden. Wir haben Kontakt zu Rebellen in den nördlicheren Teilen des Landes aufgenommen. Sie werden sich im Verlauf der Woche zu uns gesellen um uns zu unterstützen.", sagte Thorn. Er war ungewohnt grimmig. "Wir wollten doch auf deren Hilfe verzichten.", erwiderte einer der Krieger, ein Berg von einem Mann, der nur aus Muskeln zu bestehen schien. Thorn schenkte ihm einer seiner grimmigen Blicke. Einer der anderen Krieger gähnte herzhaft. "Vielleicht sollten wir die Planung des Angriffes lieber auf morgen verschieben - wir haben noch genug Zeit." Thorns Blick verdüsterte sich weiter. "Wir haben alles andere Zeit. Sie rennt uns förmlich davon. Jeden Tag den wir warten sterben mehr Menschen und mehr Unrecht geschieht da draußen. Wir müssen kämpfen. Ihr sied doch alle Feiglinge." Ein Raunen war im Zelt zu hören. Einer nach dem anderen standen sie auf und verließen das Zelt. Es war die Frustration die aus Thorn sprach und ein automatisch unwohl fühlen ließ.
Ich beobachtete wie Thorn wütend in die Luft starrte. Irgendwas musste passiert sein, dass ihm mächtig schlechte Laune gemacht hatte. Ich hatte ihn nie so geladen und aggressiv erlebt. Ich bezweifelte, dass es eine gute Idee war ihn anzusprechen, aber ich war schon immer gut darin schlechte Entscheidungen zu treffen. "Was ist los, Thorn? Warum bist du so sauer?", fragte ich sanft. Er reagierte nicht. Ich legte mein Fell zur Seite und kam zu ihm rüber. Bei der kalten Nachtluft fröstelte ich, in dem zu großen Stoffhemd, das an meinem Körper runter fiel. Ich legte eine Hand auf Thorns Schulter. Ich empfand in diesem Moment keine Sympathie für ihn, doch er machte mich neugierig. Irgend etwas reizte mich an seiner grimmigen Stimmung. Thorn wandte sich nach einer gefühlten Ewigkeit zu mir und starrte mich mit seinen braunen Augen an. Jegliche Wärme war verschwunden und ich konnte nur Hass sehen. Ich wusste, dass sich dieser Hass nicht auf mich bezog. Ich hielt seinem Blick stand, gespannt, was als nächstes passieren würde. Gepresst drückte er die Wörter zwischen seine Zähnen hervor. "Manchmal wünschte ich, ich hätte ihn umgebracht, als ich die Chance dazu hatte." "Anati?",fragte ich und zuckte zusammen bei dem Klang seines Namens aus meinem Mund. Es war so gewohnt diesen Namen zu sagen, doch es verursachte so viel Schmerz im Moment. Verwirrtheit meiner Gefühle: Hass, Liebe, Abneigung, Verlangen - all das mischte sich in dem Klang seines Namens. Thorn nickte. "Alles was er hat, sollte eigentlich mir gehören. Seine Familie, sein Titel, sein Schloss, sein Gefolge - ja sogar seine Frau." Mit einer plötzlichen Bewegung krallte sich Thorns Hand in mein Oberschenkel. Er starrte mich direkt an. "Ich werde es mir nehmen. Ja, ich werde mir alles nehmen, was ihm gehört hat. Bis er am Boden ist. Bis er ein nichts ist. Bis er nichts mehr außer Reue und Verderben ist." Seine Augen flackerten gefährlich in dem Licht der Kerzen. Ich saß steif da, und wartete. Wartete, dass er weiter redete. Doch da kam nichts. Seine Hand rutschte lediglich weiter nach oben. Mit einem plötzlichen Seufzen unterbrach er, was auch immer er vorgehabt hatte und ich atmete erleichtert auf. "Heute ist ein schlechter Abend. Der Wein hat mich melancholisch gemacht. Das sollte nicht passieren als Krieger.", ein kurzes abfälliges Schnauben war zu hören. "Tue mir einen Gefallen, Ruby, begleite mich morgen Abend bei meiner Wache am Feuer." Ohne meine Antwort ab zu warten verließ Thorn sein Zelt und verschwand in der Dunkelheit. Ich blieb zurück und merkte wie die Anspannung von mir abfiel. Zurück blieb ein Gefühl der Unruhe und ich sank in einen unruhigen Schlaf.
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Mylord
RomanceDer für seine Heldentaten berühmte Lord Anati scheint gefallen an der hübschen Kaufmannstochter Ruby gefunden zu haben. Ruby ist jedoch nicht besonders begeistert, als der Lord sie zu sich auf die Burg einlädt. Fern von ihrer Familie muss sie sich b...