𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟒𝟏

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Die ersten Wochen über gaukelte mein Verstand mir vor, dass alles in bester Ordnung war, sobald ich die Augen schloss und zuließ, dass die Drogen mich in einen tiefen Schlaf, jenseits aller Sorgen und Probleme, rissen

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Die ersten Wochen über gaukelte mein Verstand mir vor, dass alles in bester Ordnung war, sobald ich die Augen schloss und zuließ, dass die Drogen mich in einen tiefen Schlaf, jenseits aller Sorgen und Probleme, rissen.

Einer von Hydras sibirischen Wissenschaftlern hatte mir vor etlichen Jahren erklärt, dass das menschliche Gehirn mit Verlust fast ebenso schlecht umgehen konnte, wie das sinnbildliche Herz.

Wurde die Welt, wie man sie kannte also von einem Ereignis erschüttert, das jedwede Vernunft überstieg und schlichtweg zu brutal war, um richtig verarbeitet zu werden, gab es genau zwei möglich Wege der Reaktion:

Entweder man wurde von Albträumen heimgesucht, die noch entsetzlicher waren, als die Erinnerungen selbst.

Oder das eigene Unterbewusstsein entwickelte eine Methode der Verleugnung, die auf lange Zeit gesehen ungesünder und selbstzerstörerischer war, als alles andere.

Wie in meinem Fall.

Denn obwohl die Nächte erträglich waren - gefüllt mit falscher Hoffnung, Wunschszenarien und aus dem Nichts geschaffenem Glück - brachte das Erwachen ein Gefühl mit sich, das mich Tag für Tag mehr in den Wahnsinn trieb.

Der Moment, in dem die Dunkelheit wie eine schwere Augenbinde auf meinen Lidern lag und ich langsam begriff, dass die weichen Stoffbahnen unter meinen Fingern nicht mehr zu dem gehörten, was ich gerade geträumt hatte, war der Schlimmste.

Mit ihm kam die Kälte, die von keiner noch so flauschige Wolldecke vertrieben werden konnte. Dicht gefolgt von der Gewissheit, allein zu sein.

Nicht nur in diesem Bett oder diesem Zimmer, sondern immer und überall.

Weil sowohl Bucky als auch unser Baby fort waren.

Meine Unterlippe begann zu Beben und meine Finger krampften sich in das Kissen, an dem noch immer sein Geruch haftete.

"Willst du etwas essen?"

Der blonde Mann ließ sich am Fußende des Bettes nieder und hob die Hand, als würde er das Deckenknäul berühren wollen, unter dem ich kauerte - die Beine an die Brust gezogen und den Blick starr nach oben gerichtet -, doch dann zögerte er und zog den Arm zurück.

Ich würde mich noch kleiner machen, die Augen schließen und seinen Worten mit Schweigen begegnen, sobald ich die Berührung wahrnehmen würde.

Das wusste er.

Denn so und nicht anders waren seine Besuche die letzten Tage über abgelaufen.

Er war hereingekommen, hatte versucht, mich aufzuheitern und war, nachdem ich lange genug vorgegeben hatte, ihn nicht zu hören, wieder gegangen.

"Ich...", Steve fuhr sich mit den Fingern übers Gesicht, als wüsste es selbst nicht so recht, was er sagen sollte. "...i-ich kann verstehen, dass du im Moment mit niemandem sprechen möchtest! Das kann ich wirklich! Aber... a-aber die Ärzte wissen nicht mehr weiter, Liv! Du hast seit einem Monat nichts Richtiges mehr gegessen und außer diesem verfluchten Bourbon auch nichts getrunken!"

𝐦𝐨𝐫𝐞 𝐭𝐡𝐚𝐧 𝐟𝐫𝐢𝐞𝐧𝐝𝐬 𝟐 || 𝐛𝐮𝐜𝐤𝐲 𝐟𝐟Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt