Kapitel 63

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Damit kommen wir jetzt zu den finalen Kapiteln der Geschichte. Nach diesem Kapitel dürften nur noch zwei weitere und ein Epilog kommen. Also, viel Spaß mit dem Finale :)

„Und wie gefällt sie dir? Mutter hat extra eine anfertigen lassen, die genauso wie die alte aussieht“, erkundigte sich Bela, während ich mein Abbild im Spiegel betrachtete. „Die Kette ist wunderschön und dieses Mal werde ich sie nicht verlieren!“, betonte ich und fuhr beinahe zärtlich über den dunkelblauen Edelstein. Nun war alles wieder, wie es sein sollte. Ich hatte eine neue Kette, ein neues Bein, nur mein Leben war das alte. Mehrere Wochen waren seit meiner Entführung vergangen und wieder einmal hatte sich alles zum Guten gewendet.

„Du hast die Kette nicht verloren! Sie wurde dir abgenommen und zerstört!“, widersprach Bela sofort und ein schuldbewusster Ausdruck trat auf ihr Gesicht. „Auch an der Entführung trägst du keinerlei Schuld und es tut mir leid, dass es dazu gekommen ist. Hätten wir uns nicht gestritten, wäre dein Verschwinden viel schneller aufgefallen und die Dienstmädchen wären nicht damit durchgekommen. Aber ich kann dir versichern, dass sie dafür bezahlt haben!“ Bela hatte mir bereits davon berichtet, dass sie und ihre Schwestern die Dienstmädchen, die mich betäubt und den Männern aus dem Dorf übergeben hatten, verhört hatten.

Unter Folter hatten sie ihnen ein Geständnis entlockt und sie anschließend allesamt getötet. Selbst die Dienstmädchen, die nicht an dem Komplott beteiligt gewesen waren, wurden ausgetauscht, da wir ihnen unmöglich weiterhin vertrauen konnten. Ich fand dieses Vorgehen zwar etwas hart, aber Alcina betonte, dass es als Abschreckung vor weiteren Verraten dienen würde. Den Streit mit Bela hatte ich schon beinahe vergessen. Nach allem, was seitdem passiert war, erschien das damalige Streitthema einfach nur irrelevant. „Ist schon in Ordnung, Bela! Es ist vorbei und nichts davon spielt mehr eine Rolle. Ich weiß, das erscheint unrealistisch, aber können wir uns einfach nie wieder streiten?“, entgegnete ich liebevoll und näherte mich Bela mit einem anzüglichen Lächeln.

Diese erwiderte das Lächeln und zog mich in eine feste Umarmung. „Das wäre mir auch am liebsten, aber ganz ausschließen lässt sich so etwas nie. Wirklich schlimm ist das aber nicht. Es gehört nun einmal dazu, dass man sich in einer Beziehung oder einer Familie dann und wann streitet“, erklärte sie beschwichtigend und ich murmelte Zustimmung. Natürlich war mir klar, dass wir nicht einfach so beschließen konnten, nie wieder zu streiten, doch nach diesem Vorfall würde es vermutlich nicht allzu bald dazu kommen. Anschließend verließen wir das Zimmer, wobei Bela ihren Schwestern versprochen hatte, ihnen beim Quälen eines neuen Menschen zu helfen. Wenngleich ich inzwischen mehr Erfahrung im Töten hatte, als mir lieb war, stand mir doch nicht der Sinn danach, ihnen Gesellschaft zu leisten. Stattdessen machte ich mich auf die Suche nach dem Roman, den ich zuletzt angefangen hatte zu lesen und irgendwo im Salon hatte liegen lassen.

Die Suche gestaltete sich einfach, denn im Salon fand ich Alcina vor, die den gesuchten Roman in der Hand hielt. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du deine Sachen nicht überall herumliegen lassen sollst?“, fragte sie streng, als sie mich erblickte. Irritiert runzelte ich die Stirn angesichts ihres harten Tonfalls. „Entschuldige, das kann doch einmal passieren. So unordentlich bin ich auch wieder nicht!“, entgegnete ich vielleicht eine Spur zu trotzig und nahm meinen Roman entgegen. Alcina seufzte und musterte mich eingehend. „Stimmt etwas nicht?“, hakte ich nach. „Ich trage die neue Kette, ein frisches Kleid und sogar eine Sichel bei mir, wie du verlangt hast. Obwohl ich nicht glaube, dass die neuen Dienstmädchen dadurch mehr Angst vor mir haben.“

Nachdem alle ehemaligen Dienstmädchen getötet worden waren, hatten wir natürlich vollkommen neue bekommen, die hoffentlich nicht auf dieselbe Idee kommen würden. „Na ja, immerhin hörst du auf mich. Also, in diesem Punkt…“, entgegnete Alcina sarkastisch, worauf allmählich die Verärgerung in mir aufstieg. „Also wirklich! Was ist heute dein Problem? Keine Ahnung, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist, aber lass deine schlechte Laune doch nicht an mir aus!“, entfuhr es mir. Alcinas Gesicht nahm einen gefährlichen Ausdruck an, doch ich lebte schon zu lange mit ihr zusammen, um noch Angst vor der großen Frau zu haben.

Blood-red Kisses - Resident Evil Village FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt