Kapitel 33

156 11 0
                                    


Tara brauchte einen Moment, um aus ihrer Starre zu erwachen. Sie schlug noch einige Male gegen die Tür, schrie er solle sie auf machen, rief immer wieder, woher er das Lichtschwert hatte, aber die Tür blieb verschlossen. Es blieb so still, dass sie schon vermutete, ob er vielleicht durch eine zweite Luke verschwunden war. Schließlich gab sie sich geschlagen, trat nochmal frustriert gegen das Metall und wandt sich vom Schiff ab. Das war noch nicht das Ende dieser Geschichte, entschloss Tara sofort.

"Komm R3, wir gehen." Der Droide piepte entschuldigend. "Ja, ich weiß, dass du versucht hast ihn aufzuhalten", sagte Tara beruhigend.

Die junge Jedi verließ die Landebuchten und wanderte ziellos durch die Straßen. Frische Wut brodelte nach wie vor in ihr. Es frustrierte sie noch immer nicht das sie erwischt worden war, sondern das sie sich so leicht hatte abwimmeln lassen, dass sie keine Antworten bekommen hatte, dass sich Ilan einfach versteckt hatte. So ein Feigling sollte kein Lichtschwert sein Eigentum nennen können. Dieser Waffe musste man würdig sein. Es verlangte eine Prüfung, bei der man sich großen Ängsten oder Schwächen stellen musste. Es bedarf einer Verbindung zu dem Kyberkristall darin, der nur zu einer Person gehörte. Vielleicht rief dieser Kristall ja immer noch nach dem ihm zugehörigen Jedi, aber würde nun nie mehr eine Antwort erhalten.

"Diese Waffe ist dein Leben, Tara." Das hatte Anakin ihr unzählige Male gesagt. Einen Jedi seines Lichtschwerts zu berauben, war ein Verbrechen, das Tara nicht hinnehmen konnte.

Erstmal hatte die junge Jedi jedoch ein anderes Problem. Sie brauchte dringend etwas zu essen und Credits, die hier einen Wert hatten, besaß sie noch immer nicht. Tara weigerte sich nach wie vor irgendwo etwas zu stehlen. Auf den ersten Blick gab es hier nur zwei schnelle Möglichkeiten an Credits zu kommen. Glücksspiele oder Arbeiten. Die junge Jedi entschied sich auf letzteres zu verlassen und die erste Gelegenheit war schnell gefunden. Sie half ein paar Händlern beim entladen ihrer Waren in Form von Kisten, Paketen und prall gefüllten Säcken. Die skeptischen Blicke, die sie ihr entgegen brachten, verschwanden schnell. Die Arbeit zog sich in die länge, während es sich so anfühlte als ob die Kisten immer schwerer wurden, aber Tara ließ sich nichts anmerken und machte in konstantem Tempo weiter. Sie fing an die Menschen und die Straßen zu beobachten, während das Tragen der Kisten schon fast zu einem Automatismus geworden war. Zwischen als diesem Menschen, zwischen denen sie nur einer von vielen war, fühlte sie sich auf einmal sicher. Hier achtete niemand auf sie, hier suchte nimand nach ihr. In der Menge konnte sie einfach verschwinden, unbemerkt als einer vieler Zivilisten. Hier war es nicht wichtig wer sie war, was sie war oder woher sie kam. Für die Händler denen sie half, war sie ein nimand und das war gut so. Es war genau das, was sie wollte.

Die Arbeit zu beenden dauerte länger als erwartet. Als sie fertig waren, war die junge Jedi erschöpft, verschwitzt und ausgelaugt. Die Bezahlung reichte entgegen ihrer Erwartungen für eine ganze Mahlzeit. Tara bedankte sich bei den Händlern, bevor sie sich verabschiedete und erneut durch die Straßen wanderte.

Man sollte meinen dieser Planet, diese Stadt war nicht besonderes, aber für Tara war sie äußerst faszinierend. Das Bild, das die Straßen, Häuser, der Marktplatz und der Hafen ihr bot, sie konnte sich daran nicht sattsehen. Es war nichts so als würde man diese Stadt als eine der schönsten der Galaxis bezeichnen. Sie war einfach harmonisch, klein und friedlich, nicht verschlungen von Kriminalität oder Armut und Hunger, nicht beschmutzt oder gezeichnet von Schlachten.

Hier war keine Spur von Count Dooku, von General Grivous oder von sonst welchen Klappergestellen. Hier war keine Spur von den Seperatisten, von den Sith, vom Krieg.

Trotz der Tatsache, dass Tara dieser Planet so faszinierte, drifteten ihre Gedanken immer wieder zu Ilan. Etwas an der ganzen Situation erschien ihr seltsam. Würde er das Lichtschwert in einem Tuch eingewickelt versteckt in einer Kiste aufbewahren, wenn er es teuer erworben hätte? Wobei, würde er dies tun, wenn er es als Trophäe behalten hatte?

Als hätte das Schicksal Taras Gedanken gelesen, kribbelte etwas in ihrem Hinterkopf. Sie sah sich um und erblickte Ilan auf der anderen Seite der Straße. Ihre Blicke trafen aufeinander und Ilans Augen weiteten sich. Er hielt in seiner Bewegung inne und rannte dann schlagartig los, Tara hinter her, wobei sie aufpassen musste, dass sie nicht von einigen Speedern überfahren wurde. Zweimal glaubte die junge Jedi Ilan aus den Augen verloren zu haben, während sie durch die Straßen hetzten. Es war unverkennbar, dass Ilan sich in dieser Stadt auskannte, aber Taras Instinkt lag jedes Mal richtig, wenn es darum ging wieder aufzuholen. Tara entschied sich für eine Abkürzung über die Dächer, sprang in einer schmalen Seitenstraße wieder hinunter und schnitt Ilan somit den Weg ab. Bevor er sich umdrehen konnte, riss Tara ihn zu Boden.

"Verdammt", rief Ilan. "Bist du verrückt? Lass mich sofort los!"

"Woher hast du es? Welchen Jedi hast du getötet, um da ran zu kommen?"

"Ich hab keinen Jedi getötet!"

"Wem hast den es dann gestohlen? Sag schon."

"Ich habe es nicht gestohlen!" Ilan stieß Tara zurück und stand auf, aber sie weigerte sich nachzugeben. Das seltsame war nur, dass er nicht zu lügen schien. Jedenfalls nicht, dass sie es spüren konnte.

"Und wenn du dafür bezahlt hast. Das ist mir egal. Dann hast du es trotzdem gestohlen. Es gehört einem Jedi."

"Und was interessiert doch das? Das geht dich nichts an."

Frustration brodelte im Tara hoch. Unüberlegktheit übernahm die Kontrolle. Entgegen aller Vernuft zog Tara ihr Lichtschwert. Ilans Augen weiteten sich abermals.

"Du... du bist ein Jedi"

Etwas an seiner Reaktion, an seiner Art, wie er die Worte aussprach, konnte Tara nicht ganz deuten. Es klang weder feindselig oder abschätzig, noch in irgendeiner Art respektvoll.

Tara funkelte ihn wütend an. "Genau wie die Person, der dieses Lichtschwert gehört hat. Also gib es mir. Wenn es sein muss, zahl ich auch dafür." Sie wusste, dass es sich falsch anfühlen würde für das Lichtschwert zu bezahlen, aber vielleicht würde er seine Meinung ändern, wenn die Summe, die sie ihm anbot, nur hoch genug war. Sie wusste selbst noch nicht, wie sie die Credits besorgen sollte, aber das war ihr egal. Hauptsache er würde das Schwert nicht behalten.

"Ich... Ich hab doch schon gesagt, es ist unverkäuflich." Ilan schien nicht immer vollkommen vor den Kopf gestoßen.

"Es gehört dir aber nicht", rief Tara. Ihre Geduld war zuende.

"Ich dachte ich habs klar gemacht, lass mich endlich in Ruhe." Ilan war dabei zu gehen.

"Du bist ein Dieb, hörst du. Ein Verbrecher", rief Tara ihm nach.

Jetzt schien für Ilan das Limit erreicht. Er wirbelte zu ihr herum. "Ich habe es nicht gestohlen, verdammt! Ich hab es gebaut! Es gehört mir."

Und auf einmal war alles ruhig. Als hätte jemand alle Geräusche ausgestellt, war es plötzlich totenstill. Tara starrte Ilan geschockt an, der mehr als überrascht von dem aussah, was er gerade gesagt hatte. Ihre Gedanken rasten wieder mal so schnell, wie sie es manchmal zu tun pflegten.

"Du... du bist ein Jedi...?", sagte sie fassungslos.

"Ich war ein Jedi. Ich habe den Orden verlassen."

Ilan ging an ihr vorbei. Für ihn schien das Gespräch beendet. Er hatte schon weit mehr gesagt, als ihm lieb war.

"Du bist... du hast... Aber warum..." Die junge Jedi war noch immer vollkommen verwirrt.

"Ich habe den Orden verlassen, weil mir mein Leben lieb ist. Ich suche nur Frieden", sagte Ilan und verschwand aus der Straße.

Freiden... Etwas, das in diese Galaxis seit Jahren nicht mehr gesehen war. Etwas, auf das sie alle hofften, nach dem sie sich alle sehnten. Etwas, das Tara noch nicht erlebt hatte...

Star Wars - Auf in den KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt