40) Das Verfahren

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"Ich gestehe meine Tat.", sagte Loranne mit fester Stimme und ich atmete auf. Die Erleichterung fiel von mir ab und ich ich fühlte mich wieder etwas freier. Nur im Hintergrund hörte ich, wie das Ratmitglied fragte warum sie die Tat begangen hatte. "Ich habe Informationen über die Krone und den Adel bekommen, die meine Ansicht, dass der Adel gut ist komplett zerstört haben. Es ist wahr das der werte Vater des Lords mich damals gerettet hat. Doch das war pures Glück. Während ich sicher in der Burg aufwachsen konnte waren da draußen hundert und tausende von Kindern, die hungerten und sich zu Tode arbeiten mussten. Ich weiß wie es da draußen ist und dann bin ich hier her gekommen und es widerte mich einfach nur an, wie alle hier davon überzeugt waren, dass sie etwas besseres wären und auf den Kosten der armen Leute leben. Ich musste einfach was tun." Anati erhob sich. "Du hast von Informanten geredet. Ich verlange ihren Namen!" Ich wusste nicht, was in Anati gefahren war, doch auf einmal war seine Stimme kalt und eine gewisse Aggressivität schwang in seine Stimme mit. Loranne hielt Anatis kühlen Blick stand. "Ich werde keine Namen nennen.", sagte sie mit ruhiger Stimme. Für einen Moment empfand ich sowas wie Bewunderung, für sie, dass sie Anati gegenüber so gefestigt bleiben konnte. Doch dann kam mir der Gedanke, ob ich früher nicht auch so standhaft ihm gegenüber war, bevor ich ihm verfallen war. Hatte er es vielleicht tatsächlich geschafft mich zu manipulieren? Meine Abneigung gegen den Adel zu verlieren? War ich überhaupt noch die Ruby, die ich einmal war, oder hatte ich mich selbst verloren? Der Gedanke versetzt mich in Grauen. Doch dann fiel mir auf, dass ich mich natürlich verändert hatte. Aber das musste ja nicht unbedingt schlecht sein. Ich hatte mein Blickfeld auf die Welt einfach vergrößert und gelernt, dass der Adel nicht nur schlecht war. Frustriert schob ich meinen Gedankengang zur Seite. Anatis Stimme unterbrach die Stille: "Ich verlange Namen!" Anati klang schrecklich geladen. Was war nur in ihn gefahren? Anati und Loranne schienen sich eine Ewigkeit böse an zu starren. Schließlich erhob Anati wieder die Stimme. "Ich bitte darum mit Loranne allein gelassen zu werden." Kaum hatte Anati den Befehl ausgesprochen, strömten die Leute nach draußen. Ich wollte Anati fragen, was dass sollte, doch er ignorierte mich.

Ich hörte im Rausgehen, wie Anati zu sprechen begann. Mit geladener Stimme: "Mein Vater hat dir Gnade erwiesen und dich hier aufgenommen und du trittst das mit Füßen. Ich werde jeden Einzelnen der Angestellten, die was mit deinem Angriff zu tun hatten umbringen lassen, wenn du mir nicht die Namen nennst." Die Tür fiel hinter mir zu und ich konnte nichts mehr hören. Doch das was ich gehört hatte war genug. Ich konnte nicht zu lassen, dass Eden starb. Wie konnte Anati sowas nur sagen. Ein Teil von mir, auch wenn ich das nur widerwillig zugab, verstand ihn. Er musste sein Volk und den König vor den Rebellen schützen. Aber dafür konnte er doch nicht so viele Unschuldige töten. Verzweifelt überlegte ich nach einer Lösung, wie ich Eden retten konnte. Das Gefühl machtlos zu sein brachte mich um den Verstand. Und noch etwas beschäftigte mich. Würde Loranne mich auffliegen lassen?

Die Türen zum Thronsaal öffneten sich wieder und die Menschen strömten rein. Anatis Blick traf mein, worauf hin er mir ein nervöses Lächeln schenkte. Irgendwas beunruhigte mich an seinem Verhalten. Als der Saal verstummte begann Anati zu sprechen.

"Loranne hat ihre Taten gestanden und mir wichtige Informationen gegeben. Ich will dennoch Gnade um meiner Vater Willen walten lassen und verbanne sie somit lediglich aus der Stadt." Das gütige Urteil Anatis überraschte mich. Er lächelte mir zu und ich war erfüllt mir Freude. Eden war sicher und ich hatte mich nicht in Anati getäuscht. Er war ein guter Mensch und das zeigte deutlich, dass der Adel nicht so schlecht war, wie er im Bürgertum immer da gestellt wurde. Ich lief zu Anati, der mich jedoch mit einem: "Ich muss noch was wichtiges erledigen. Wir sehen uns dann heute Abend auf unserem Ball!", abwimmelte. Verwundert blieb ich zurück, beschloss dann aber mich besser schon einmal für den Ball vor zu bereiten, immer hin würde heute die Verlobung verkündet werden.


MylordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt