Mylord

24) Der Maskenball (1)

Wie in der Balleinladung von mir verlangt, zog ich ein dunkelblaues Kleid an. Eden saß am Kamin und beobachtete mich, während ich mich vor dem Spiegel betrachtete. Ein Seufzen entfuhr ihr woraufhin ich mich zu ihr drehte. "Alles in Ordnung, Eden?", fragte ich besorgt. "Es ist so unfair von der Welt dich in diese Intrigen rein zuziehen. Du bist noch jung und hast dein ganzes Leben vor dir. Du solltest Spaß haben und Fehler machen können und nicht über das Wohl eines ganzen Landes mit entscheiden." Ich bewunderte Eden für Ihr gutes Herz. Für jeden hatte sie ein Lächeln oder ein gutes Wort parat. Wären alle Menschen auf der Erde wie sie - es gäbe keinen Krieg. "Mach dir um mich keine Sorgen Eden.", ein etwas wackeliges Lachen sprudelte aus meinem Mund und im nächsten Moment überfiel mich ein Gefühl von Angst und Schmerz. Sehnsucht nach meiner vertrauten Heimat ergriff mein Herz und am liebsten wärr ich einfach losgerannt. Gerannt und gerannt bis ich wieder in den Armen meines Vaters war und die Welt wieder wie ein sicherer Ort wirkte. Doch ich schluckte die Gefühlswelle herunter, richtete mich auf und verließ den Raum, erhobenen Kopfes in Richtung Ballsaal. Frühzeitig zog ich meine Maske auf, dann betrat ich den Saal.

Der Saal war nur spärlich beleuchtet. Die Kerzen flackerten unruhig und die Musik bestand hauptsächlich aus ruhigem Geigenspiel. Die Stimmung im Saal war gedämpft aber dennoch hörte man oft Gelächter. Ich nutzte die Anonymität der Masken und hielt mich abseits der Menge. Aus dem Schatten heraus betrachtete ich das Treiben. Ich erblickte Daniel, einen von Anatis Vertrauten. Seine Maske verdeckte nur seine linke Gesichtshälfte wodurch ich ihn mit seinem kantigen Gesicht leicht erkannte. Daniel stellte sich an den Rand, wenige Meter von mir entfernt jedoch ohne mich zu bemerken. Unruhig klopfte er den Takt der Musik leise mit. Kurze Zeit später musste ich fest stellen, das seine Nervosität eher einer jungen Rothaarigen zugeschrieben war, als irgendwelchen Geheimnissen. Als Daniel mit der Rothaarigen aus dem Saal eilte, einen Arm um ihre Taille, verlor ich das Interesse an seinen Plänen für den Abend. Ich erblickte Jasmine und machte mich auf den Weg zu ihr. Noch bevor ich sie erreichte schob sich ein Mann in meinen Weg, das Gesicht bedeckt mit einer silbernen Maske, die ein böses Lachen zeigte. "Darf ich um diesen Tanz bitten?",die Stimme war durch die Maske dumpf. Spontan beschloss ich zu zu stimmen. Mein Partner ergriff mich an der Hand und drehte mich zu sich. Langsam schwangen wir mit der Musik durch den Raum. Nach anfänglichem Schweigen fragte ich: "Sie scheinen schon lange zu tanzen, Syr. Sie scheinen die Schritte mit reiner Gelassenheit zu machen." Es machte mich nervös, dass ich das Gesicht meines Gegenübers nicht sehen konnte. "Ich habe seid meinem sechsten Lebensjahr Tanzunterricht."
Überrascht sah ich zu ihm hoch. "
"Wer sind sie?", fragte ich skeptisch. Ein scharrendes Geräusch, was man als Lachen hätte einordnen können, drang hinter der Maske hervor.
"Ist das nicht gerade das lustige beim Maskenball, dass man nicht weiß wen man vor sich hat?"
Ich verengte meine Augen. Mein Gegenüber sprach weiter.
"Und das ganze wird noch lustiger, weil ich weiß wer du bist, aber du nicht weiß wer ich bin."
Mit einem Mal fühlte ich mich unwohl. Ich wünschte ich wüsste wo Anati steckt. Ich beschloss mein Unbehagen zu überspielen. "Und wer bin ich?", fragte ich mit hoch gezogenen Augenbrauen. Ich drehte mich ein, wodurch er von ihnen seine Hände auf meine Hüfte legte, wie der Tanz es verschrieb. Sein Gesicht näherte sich meinem Ohr.
"Es ist mir eine Ehre mit Ihnen getanzt zu haben, Miss. Ruby McLear. Ich bin mir sicher wir werden uns in nächster Zeit öfters begegnen. "
Als ich mich umdrehte, war er in der Menge verschwunden. Ein Bote drückte mir unauffällig ein Zettel in die Hand. Auf dem zerknüllten Zettel stand ein Saal. Ich musste jetzt also zur Ratssitzung. Ich schluckte die Angst, die der Fremde mir gemacht hatte herunter und peilte den Ausgang an.