Kapitel 42

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„Das kommt gar nicht infrage! Sie gehört zu uns!", protestierte Bela, bevor ein anderer das Wort ergreifen konnte. Geradezu besitzergreifend schlang sie die Arme um mich und erwiderte Mutter Mirandas verärgerten Blick trotzig. Diese stieß ein genervtes Seufzen aus. „Sie muss doch nicht gleich bei Donna wohnen! Ich möchte nur, dass die beiden gemeinsam an ihrer Fähigkeit arbeiten. Wie und wo das geschieht, könnte mir kaum gleichgültiger sein! Außerdem ist das keine Bitte, sondern ein Befehl!", entgegnete Mutter Miranda energisch. Erleichtert atmete ich auf, sofern mir das Belas fester Griff erlaubte. Der Gedanke, bei Donna und ihrer unheimlichen Puppe einzuziehen, war beängstigend gewesen, aber gegen gelegentliche Treffen war eigentlich nichts einzuwenden.

Donna konnte schließlich auch ins Schloss Dimitrescu kommen und umgeben von vier Vampiren, die mich beschützten, würde ich mich auch wohlfühlen. Bela war zwar nur mäßig zufrieden mit dieser Lösung, aber Alcina brachte sie mit einem warnenden Blick zum Schweigen, bevor sie auch nur zu weitere Widerworten ansetzen konnte. Das war durchaus sinnvoll, denn Mutter Miranda war gewiss nicht die Geduldigste und wir sollten nicht riskieren, sie ernsthaft zu verärgern. Deshalb stimmten wir ihrer Anordnung zu und einigten uns darauf, alles andere telefonisch zu klären.

Der Rest des Treffens verging ohne besondere Vorkommnisse. Ehrlich gesagt hörte ich nur mit halbem Ohr zu, da ich gedanklich bereits beim bevorstehenden Treffen mit Donna war. Auch als Mutter Miranda uns schließlich entließ und wir uns auf den Rückweg ins Schloss machten, gelang es mir nicht, die ängstliche Anspannung abzuschütteln, die mich fest in ihrem Griff hatte. Ich ahnte Übles und obwohl ich eigentlich keinen Grund zu dieser Annahme hatte, ließ mich die böse Vorahnung nicht los.

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Gespannt fixierten wir die Treppe, als Alcina endlich hinab kam. Sie war in ihren Gemächern gewesen und hatte telefoniert, mit wem musste wohl kaum hinzugefügt werden. Belas Umarmung versteifte sich schlagartig, während Cassandra und Daniela neugierig zu ihrer Mutter aufsahen. „Und was hat sie gesagt?", durchbrach Daniela schließlich die Stille. Alcina seufzte, bevor sie uns entschuldigend ansah. „Das wird dir jetzt nicht gefallen, Bela, aber hör mir bitte erst einmal zu!", setzte sie nicht gerade vielversprechend an. „Donna besteht darauf, dass sie zu ihr kommt und zwar alleine. Sie meint..."

„Warum das denn? Donna kann doch auch hierher kommen und allein lasse ich sie erst recht nicht gehen!", unterbrach sie Bela entgegen ihrer vorherigen Bitte. „Lass mich doch ausreden!", wies Alcina ihre Tochter zurecht und fuhr dann ruhiger fort. „Donna benötigt halluzinogene Kräuter, um ihre Fähigkeit auszuüben, und es wäre viel zu umständlich, diese mitzunehmen. Der Grund, warum du nicht mitkommen sollst, ist relativ eindeutig. Donna meint, dass die beiden am besten ungestört an ihrer Fähigkeit arbeiten sollten, und ich kann ehrlich gesagt verstehen, dass sich deine Anwesenheit dabei als hinderlich erweisen würde!" Geradezu beleidigt verzog Bela das Gesicht.

„Na, danke...", murmelte sie grimmig. Alcina warf ihrer Tochter einen entschuldigenden Blick zu. „Das ist nicht böse gemeint, aber du kannst ganz schön besitzergreifend sein und würdest Donna vermutlich nur im Weg stehen. Donna will sich zwar allein mit ihr treffen, doch du kannst sie bestimmt auf dem Weg begleiten. Alles andere wäre grob fahrlässig bei den Lycans und Werwölfen, die sich dort draußen herumtreiben. Du bringst sie einfach zu Donna und holst sie später auch wieder ab. Dann wird ihr schon nichts passieren", erklärte Alcina zuversichtlich. Ich wünschte, ich könnte ihre Zuversicht teilen. Donna war nach wie vor eine Fremde für mich und allein der Gedanke daran, sie alleine im ihrem Anwesen zu besuchen, ängstigte mich.

„Können wir uns denn wirklich sicher sein, dass sie bei Donna in Sicherheit ist? Sie wirkt zwar weniger durchtrieben als Heisenberg, aber auch nur, weil man sie überhaupt nicht durchschauen kann!", sprach Bela dann meine Zweifel aus, aber auch darauf hatte Alcina eine Antwort parat. „Keine Sorge, wie du weißt, hat Mutter Miranda uns verboten, einander zu töten. Ansonsten hätte ich diesen arroganten Wicht Heisenberg schon vor langer Zeit gevierteilt! Donna ist genauso wie wir verpflichtet, sich an Mutter Mirandas Regeln zu halten. Sie wird einfach ihre Anweisungen befolgen und nicht mehr", versicherte uns Alcina, wobei ihr Hass gegenüber Heisenberg nichts Neues für mich war. Ich hatte mich schon mehrfach gefragt, was zwischen den beiden vorgefallen war, dass sie sich dermaßen hassten, aber bisher keine Antwort erhalten.

Blood-red Kisses - Resident Evil Village FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt