„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du ganz alleine einen Lycan getötet hast!“, betonte Bela kopfschüttelnd und sah mich ungläubig an. „Tja, ich bin wohl stärker, als ihr alle gedacht habt!“, witzelte ich unbeschwert und kuschelte mich an Belas Seite. Wir saßen auf dem Sofa in unserem Zimmer und genossen einfach die Zweisamkeit. Fast zwei Wochen waren seit Belas Beinahe-Tod vergangen, wobei ich keine Ahnung hatte, wie sie jetzt auf dieses Thema kam. Nachdem wir Belas Versteinerung mit dem Heilmittel rückgängig gemacht hatten, war sie anfangs etwas geschwächt gewesen und hatte Ruhe gebraucht. Erst als sie etwas gegessen hatte und wieder einigermaßen zu Kräften gekommen war, hatten wir sie über das Geschehene aufgeklärt.
Wir hatten ihr erzählt, dass sie nur deshalb nicht sofort gestorben war, weil ich sie rechtzeitig ins Warme gebracht hatte, wobei Mutter Miranda mit einer ihrer Substanzen nachgeholfen hatte. Das hatte uns die Zeit gegeben, die Zutaten für das Heilmittel zu besorgen, mit dem wir Bela rechtzeitig das Leben gerettet hatten. Gerade mein Kampf gegen die Männer aus dem Dorf und den Lycan hatte sie schockiert und offensichtlich immer noch nicht ganz losgelassen, wie sich jetzt zeigte. Bisher hatte Bela keine Kritik an meinem risikobereiten Verhalten geäußert, doch das war nur eine Frage der Zeit gewesen. Ihrer ernsten, nachdenklichen Miene konnte ich bereits entnehmen, dass es jetzt soweit war.
„Ich meine das wirklich nicht böse, aber mir wäre es lieber gewesen, wenn du dich nicht meinetwegen in Gefahr begeben hättest“, setzte sie versöhnlich an, worauf ich ein Kichern nicht unterdrücken konnte. „Hätte ich dich etwa sterben lassen sollen? Ich weiß nicht, ob dir das bewusst ist, aber wenn du tot wärst, könnten wir das hier nicht machen“, entgegnete ich humorvoll und gab Bela einen sanften Kuss. Sie schenkte mir ein flüchtiges Lächeln, doch dann wurde ihre Miene wieder ernst.
„Ich verstehe schon, was du meinst, aber hättest du den gefährlichen Teil nicht Mutter oder vielleicht Donna überlassen können? Ihr hättet sie schließlich anrufen können, damit sie die notwendige Zutat selbst mitbringt. Du wärst fast dabei gestorben und es wäre schließlich auch nicht der Sinn der Sache, wenn ich überlebe, aber du bei meiner Rettung stirbst“, argumentierte Bela möglichst sachlich, doch ich konnte sehen, dass sie das Thema auch emotional mitnahm.
„Ich bin aber nicht gestorben, wie du siehst!“, versuchte ich sie deshalb zu beruhigen. „Ja, vielleicht war es unbedacht von mir, allein ins Dorf zu gehen, aber wir hatten keine Zeit für ausschweifende Überlegungen und außerdem ist doch alles gut gegangen! Ich weiß gar nicht, was dich daran so beschäftigt!“ Ganz unbedacht hatte ich dahergeredet und merkte zu spät, dass ich etwas Falsches gesagt hatte. Belas goldene Augen verengten sich zu Schlitzen und sie stieß ein verärgertes Schnauben aus.
„Was mich daran so beschäftigt? Du hast dich schon wieder in Gefahr gebracht und wärst fast gestorben, während ich nicht einmal bei Bewusstsein war! Ich hätte aufwachen können und du wärst einfach tot gewesen! Hatten wir uns nicht eigentlich geeinigt, dass du solche unüberlegten Alleingänge sein lässt? Ich kann nicht in der Ungewissheit leben, ob du dich, sobald ich nicht bei dir bin, in Lebensgefahr begibst!“, entgegnete Bela gereizt. Eigentlich wäre es nun meine Aufgabe gewesen, die angespannte Stimmung zu entschärfen, doch Belas Worte ließen nun ebenfalls die Wut in mir aufsteigen.
„Du tust ja so, als ob ich keinen Schritt aus dem Schloss machen könnte, ohne gleich zu sterben! Vielleicht hast du es nicht mitbekommen, aber ich bin längst nicht mehr der hilflose Mensch, als der ich hergekommen bin! Ich habe vier Menschen und einen Lycan getötet!“, erwiderte ich erzürnt. Bela sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und ließ ein sarkastisches Auflachen verlauten. „Jetzt bilde dir bloß nicht zu viel darauf ein! Nur weil du einen Lycan getötet und dessen Angriff knapp überlebt hast, heißt das noch lange nicht, dass du auf dich selbst aufpassen kannst! Ohne uns wärst du doch schon zigmal getötet worden!“, betonte Bela zornig.
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Blood-red Kisses - Resident Evil Village FF
FanfictionIn einem kleinen rumänischen Dorf wird ein achtzehnjähriges Waisenmädchen als Opfergabe zum Schloss Dimitrescu geschickt. Sie weiß nicht, was dort mit ihr geschehen soll, geht aber vom Schlimmsten aus. Dennoch ahnt sie noch nicht einmal, was sie dor...