Angespannt saß ich gegenüber von Loranne. Wir beide musterten uns still mit Misstrauen. "Warum nehmen Sie mich mit?", sagte ich schließlich. "Ich brauche die Informationen von dir. Wenn du dich uns anschließt bist du eine der wichtigsten Schlüsselfiguren. Du bist eine unadelige am Hof. Die einfachen Menschen treuen dir, weil sie denken du bist eine von ihnen, der Adel traut dir weil sie so naiv sind und denken du wärst eine von ihnen." Lorannes Blick musterte fast schon Hass erfüllt über mein Gesicht. "Die Menschen mögen dich und erzählen dir ihre Geheimnisse nur weil du schön bist." Loranne spuckte die Worte förmlich aus. "Aber die Wahrheit ist, du wirst nie zu einer Seite gehören. Du bist schon lange kein Teil des Bürgertums aber wirst nie Adel sein." Ich sah Loranne mit zusammen gekniffenen Augen an. Sie war ganz schön dreist zu mir, dafür, dass ich Informationen geben sollte. Die Kutsche hielt polternd. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass wir mitten im Wald waren. Vorsichtig trat ich aus der Kutsche. Keine zwei Sekunden später hatte mich jemand gepackt und mir etwas über den Kopf gezogen. Fünf Minuten lang befand ich mich in Orientierungslosigkeit, bevor ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte und Tageslicht erblickte. Ich befand mich auf eine Lichtung, neben mir saß Loranne. Um uns herum waren eine Handvoll Rebellen. Gut bewaffnet und nur mit weiten Hosen bekleidet machten sie Platz für eine Art Anführer. Ein großer Krieger mit zwei Schwertern auf dem Rücken und einem weißen Fell um seinen Schultern. "Ist das die Informantin von der ihr spracht?", fragte der Mann. Der Blick seiner warmen braunen Augen umhüllte mich kurz, bevor er sich der nickenden Loranne zu wandte. "Das ist sie, die Geliebte des Lords." "Nun ich höre?", sagte der Anführer an mich gewandt. Ärger stieg in mir auf. Irgendwelche fremden Menschen hatten mich verschleppt und erwarteten jetzt, dass ich Informationen Preis gab. Bockig sah ich den Anführer an. "Ich habe nicht die leiseste Ahnung was hier genau vor sich geht und bevor ich irgendjemanden, den ich überhaupt nicht kenne irgendwas sage würde ich gern erst einmal aufgeklärt werden." Herausfordernd sah ich den Anführer an. In aller Seelenruhe zog dieser eins seiner Schwerter und legte es an meine Kehle. "Was sagtest du?" "Du hast mich schon verstanden.", zischte ich. Einen Moment lang dachte ich er würde mich umbringen, doch dann steckte er sein Schwert weg und rief einem anderen Krieger etwas zu: "Ich will mit ihr im Zelt reden. Bringt Tee."
Der Anführer bat mich ihm zu folgen und fürte mich zu einer Siedlung von Zelten. Eines war besonders groß und bewacht. Ich betrat es. Im Inneren lagen viele Felle und Kissen um einen Eichentisch. Der Anführer forderte mich auf mich vor dem Tisch nieder zu lassen, er selbst nahm auf der anderen Seite Platz. Ein Mann kam rein und brachte uns Tee.
"Mein Name ist Thorn - Anführer der Rebellen in diesem Teil des Landes. Wer bist du?", Thorn sprach sehr ernst. Von der Nähe könnte ich sein Gesicht besser erkennen. Seine braunen Augen waren von langen dunklen Wimpern umrandet, er hatte volle Lippen und einen dunkleren Hautton. "Ruby McLear.", antwortete ich so selbstbewusst wie möglich. "Du willst die Wahrheit über das Land erfahren, McLear? Ich geb sie dir, aber ich möchte etwas im Austausch dafür." Fragend hob ich eine Augenbraue. Thorn Griff unter seinen Peltz und zog etwas silbernes hervor. Er legte es mit einem leisen Schlag vor mir auf den Tisch. Es war ein Dolch. Mein Gesicht spiegelte sich in der scharfen Schneide. "Wenn du die Wahrheit hören willst - versprech mir Lord William zu töten!" Der Satz fühlte sich wie ein Schlag in meinen Bauch an. Fassungslos blickte ich Thorn an. Dieser blickte mich kühl an. "Wenn nicht bist du nicht für diesen Krieg geschaffen sondern nur ein weiteres naives Mitglied des Adels." Wie so oft siegte mein waghalsiger Stolz und wie von selbst schloss sich meine Hand um den kalten Griff des verzierten Dolches.
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Mylord
RomanceDer für seine Heldentaten berühmte Lord Anati scheint gefallen an der hübschen Kaufmannstochter Ruby gefunden zu haben. Ruby ist jedoch nicht besonders begeistert, als der Lord sie zu sich auf die Burg einlädt. Fern von ihrer Familie muss sie sich b...