„Hey, lass das! Meine Zunge ist gerade erst nachgewachsen und ich will sie nicht schon wieder verlieren!“, erklärte ich Bela lachend und wich ihrem Kuss in neckischer Manier aus. „Ach, komm schon! Ich habe dir doch versprochen, dass ich so etwas nie wieder mache! Glaubst du mir denn nicht? Was muss ich noch machen, damit du mir wieder vertraust?“, entgegnete Bela trotzig und warf mir einen beleidigten Blick zu, was mich erneut zum Lachen brachte. „Das ist nicht lustig!“, erwiderte Bela und wirkte einmal mehr wie ein beleidigtes Kind. „Mir tut es ernsthaft leid und ich fühle mich furchtbar deswegen! Trotzdem finde ich, dass du mir meinen kleinen Ausrutscher verzeihen solltest, nun da alles wieder wie vorher ist!“
Wieder konnte ich mir ein Kichern nicht verkneifen, woraufhin mir Bela einen bösen Blick zuwarf. „Es ist echt nicht schön, ausgelacht zu werden, wenn man die Situation selbst nicht lustig findet, oder?“, antwortete ich stichelnd, doch als ich Belas noch immer grimmige Miene sah, beugte ich mich vor und gab ihr einen langen Kuss, den sie dankbar erwiderte. „Geht doch…“, murmelte Bela zufrieden und verzichtete zum Glück darauf, allzu offensichtlich darauf hinzuweisen, dass meine Zunge noch dort war, wo sie hingehörte. Natürlich wusste ich, dass ich Bela vertrauen konnte, und nach dem vorangegangenen Drama würde sie in Zukunft hoffentlich davon absehen, mir ein zweites Mal die Zunge abzubeißen.
Nachdem wir ausreichend die Zweisamkeit genossen und meine neue Zunge angemessen eingeweiht hatten, beschlossen wir, die Gesellschaft ihrer Familie zu suchen. Für das Abendessen war es noch viel zu früh, aber wenn man keinen Schlaf benötigte, fehlte es den Tagen grundsätzlich an Struktur. Wir taten alles, was wir wollten, wann wir es wollten, und gerade im Winter, wenn wir auf das Innere des Schlosses beschränkt waren, spielte die Tageszeit kaum eine Rolle. Dass dieser Tag sich jedoch deutlich von den recht eintönigen anderen unterscheiden sollte, merkten wir bereits, als wir die Treppe herabkamen. Die Dienstmädchen waren in heller Aufregung, während Lady Dimitrescus wütende Stimme durch den großen Eingangsbereich hallte.
„Wie können diese jämmerlichen Menschen es nur wagen? Sie betreten unerlaubt mein Schloss und wollen sich an meinem Eigentum vergreifen! Ich werde ihnen persönlich zeigen, was sie davon haben!“, donnerte sie dermaßen bedrohlich, dass ich selbst unwillkürlich zurückzuckte, wenngleich ich meine Angst vor Lady Dimitrescu eigentlich abgelegt hatte. „Genau genommen haben die Eindringlinge das Schloss nie betreten. Sie streifen im Außenbereich herum, in der Nähe der Kapelle“, beging eines der Dienstmädchen tatsächlich den Fehler, die Schlossherrin zu korrigieren. Lady Dimitrescus feuriger Blick fand die Bedauernswerte, doch glücklicherweise lenkte Bela die Aufmerksamkeit vorher auf uns, sodass das Dienstmädchen verschont blieb.
„Eindringliche, die sich in der Nähe der Kapelle herumtreiben? Das klingt gefährlich!“, kommentierte Bela besorgt, woraufhin Lady Dimitrescu erstmals unserer Anwesenheit gewahr wurde. „Ja, warum denkst du, bin ich sonst so wütend?“, antwortete Lady Dimitrescu schnaubend. „Der Ort erscheint alles andere als willkürlich. Sie müssen die Gerüchte gehört haben und ich muss unbedingt verhindern, dass sie das finden, was sie vermutlich dort suchen!“ Meine Verwirrung wuchs mit jedem Satz, bis ich es nicht mehr aushielt und mich einmischen musste. „Was suchen sie denn? Um was geht es hier überhaupt?“, verlieh ich meiner Verwirrung Ausdruck und schreckte augenblicklich vor Lady Dimitrescus vernichtendem Blick zurück. Dabei stieß ich gegen Bela, die hinter mir stand und daraufhin beruhigend die Hände auf meine Schultern legte. Als sie erkannte, dass ihre Wut keinesfalls mir gelten sollte, wurde die Miene der Schlossherrin weicher und sie begann zu erklären.
„Stimmt, das weißt du noch gar nicht“, setzte sie versöhnlicher an. „Ich habe dir doch bereits von meinen überragenden Regenerationskräften erzählt. Da sich meine Wunden im Moment des Entstehens sofort wieder schließen, ist es im Grunde unmöglich, mir ernsthaften Schaden zuzufügen, doch du musst wissen, dass es eine einzige Ausnahme gibt. Es handelt sich um einen speziellen Dolch, die einzige Waffe, mit der man mir Schaden zufügen kann.
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Blood-red Kisses - Resident Evil Village FF
FanficIn einem kleinen rumänischen Dorf wird ein achtzehnjähriges Waisenmädchen als Opfergabe zum Schloss Dimitrescu geschickt. Sie weiß nicht, was dort mit ihr geschehen soll, geht aber vom Schlimmsten aus. Dennoch ahnt sie noch nicht einmal, was sie dor...