-39- Stärke zeigen

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Hermine's P.o.V. 

Ich wusste nicht, wie viel Zeit ich letztendlich im Raum der Wünsche, in meiner Burg aus Dunkelheit und Trauer verbracht hatte. Draußen mochten Stunden vergangen sein, Tage vielleicht, aber hier war es dunkel geblieben, außer dem schwachen Flimmern einzelner Lichter, die mit den Papiervögeln über meinem Kopf getanzt hatten. Es hatte mir nichts ausgemacht. Ich hatte nichts sehen wollen, nichts spüren. Einfach nur vor mich hinvegetieren, in diesem Loch aus Selbstmitleid, und Trauer, und Wut, und vor allem Hass. 
Hass auf den Jungen, dem ich mein Herz in die Hand gelegt, und der es so leicht wie ein Blatt Papier zerrissen hatte. 
Viel mehr aber noch Hass auf mich selbst, dass ich so dumm gewesen war, es ihm überhaupt so auszusetzen. Ich hätte auf meinen Verstand hören sollen, auf den war immer schon Verlass gewesen. Auf mein Herz offensichtlich nicht. Das hatte mich betrogen und auf etwas, besser jemanden eingelassen, dem ich von vorne herein nicht hätte vertrauen dürfen. Und jetzt wusste ich auch, warum. 


Als die letzten Tränen versiegt waren, und nur noch länger salzige Krusten auf meinem Gesicht brannten, schlug ich mit einem Seufzen die Decke zurück. Die Papiergeschöpfe über mir hatten sich nach und nach aufgelöst, und mit ihnen auch die Elendigkeit, und die Trauer, die mich zuvor umhüllt hatte wie ein Umhang. Ich setzte mich an die Bettkante, und während das hölzerne Gestell quietschte und knarzte, legte ich seufzend meinen schweren Kopf in die Hände. Es hatte doch keinen Sinn, mich hier im Selbstmitleid zu suhlen, davon profitierte niemand. Ich war ein starkes Mädchen, ich hätte mich von sowas niemals unterkriegen lassen. Niemals berühren lassen sollen. 

Auf einmal wich das Engegefühl um mein Herz und machte etwas ganz neuem Platz, einem Selbstbewusstsein, dass ich so gar nicht kannte. Es würde Malfoy doch nur die Genugtuung schlechthin geben, wenn er mich so sehen würde; zerstört, mit Tränen in den Augen, hoffnungslos mit gebrochenem Herzen. Das würde ihn nur bestätigen, in allem, vor allem dieser bescheuerten Wette. Womöglich war allein das sein Ziel gewesen. 

Schockiert schnappte ich nach Luft, als mein Herz plötzlich doch wieder zusammengeschnürt wurde. Alles, was wir erlebt hatten, alle Emotionen, alle Momente - hatte er es genau hierauf angelegt? Dass er mich genau so in die Knie zwingen konnte? 
Vielleicht war das sein größter Trick von allen gewesen. Vielleicht hatte er ganz genau gewusst, dass mich nichts mehr verletzen könnte als das hier. 

Bei Merlin. Ein Schluchzen überkam mich, und obwohl ich es sofort zu unterdrücken versuchte, füllten sich meine Augen erneut mit Tränen. Das war brutaler als jede Gemeinheit, die er mir jemals an den Kopf geworfen hatte. Schlimmer als alles, was er je zu mir gesagt hatte. Ich konnte es kaum fassen, aber je weiter sich die Ideen in meinem Kopf zu konkreten Gedanken formten, und auf einmal alles mehr und mehr Sinn machte, ich erkannte, wie grässlich der ganze Plan gewesen sein musste - je mehr ich versuchte, es nicht zu akzeptieren und zu unterdrücken, desto mehr glaubte ich daran. 

Draco Malfoy war durch und durch ein Arschloch. Ein gewissenloser Bastard, der nichts in seinem Leben , aber überhaupt nichts verdient hatte. Nicht einmal meine Tränen. Ich durfte ihm nicht die Genugtuung geben, um ihn zu weinen, zu trauern. 
Und so versiegten auch diese Tränen, und ich schwor mir, während ich mit ächzenden Knien aufstand, dass ich nie wieder auch nur eine einzige um ihn verlieren würde. 

Ich würde ihm schon zeigen, was er davon hatte, mich so auszuspielen. Er würde es bereuen, bitterböse. Man spaßte nicht mit mir, nicht auf diese Art. Und er schon gar nicht. Ich würde ihm das zurückzahlen, das war sicher. Und ich würde auch einen Weg finden, ihm genauso sehr weh zu tun. 

Wenn Malfoy glaubte, er könne mit seiner dummen Gewissenslosigkeit ein heulendes, gebrochenes Mädchen zurücklassen, das zum Schluss womöglich auch noch angekrochen käme, um seine Aufmerksamkeit zurückzukriegen, dann hatte er sich geschnitten, und gewaltig geirrt. Nicht ansatzweise würde ich ihm diesen Erfolg gönnen. Und er konnte sich schon einmal vorbereiten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 07, 2022 ⏰

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