Einige Tage später herrschte Aufbruchsstimmung im Lager. Noyan war im viele Geschehen nicht weiter aufgefallen, obwohl er oft für sein furchteinflößendes Aussehen angestarrt wurde. Zur Sicherheit hielten Noyan und ich immer einen gewissen Abstand, damit uns niemand in Verbindung mit den anderen bringen konnte. Ich war gerade damit fertig mein Gepäck zusammen zu schnüren und auf mein Pferd zu binden als Thorn uns von einem Felsen aus alle zusammen rief. "Rebellen! Wir alle haben uns heute zusammengeschlossen, um uns zu rächen. Für die Taten des Adels. Sie haben unser Essen genommen, uns Blut und sogar unsere Existenz. Aber heute ist der Tag, an dem wir zurück schlagen. An dem wir Gerechtigkeit einfordern. Gerechtigkeit für eine Welt in der unsere Kinder und Frauen wieder sicher und in ordentlicher Kleidung auf die Straßen können. Gerechtigkeit ist es, die uns antreibt. Jeden von uns hat der Adel was genommen und jetzt ist es an der Zeit das wir uns zurück holen, was uns gehört." Zustimmende Rufe waren zu hören. "Heute wird der Tag sein, an dem wir den Adel bezwingen. Wir werden als Sieger aus den Ruinen der Burg kommen und blaues Blut wird wie in Flüssen fließen. Es wird nicht unser letzter Kampf sein, aber es wird ein gewonnener sein!" Waffen wurden kampflustig in die kalte Morgenluft gestreckt von der ich vor Anspannung nicht spürte. Ein schreckliches Bild schob sich vor mein inneres Auge. Egal wie sehr ich Anati hasste, die Vorstellung ihn mit aufgeschlitzter Kehle und in Blut getränkt brachte unterdrückten Schmerz an die Oberfläche. Ein Gedanke schwirrte durch meinen Kopf während Thorn weiter sprach: Anati durfte nicht sterben.
Um mich herum wurde aufgeheizt gebrüllt und mit Waffen hantiert. Stumm stand ich in der Masse, starrte zu Thron rauf und fragte mich wer das eigentliche Monster hier war. Anati? Thorn? Ich?
Letzteres erfüllte mich mit Bitterkeit. Wieder einmal verfluchte ich den Tag, an dem Anati in mein Dorf gekommen war. Ab dem Tag war alles bergab gelaufen. Wie viele Menschen hatten meinet wegen schon sterben müssen und wie viele würden heut Nacht noch sterben.Thorn verließ den Felsen, lief durch die Masse, in der ihm von allen auf die Schulter geklopft wurde, und kam zu mir. "Glaubst du, du schaffst das?", Thorns Blick schien nach etwas wie Angst oder Zweifel in meinen Augen zu suchen. Ich antwortete wahrheitsgemäß, auch wenn es nicht dir ganze Wahrheit war: " Er hat meinen Vater getötet." Das schien Thorn als Antwort zu reichen. "Ich will, dass du mit mir an der Spitze reitest. Das wird Anati erst einmal schocken."
"Was machen wir mit dem Personal und den Dienstmädchen? Sie sind unschuldig.", meine Gedanken waren bei Eden. In den Kampf konnte ihr schnell was passieren.
" Wir können darauf keine Rücksicht nehmen. Ein Kampf verlangt Opfer. Kämpfen sie nicht mit uns, dann kämpfen wir gegen sie."
Mit der Antwort ließ Thorn mich stehen und eilte weiter zu anderen geschäftlichen Tätigkeiten.Wir wanderten bis Mitte des Tages bis hin zum äußeren Teil des Waldes der am nächsten zur Festung lag. Hier kampierten wir und rasteten, bis die Sonne langsam unterging.
Dann gingen die Anführer mit allen den Plan durch.
Zwei Gruppen würden über die Mauern eindringen und von Innen das Tor öffnen. Dann würden die Restlichen Gruppen folgen. Ziel würde es sein die Schlafgemächer der Einzelnen zu durchkämen.
"Töten?", fragte ich irritiert und unterbrach einen der Anführer mitten in seinen Erklärungen. Ich war davon ausgegangen, dass wir die Adeligen nur festnehmen würden. Wieso hieß es denn auf einmal töten? Das Thorn Mordlust auf Anati empfand verstand ich - aber doch nicht auf den ganzen Adel.
"Ja, töten.", der Anführer wollte genervt weiter reden, doch ich unterbrach ihn erneut.
" Ihr könnt doch nicht den ganzen Adel abschlachten. Das ist Mord."
"Das hat sie auch nicht aufgehalten unsere Kinder zu töten."
Der Anführer musterte mich kühl. Ich wusste genau was er dachte. Für ihn gehörte ich nicht dazu und hatte es auch noch nie. Den perfekten Beweis dafür hatte ich ihm gerade gegeben.
"Renn doch zurück zu deinem Lord wenn du kneifen willst.", rief einer der Rebellen aus der Gruppe. Hämisches Gelächter erklang.
Wütend drehte ich mich zu den anderen. " Und das gibt uns das Recht es ihnen gleich zu tun? Den gleichen Fehler auch zu machen? Schaut euch dann an - ihr wärt kein bisschen besser."
Thorn unterbrach mich. "Du verstehst es nicht, oder? Wir befreien uns aus der Unterdrückung. Das erfordert nun mal seine Opfer. Denkst du wirklich, dass jemand wie Anati, der deinen Vater und etliche mehr umgebracht hat, es verdient hat am Leben zu bleiben?"
Thorn starrte mich durchdringend an. Es lag soviel Wut und Enttäuschung in seinem Blick. Er sah auf einmal jung aus, wie ein verlorenes Kind, was sich verletzte hatte und niemand war da um ihn zu helfen.
Ich wollte Thorn sagen, dass Anati es nicht verdient hatte zu leben, das er ein Mörder war und dafür büßen sollte. Doch ich blieb stumm. Unfähig die Worte auszusprechen. Sauer über mich selbst, dass nach allem was Anati gemacht hatte, er immer noch Kontrolle über mich hatte im tiefsten Inneren.
Thorn schien genau so sauer darüber.
"Ich dachte du hättest dich für die richtige Seite entschieden - aber du bist noch immer einer von ihnen." Thorn winkte zwei Rebellen zu sich. "Nehmt sie gefangen und bewacht sie. Sie gefährdet die Schlacht."
Brutal wurde ich von den beiden Rebellen mitgezogen und weiter hinten im Lager sitzend an einen Baum gebunden. Die beiden Rebellen sahen mich an, als wär ich Abschaum, während sie einen Meter von mit entfernt Platz nahmen und ein Kartenspiel begannen.
Ich verlor mit Anbruch der Nacht vollkommen das Zeitgefühl.
Angespannt saß ich da und hörte wie in der Ferne ein Horn zum Angriff geblasen wurde.
Ich musste unbedingt zu Burg kommen und Anati retten.
Wie ich mich selbst dafür hasste.
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Mylord
RomanceDer für seine Heldentaten berühmte Lord Anati scheint gefallen an der hübschen Kaufmannstochter Ruby gefunden zu haben. Ruby ist jedoch nicht besonders begeistert, als der Lord sie zu sich auf die Burg einlädt. Fern von ihrer Familie muss sie sich b...