Kapitel 20

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Tara schwang das Lichtschwert schnell hin und her. Das Surren der Drohne vermischt sich mit dem Surren ihres Lichtschwerts. Sie blockte einen Schuss ab, aber nicht in die Richtung, die sie geplanthatte. Sie verfehlte den nächsten Schuss und dieser traf sie in die Schulter. Tara fluchte in Gedanken. Schon wieder, dachte sie. Frustriert öffnete sie die Augen. Sie würde diese Drohne in Stücke schneiden! Sie schwang das Lichtschwert, als die Drohne wieder zu feuern begann. Sie verfehlte den Schuss wieder und dieses mal traf er sie in den Unterarm. Tara ließ das Lichtschwert fallen. Frustriert ballte sie eine Hand zu einer Faust, so sehr, dass sich ihre Fingernägel in ihre Haut bohrten. Bevor die Drohne wieder schießen konnte, streckte sie die Hand aus. Die Kugel flog zurück und krache gegen die Wand des Trainingsraums. Die jungen Jedi stand auf, griff noch immer frustriert nach ihrem Lichtschwert und sah zur kaputten Drohne. Ihr Atmung ging schnell und ihre Armen und Beine fühlten sich erschöpft und zittrig an. Müde strich sie sich eine schweißnassen Haarstränen aus dem Gesicht. Noch einmal, dachte sie. Noch einmal.

Tara hatte gerade erst eine neue Drohne in die Hand genommen, als sie die sich nähernde Präsenz ihre Meisters spürte und sich schnell ein paar mal über die Augen rieb, um ihre Müdigkeit zu verbergen. Sie würde es nicht zugeben, aber vielleicht hatte sie es in den letzten Tagen ein bisschen mit dem Training übertrieben. Dooku nach all der Zeit wieder zu begegnen hatte sie... Nunja, verwirrt. Besorgt. Vielleicht ein wenig eingeschüchtert. Um ehrlich zu sein, wusste Tara selbst nicht, was mit ihr los war. Aber sie hatte angefangen zu trainieren wie verrückt. Dooku hatte ihr unmissverständlich gezeigt, wie groß der Machtunterschied zwischen ihnen noch immer war. Und Tara hatte entschieden, dass sie das ändern musste, dass sie stärker werden musste.

Was Schlaf anging, davon hat sie in den letzten Tagen wenig oder gar keine bekommen. Nach ihrem offiziellen Training sagte sie immer sie wolle noch "kurz" allein weiter machen. Aber das mit dem "kurz" hatte so gut wie nie funktioniert.
Manchmal nahm sie sich wirklich vor das extra Training kurz zu halten, da Tara bemerkte wie sie durch den Schlafmangel an Reaktionsgeschwindigkeit und Kraft verlor, um nur einiege Dingen zu nennen, in denen sie langsam nachließ. Es ging nunmal nicht spurlos an jemandem vorbei, wenn man mehrere Tage in Folge nicht schlief. Aber das ignorierte Tara konstant und fuhr mit ihren Training fort, wie am Tag davor. Häufig bemerkte sie, während der Übungen, nichtmal wie die Zeit verstrichen. Sie nahm sich schlicht vor aufzuhören, sobald sie zufrieden war, nur zu diesem Punkt war sie noch nicht gekommen.  Und so ging sie Übung für Übung weiter, bis ihr Irgendwann auffiel, dass der Morgen über Corusant anbrach. Manchmal ging sie dann noch für zwei oder vielleicht sogar drei Stunden schlafen. Meistens aber dachte Tara, dass es jetzt nicht mehr lohnen würde, noch in ihr Quartier zurück zu kehren, wesshalb sie entweder in einem der Trainingsräume blieb oder sich in die Bibliothek flüchtete. Letzteres tat sie häufig, um zu vermeiden, dass Anakin sie dabei erwischte, den Trainingsraum nicht verlassen zu haben.

All das ging nun schon seit einiegen Tagen. Zugegeben hatte sie es die ersten paar gut verbergen können,  dass sie kaum etwas gegessen oder geschlafen hatte. So gut, dass selbst Anakin nichts bemerkte, doch das hielt nicht so lange an, wie Tara dachte. Immerhin war Anakin ein äußerst kluger Jedi und Taras Meister. Er kannte sie zu gut, als das er es nicht bemerken würde. Zwar war es schon vorgekommen, dass Tara ihn bat das Training zu verlängern, "nur noch ein Kampf" war meist ihr Standartspruch, aber alleine trainieren tat sie so gut wie nie. Sie fand es langweilig und hinzukam, dass Anakin dies auch eigentlich nicht mehr wollte, nachdem er sie mehrmals dabei erwischt hatte, wie sie allein gefährliche Manöver trainiert hatte. Aber das hatte sich in den letzten Tagen geändert. Natürlich sagte sie nie nein wenn er anbot das Training zu verlängern, aber trotzdem... Es war anders. Sie trainierte aufeinmal lieber allein, als wollte sie nicht, dass Anakin irgendetwas mitbekam. Aber es war nicht nur das, was den Jedi aufmerksam werden ließ. Bei ihren Übungskämpfen, bei denen er sich noch vor kurzem hatte anstrengen müssen, um nicht zu verlieren und die sogar schon hin und wieder unentschieden geendet hatten, muss er sich nun zurück halten. Tara reagierte immer langsamer auf seinen Angriff und war schneller erschöpft, auch wenn sie sich Mühe gab das zu verbergen.

Der junge Jedi Ritter stoppte vor der Tür zum Trainingsraum und seufzte genervt, als er spürte, dass Tara bereits, oder wohl eher noch immer dort drin war.

Auch wenn Anakin wusste was mit seinem Padawan los war, hatte er sie nich darauf angesprochen. Er hatte überlegt, was er tun sollte, aber kam zu keiner Idee, die helfen würde. Er konnte nicht einfach sagen, Tara soll weniger trainieren und schon tat sie es. Sie hatte einen Grund für ihr Verhalten. Einen, für den Anakin schon eine Vermutung hatte, aber nicht sicher war, was er dagegen tun sollte. Er hatte bereits überlegt bei Obi Wan Rat zu suchen, aber diese Idee hatte er dann doch wieder verworfen. Der Jedi Meister hätte sofort den vernünftigsten Weg gewählt und Tara das Training verboten oder dergleichen. Natürlich wollte Anakin, dass es seinem Padawan besser ging, mehr als alles andere, aber er wartete insgeheim und hofft, dass Tara sich ihm noch anvertrauen würde. Er wolle sie nicht einfach zwingen. Das war keine Lösung.

Aber lange würde er nicht mehr warten. Wenn er merkte das es für Tara endgültig zu viel wurde und sie trotzdem keine Anstalten machte mit ihm zu reden oder dies zu ändern, würde er nicht zögern ein Machtwort zu sprechen und ihr das Training zu verbieten, wenn auch eher wiederwillig. Eigentlich wollte er einem Padawan das Training nicht wegnehmen. Das wollte er Tara nicht antun. Unter anderem auch, weil sie ihr Training zur Zeit schon wieder fast so dringend brauchte wie zu Beginn ihrer Ausbildung. Ihre Fähigkeiten hatten sich sprunghaft verbessert und sie wurde jeden Tag immer stärker. Sie brauchte das Training eigentlich um ihre Kräfte zu kontrollieren, aber wenn es zu der Entscheidung kam, würde Anakin es tun. Das Wohlergehen seines Padawans war das wichtigste.

Also hatte Anakin vorerstabgewartet. Hatte Tara machen lassen und so getan als würde er es nicht bemerken. 

Tara blickte hoch als die Tür aufging und lächelte ihrem Meister entgegen. Es wirkte wie ein fröhliches, vielleicht auch aufgeregtes Lächeln, das wohl jeder geglaubt hätte. Jeder außer Anakin. Der Jedi Ritter warf einen Blick auf die kaputte Drohne an der hinteren Wand des Raums und zog eine Augenbraue hoch.

"Können wir anfangen?", fragte Tara, scheinbar um die Frage zu vermeiden, was mit der Drohne passiert war. Ihr Ablenkungsmanöver war relativ erfolglos, aber Anakin verschwieg die Frage dennoch, zögerte kurz mit seiner Antwort.

"Bist du sicher?"

Tara zuckte mit den Schultern.

"Klar. Wieso nicht?"

Anakin konnte ohne Probleme sagen, dass das keine gute Idee war, aber er konnte nicht spüren, dass Tara log, konnte nicht auf das mentale Band zugreifen, das ihn mit seinem Padawan verband. Trotz ihres erschöpften Zustands, schaffte Tara es ihn abzublocken jedes mal, wenn er es in den letzten Tagen versucht hatte. Die Wand, die Tara in ihrem Kopf aufgebaut hatte hielt in zurück. Wenn Tara nicht wollte, dass jemand diese Wand durchbrach, dann konnte es inzwischen auch niemand mehr. Dookus ständiges Eindringen in ihre Gedanken war sowohl der Grund dafür, das Tara ihre Schilde so intensiv trainiert hatte, aber auch, dass diese schon vor Beginn ihrer Ausbildung vergleichsweise stark gewesen waren. Vor allem deshalb war Anakin so überrascht gewesen, dass diese Wand bei dem zusammentreffen mit Dooku sofort gebröckelt war. Etwas, das dem Selbstvertrauen seines Padawans sichtlich zugesetzt hatte.

Noch immer unsicher zog Anakin sein Lichtschwert und ging in Position, nur ein Gedanke in seinem Kopf.

Das konnte doch nicht gut gehen...


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