„Das hast du wirklich gut gemacht, Baby!“, betonte Bela zum wiederholten Mal und streichelte mir beruhigend über den Rücken. Wieder gab ich ihr keine Antwort und starrte nur gedankenverloren ins Leere. Mein Mund war immer noch erfüllt vom Geschmack des Blutes, der nun so anders, so verdammt köstlich war. Es ließ sich nicht leugnen, dass mein Körper nun Menschenfleisch und Blut benötigte, denn die Reaktionen auf das zweifelhafte Mahl ließen keinen Spekulationsspielraum. Das Schwächegefühl war verschwunden und selbst meine Regenerationsfähigkeit hatte sich inzwischen erholt. Wir hatten die Selbsttests doch wieder aufgenommen und mit anfänglicher Verwunderung festgestellt, dass die Wunden nun wieder viel schneller heilten.
Wenn man jedoch darüber nachdachte, ergab das durchaus Sinn. Offenbar war meine Regenerationsfähigkeit an die Nahrungsaufnahme geknüpft. Die Wunden in Rekordzeit zu heilen, kostete meinen Körper Energie, die er durchs Essen wieder zurückgewann. Jetzt ging es mir wieder vollkommen gut, wenngleich es mich immer noch einiges an Überwindung kostete, meine Ernährungsumstellung zu akzeptieren. Dennoch hatte ich auf Belas Drängen hin am gemeinsamen Abendessen teilgenommen und mich dazu gezwungen, den ganzen Teller leerzuessen. Mein Körper brauchte die Energie, betonte sie währenddessen immer wieder, und mir war klar, dass sie recht hatte.
Ich würde mich wohl oder übel an diesen neuen Lebensstil gewöhnen müssen, auch wenn es mir bisher noch schwerfiel, das Menschenfleisch zu essen. Trotzdem hatte ich das Abendessen durchgestanden und hatte mich mit Bela auf einem der Sofas niedergelassen. Sie überschüttete mich förmlich mit Lob, da ich so brav aufgegessen hatte, doch nach einiger Zeit unterbrach sie diesen repetitiven Kreislauf. „Was ist los? Warum bist so grüblerisch?“, hakte Bela besorgt nach. Es stimmte, dass ich schon seit einigen Minuten recht schweigsam war, doch es gab keinen Grund für Belas Sorge. Ich hatte lediglich ein Anliegen, von dem ich nicht wusste, wie ich es am besten vorbringen sollte.
Letztendlich fasste ich mir ein Herz und sprach es einfach aus. „Jetzt, da wir wieder mit den Tests angefangen haben, denke ich, dass wir noch eine Stufe weitergehen sollten. Nein, lass mich erst ausreden! Ich weiß, dass du es hasst, wenn ich verletzt werde, aber das ist wirklich der letzte Test, den ich durchführen will. Ich möchte etwas ausprobieren und bräuchte deine Hilfe dafür“, erklärte ich Bela mein Vorhaben, die daraufhin tief seufzte. „Das letzte, das du ausprobieren willst? Na schön, um was geht es und warum brauchst du dabei meine Hilfe?“, erkundigte sie sich skeptisch und ich wusste, dass es jetzt heikel werden würde. Ich musste unbedingt die richtigen Worte wählen.
„Ich bin darauf gekommen wegen meiner Beinwunde“, setzte ich so vorsichtig an, als würde ich über Eier laufen. „Wie du dich vermutlich erinnerst, hat mir Daniela damals nicht nur ihre Sichel ins Bein gerammt, sondern sich selbst auch noch ein paar Bissen davon genehmigt.“ „Wie könnte ich das vergessen. Ich habe ewig gebraucht, um ihr das zu verzeihen“, warf Bela ein und verzog das Gesicht. Ahnte sie schon, worauf das hinauslief? Vermutlich nicht. „Na ja, zumindest hat man das dann auch gesehen. Mein Bein sah schließlich furchtbar aus mit den wulstigen Narben und dem fehlenden Fleisch, aber genau darauf will ich hinaus. Jetzt sieht es aus, als wäre all das nie passiert, was die Vermutung nahe legt, dass nicht nur die Narben verschwunden sind, sondern auch das fehlende Fleisch sozusagen nachgewachsen ist.“
„Nein, Baby. Nein, das kannst du nicht ernst meinen…“, fiel mir Bela stöhnend ins Wort, nachdem sie meine Intention durchschaut hatte. „Darum möchte ich die These prüfen, ob die Regeneration wirklich so weit geht, Fleisch nachwachsen zu lassen“, fuhr ich ungeachtet von Belas Widerspruch fort. „Und du musst mir dabei helfen, weil ich mir schlecht selbst ein Stück Fleisch aus dem Körper beißen kann. Ich esse jetzt zwar Menschenfleisch, aber meine Zähne sind immer noch stumpf und mein Kiefer längst nicht stark genug, um so etwas zu machen.“ Stöhnend vergrub Bela das Gesicht in den Händen, als ihr klar wurde, dass ich es ernst meinte.
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Blood-red Kisses - Resident Evil Village FF
FanfictionIn einem kleinen rumänischen Dorf wird ein achtzehnjähriges Waisenmädchen als Opfergabe zum Schloss Dimitrescu geschickt. Sie weiß nicht, was dort mit ihr geschehen soll, geht aber vom Schlimmsten aus. Dennoch ahnt sie noch nicht einmal, was sie dor...