34) Lord Ismael

2.4K 117 1
                                    

Früh morgens beim Aufgehen der Sonne brachen wir auf,  um zu Lord Ismael  in den Norden zu reisen. Wir wurden von einer Vielzahl an Rittern begleitet. Anati ritt vorne mit an der Spitze, während ich in einer Kutsche sitzen musste. Lord Anati hatte mir am Anfang der Reise eine Kopie seines Leiblingsbuchs geschenkt, worüber ich mich wirklich sehr gefreut hatte. Es handelte von der Gesichte des Königreiches und beschrieb sehr detailreich von der Beziehung zwischen König Nikolei und Jade. Das Buch war voller Spannung und Gefühl und unglaublich emotional geschrieben. Ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Selbst wenn wir Rast machten hing in an dem Buch, als wolle ich jedes einzelne Wort in mich einsaugen. Als die Stelle mit dem Tod Nikoleis und Jades kam konnte ich nicht anders, als mir eilig die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, als Anati sich zu mir gesellte. Er erkannte die Situation, woraufhin sich ein Lächeln auf seine Lippen legte. Es war in keinster Weise spöttisch oder belustigt. Es schien ihn zu berühren, wie sehr mich das Buch in seinen Bann gezogen hatte. Er sagte nichts, zog mich einfach zu sich und umarmte mich fest. Sein mir inzwischen sehr vertrauter Geruch beruhigte mich sofort und ich fühlte mich sicher un geborgen. Am liebsten hätte ich den Moment für immer angehalten, doch wir mussten weiter, wenn wir die Burg von Lord Ismael noch vor Sonnenuntergang erreichen wollten.

Es war bestimmt schon seit zwei Stunden dunkel, abgesehen von den Fackeln die man angezündet hatte, um den Weg zu finden, als wir endlich die Burg erreichten. Lord Ismael erwartete uns bereits im Innenhof der Burg. Es war mit Abstand einer der respekteinflössendsten Menschen den ich je begegnet war. Er stand mit solch einer Präsenz und Souveränität vor dem Eingang, dass allein bei der Vorstellung er wäre nicht hier alles auf einmal leer wirkte. Neben ihn stand, fast schon klein sein Sohn Lord Isaac. Dessen kalten blau-grauen Augen wichen keine Sekunde von mir, als Anati mir aus dem Wagen half. Anati verbeugte sich tief voller Respekt vor Lord Ismael, als wir vor ihm und seinem Sohn standen. Auch ich knickste ehrfürchtig unter Lord Ismaels weisen aber dennoch freundlichen Blick.

"Da seid ihr ja endlich. Ich dachte schon ihr kommt nie mehr an.", lachte Lord Ismael und schloss Anati in seine Arme. "Und mit solch einer reizenden Begleitung.", fügte Lord Ismael hinzu und schenkte mir ein Lächeln. Ein Lachen kam von Lord Ismael, was eher wie das Brummen eines Bäres klang. Nach dem er Anati wieder frei ließ wurde er ernst. "Mein Herzliches Beileid zu deinem Verlust. Isabelle war ein starkes Mädchen." Anati nickte kurz aber nicht  unhöflich. Mir entging nicht, dass Lord Ismael Anati wie einen alten Freund und zugleich väterlich  betrachtete. Ich brauchte einen Moment um den Stolz zu erkennen der sich Lin Lord Ismaels Gesicht abzeichnete im Anblick Anatis. 

Die beiden gingen voran ins Innere der Burg. Isaac gesellte sich an meine Seite, als wir den beiden folgten. "Anatis Vater und mein Vater waren die dicksten Freunde, bevor Anatis Vater starb. Ich glaube mein Vater sieht so viel von ihm in Anati." Ich sah Isaac an, überrascht Verbitterung in seiner Stimme zu hören.  Er erwiderte meinen Blick ohne mit der Wimper zu zucken. "Wo ist deine Schwester, Lady Esmeralda?", fragte ich nach einem Moment der Stille. "Mein Vater hat sie zu unserer Tante in den Westen geschickt. Ich glaube er hofft, dass sich dort irgendein Ritter in sie verliebt."

Wir folgten Anati und Lord Ismael bis in den Speisesaal wo wir uns setzten. Da die beiden in ein Gespräch über aktuelle politische Entwicklungen vertieft waren, begann ich eine lockere Konversation mit Isaac. Seine selbstgefällige Art wieder strebte mir und seine Augen durchbohrten mich wie Pfeilspitzen. "War die Umstellung eigentlich groß am Hof? Ich bin mir sicher du hast dich total fremd gefühlt." Isaac wechselte abrupt das Gespräch von höfflichen Gerede zu einem kritischen Thema. Die beiden Lords und alle anderen am Tisch verstummten und sahen mich gespannt ab. Isaac vor mir lächelte fast schon böswillig. Lord Ismaels Blick wurde etwas kühler während Anati gespannt die Augen zusammenkniff.  Ich versuchte meine Fassung zu behalten: "Es war in der Tat ein Unterschied, doch Dank Anati habe ich mich recht schnell gut zu recht gefunden." Es kam keine Reaktion. Die Leute starrten mich weiter an. Eine leichte Röte breitete sich in meinem Gesicht aus. Doch Isaac war nicht gewillt mich so schnell vom Haken zu lassen. "Stimmt es das man auf dem Land sein Wasser selber aus einem Brunnen holen muss und seine Wäsche in einem Bach wäscht?" Anati merkte was Isaac vor hatte und starrte ihn böse an. "Ich... Das stimmt, ja.", beantwortete ich Isaacs Frage. Die Adeligen am Tisch rümpften ihre Nase und blickten mich herab lassend an. Anati schien kurz davor Isaac an die Gurgel zu gehen. Doch es war egal, der Schaden war schon angestellt. Ich war geächtet hier, ein Außenseiter. Ein Dorfkind ohne Rang und Namen. Ich würde nie einer von Ihnen sein und genau das hatte Isaac mir demonstriert. "Das muss ja echt schlimm sein.", heuchelte Isaac Mitleid. "Du musst echt dankbar sein, dass Lord Anati dich da raus geholt hat, oder? Kanntest davor überhaupt Seife. Habt ihr sowas?" Das war Anati endgültig zu viel. Mit einer schnellen Bewegung hatte er sein Schwert auf Isaac gerichtet. Beschämt saß ich auf meinem Platz, ehrlich verletzt und versuchte die Tränen zu unterdrücken, die sich langsam in mir anbahnten. Lord Ismael erhob sich wütend. Sein erzürnter Blick galt jedoch nicht Anati sondern seinem eigenen Sohn. "Ist das die Art, wie wir unsere Gäste hier willkommen heißen, Isaac? Entschuldige dich sofort bei unserer Besucherin!", leise murmelte er mehr zu sich selbst: "Manchmal frage ich mich echt, was ich bei euch falsch gemacht habe." Isaac sah seinen Vater trotzig an. Entschied sich dann jedoch eines Besseren  und wandte sich mit honigsüßem Lächeln mir zu: "Es tut mir aufrichtig Leid, wenn ich euch verletzt haben sollte, Ruby. Erlaubt mir dies wieder gut zu machen, und begleitet mich morgen zu dem Tunier." Ich nickte leicht, unfähig was zu sagen. Anati, der sein Schwert inzwischen wieder eingesteckt hatte, wandte sich an Lord Ismael: "Wir hatten ein anstrengenden Ritt, ich bedanke mich zu tiefst für das vorzügliche Essen. Ich hoffe ihr seht uns nach wenn wir uns nun auf unsere Zimmer zurück ziehen." Lord Ismael nickte verständnisvoll. Ich hätte Anati in dem Moment nicht dankbarer sein können.

MylordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt