Kapitel 46

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Langsam wanderte mein Blick von Donna zu Bela, wobei es mir kaum noch gelang, ihr wunderschönes, blutverschmiertes Gesicht zu fixieren. Es hatte mich bereits eine beachtliche Anstrengung gekostet, mich einigermaßen aufzusetzen. Auch ohne die Wunden genauer zu betrachten, war mir bewusst, dass mein Körper stark in Mitleidenschaft gezogen war und es ihn einiges an Energie kosten würden, sich vollständig zu regenerieren. Doch mein Körper würde heilen. Das Schlimmste war überstanden und ich hatte es überlebt. Fast, als wollte sie meine Feststellung bestätigen, veränderte sich plötzlich Belas Gesichtsausdruck. Ihre zornverzerrte Mimik glättete sich und machte einer Mischung aus Bestürzung und grenzenloser Reue Platz, während auch ihre goldenen Augen wieder die Klarheit zurückgewannen, die sie zuvor eingebüßt hatten.

„Nein…oh nein…“, hauchte sie fassungslos und starrte mich mit Tränen in den Augen an. Es hatte offensichtlich funktioniert. Donna hatte Bela von ihrer Illusion befreit und nun sah sie zum ersten Mal, was sie tatsächlich angerichtet hatte. Entsetzt presste sich Bela eine Hand vor den Mund, wobei sie das klebrige Blut glatt vergessen hatte, dass ihre untere Gesichtshälfte bedeckte. Angewidert besah sie das Blut an ihrer Hand und konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. „Es…Es tut mir so leid, Baby!“, schluchzte sie mit erstickter Stimme. Es brach mir das Herz, Bela meinetwegen weinen zu sehen, weswegen ich mich in eine aufrechte Position hievte und zu einer Beschwichtigung ansetze.

„Ist schon gut, Bela. Du kannst doch nichts dafür und es ist schließlich nichts Schlimmes passiert…Meine Wunden werden heilen und mir geht es gut…“, begann ich, doch augenblicklich straften mich meine Worte Lügen. Das Aufsetzen hatte meinen Körper Energie gekostet, die er nicht mehr hatte, und sogleich erfasste mich Schwindel. Ich war vollkommen entkräftet und nun, da das Adrenalin meinen Körper verlassen hatte, würde ich ohnmächtig werden. Kaum hatte ich diese Feststellung getätigt, geschah es auch schon, dass ich das Bewusstsein verlor.

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Stöhnend öffnete ich die Augen und wusste einen Augenblick nicht, wo ich mich befand. „Sie ist wach! Hörst du mich, Darling? Wie geht es dir?“, drang Alcinas besorgte Stimme an meine Ohren und bevor ich auch nur die Augen öffnete, war mir klar, dass ich wieder im Schloss Dimitrescu war. Der Raum war angenehm warm. Im Kamin nicht weit von mir prasselte ein Feuer und ich lag auf einem der bequemen Sofas, wobei mein Kopf auf einen weichen Schoß gebettet war. Ich machte Anstalten mich aufzusetzen, doch augenblicklich protestierte mein schmerzender Körper. Mit einem gequälten Keuchen sank ich zurück, wurde dann jedoch von starke Armen umfasst und auf den Schoß gezogen, auf dem ich bisher gelegen hatte.

Ich murmelte ein flüchtiges „Danke“, während mein erschöpfter Blick am vertrauten schwarzen Kleid emporwanderte. Beim Gesicht angekommen, erstarrte ich vor Schreck. „Was ist? Hast du immer noch Angst vor mir?“, fragte Daniela besorgt, aber auch ein wenig gekränkt, was ich sofort verneinte. Da es aber sie war, in deren Armen ich gerade lag, drängte sich mir eine ganz andere Frage auf. „Wo ist Bela?“, verlangte ich ohne Umschweife zu wissen, da es doch sie sein sollte, die mich direkt nach dem Aufwachen empfing. Panisch wanderte mein Blick durch den Raum, bis ich sie schließlich fand. Bela saß auf einem anderen Sofa und musterte mich mit einem gequälten, schuldbewussten Blick. Erleichtert atmete ich auf, doch dann wich meine Erleichterung tiefer Sorge.

„Warum wahrst du denn den Abstand? Freust du dich nicht, dass ich aufgewacht bin?“, hakte ich verunsichert nach und sah bereits die Tränen in Belas schönen Augen glitzern. „Natürlich freue ich mich, dass du wach bist, und noch viel mehr, dass du überhaupt überlebt hast, aber ohne mich wäre es gar nicht erst so weit gekommen! Ich habe…Ich habe dich…“, schluchzend brach sie ab und ich wollte in diesem Moment nichts dringender, als ihr die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Es wunderte mich, dass mich ihre überwältigenden Schuldgefühle nicht förmlich erschlugen, doch ich schätzte, dass ich soeben zu schwach war, um meine Kraft einzusetzen.

Blood-red Kisses - Resident Evil Village FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt