-20- Dieses seltsame Kribbeln

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In dieser Nacht tat ich kein einziges Auge zu. Mein Körper war so aufgewühlt, meine Gedanken voll. Es war mir praktisch unmöglich, irgendwie zu schlafen. Wahrscheinlich hatte ich mich durchgehend hin und her geworfen, Ginny war jedoch kein einziges Mal aufgewacht. Ich glaube, sie hatte ein bisschen zu viel Alkohol intus. Was mir definitiv auch gut getan hätte. Dann wäre wenigstens mein Schlaf ruhig gewesen. Stattdessen fühlte ich mich die ganze Nacht lang elend.

Als ich am nächsten Morgen endlich schwache Sonnenstrahlen in meinem Zimmer ausmachte, stöhnt ich erleichtert. Jetzt konnte ich all diesen Gedanken, die mich umzubringen drohten, endlich ein Ende setzen.
Seufzend zog ich mich an, band meine Locken zurück und schlich aus dem Zimmer. Ginny schnarchte leise und ich wollte sie nicht aufwecken, immerhin hatte sie wahrscheinlich einen ordentlichen Kater auszuschlafen.
Du hättest dich auch ausruhen sollen!
Hätte ich. Dafür brummte mein Schädel nun ziemlich stark und meine Glieder schmerzten.
Und dennoch konnte und wollte ich nicht still sitzen.

Es musste noch vor acht Uhr sein, denn der Himmel war dunkel und die schwachen Sonnenstrahlen schafften es kaum, den Tag anzusagen. Die Luft war kalt, aber so wohltuend, dass ich sie tief in meine Lungen sog. Als müsste ich Vorräte sammeln.
Eine Weile blieb ich einfach stehen.
Lauschte dem anschwellenden Vogelgezwitscher der übrig gebliebenen Spatzen und Schwalben, und dem Wind, der durch die Baumkronen rauschte. Leicht strich mir der eisige Lufthauch über mein Gesicht. Es war kalt, ziemlich kalt, aber das war mir in diesem Moment egal. Denn die Gedanken, die mich hierher getrieben hatten, schienen in diesem Augenblick einfach auszusetzen.
Die Gedanken an Malfoy, über Malfoy. Über Ron und ob wir noch zusammen waren. Wie es wäre, wenn Malfoy und ich ... Stopp. Nicht schon wieder.

Ich seufzte frustriert auf und begann mich zu bewegen. Langsam, Schritt für Schritt, schlenderte ich einen unsichtbaren Pfad entlang. Steuerte eine Richtung an, von der ich selbst nicht wusste, wohin sie führte.
Betrachtete die Bäume, das Gras. Die Vögel und die graublauen Wolken am Himmel.
Es war dieser Moment, wenn man entspannt ist, an nichts denkt. Einfach nur gegen etwas starrt. Und dieser Zustand hielt an, bis ich erkannte, was ich unbewusst anvisiert hatte. Den schwarzen See.

Das Wasser war tatsächlich schwarz. Wie ein riesiges Loch, das alles verschlang. Unheimlich und beruhigend zugleich. Sanfte Wellen schwappten gegen das Ufer. Von der Mitte des Sees rollte Nebel heran. Ich stierte gegen das Wasser. Wie beruhigend. Fast wie Hypnose.
Ich drehte mich um, weil ich mich an den Baum setzen wollte, der hier am Ufer stand.
Doch mein Plan löste sich in null Komma nichts in Luft auf, denn der Platz am Baum war besetzt. Ganz richtig. Da saß er, blickte mir entgegen. Ich konnte sein Gesicht nicht deuten.

Unwillkürlich bildete sich ein Knoten in meinem Hals. All die Gedanken, die ich erfolgreich verschoben hatte, waren mit einem Schlag wieder da. Ich würde dir niemals etwas antun. Das könnte ich nicht.
Die Worte hallten durch meinen Schädel und mein Gehirn versuchte, wie schon die ganze Nacht, krampfhaft eine Erklärung daraus zu ziehen. Warum sollte er mir nichts antun können?

,,Hermine." Seine raue Stimme durchzuckte die Stille. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus, als ich meinen Namen hörte. Draco's blonde Haare schimmerten im trüben Licht. Er hockte unter der Weide, am Stamm angelehnt. Seine grauen Augen fixierten mich bei jeder Bewegung. ,,Was machst du hier?", fragte er nach. Es klang ehrlich aufrichtig, neugierig. Besorgt.
Ein schmales Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Er macht sich Sorgen.
,,Ich konnte nicht schlafen. Was machst du hier?" Er lächelte mich an und ein seltsames Kribbeln durchfuhr mich. ,,Dasselbe."
Dann klopfte er neben sich auf das Gras. Ich verstand sofort und ohne zu überlegen, ging ich auf ihn zu.

Vielleicht war es dieses Verhältnis, dass zwischen uns herrschte. Vielleicht die Tatsache, dass er gestern selbst gesagt hatte, er könnte mir niemals etwas tun. Jedenfalls hatte ich kein bisschen Angst. Keine Nervosität pulsierte durch meine Adern, im Gegenteil. Freude. Ruhe. Ich hockte mich in das taufeuchte Gras und schloss die Augen. Spürte seine Blicke auf mir, aber ich ignorierte es.
Was ist das bloß? Zwischen Malfoy und dir.
Ich hatte keine Ahnung. Ich wollte es auch nicht wissen, denn das hätte vermutlich alles zerstört. Also lehnte ich mich wie er gegen die Baumrinde und genoss den Ausblick auf den trüben See, dessen Morgendunst langsam aufklarte.
Wir schwiegen, denn irgendwie gab es nicht, was wir bereden konnten oder wollten.
Und trotzdem hatte ich das Gefühl, er rang mit sich selbst. Er wollte etwas sagen, und gleichzeitig auch nicht. Unsicherheit. Und das bei einem Malfoy.

,,Was ist, Draco? Was möchtest du sagen?", fragte ich irgendwann einfach. Erstaunt sah er mich an. ,,Was kämpft mit dir?"
Ich erkannte, dass es ihm unangenehm war. Er schämte sich nicht, aber er fühlte sich nicht wohl. Und das übertrug sich auf mich.
,,Es ist nur ... Naja, ich, also..." , begann er.
Erwartungsvoll betrachtete ich ihn.
Wie er sich nervös durch seine glänzenden Haare fuhr, schluckte und die Ader an seinem Hals dabei deutlich hervor trat.
Und dann, mit einem Mal, wirkte er so ruhig und ausgelassen, wie noch nie. Tiefenentspannt und so selbstbewusst, dass ich ihn kritisch musterte. Aber er lächelte mich nur an, offen und warmherzig, dass sich dieses seltsame Kribbeln wieder einstellte.

,,Ich bin mir etwas bewusst geworden.", grinste er. Ah ja? Ich hielt die Luft an. Es konnte alles sein, alles. Aber irgendwie war ich mir ziemlich sicher, dass es etwas mit mir zu tun hatte.
,,Und das wäre? Sag es m-", hakte ich nach, kam aber nicht weit. Sein Grinsen verdoppelte sich, wenn das überhaupt noch möglich war. Seine sturmgrauen Augen zogen mich so sehr in den Bann, dass ich mich fast in ihnen verlor. Sie schienen über mich zu herrschen und ich konnte nichts tun. Wie gebannt saß ich da, wartete auf seine Stimme und dass er mir erklärte, was er erkannt hatte.
Dann, bevor ich reagieren konnte, hatte er sich zu mir hinunter gebeugt und seine weichen Lippen lagen auf meinen.
Ich blendete alles aus, nahm nichts mehr wahr außer diesen wundervollen, eleganten, unbeschreiblich perfekten Lippen.

Der Kuss war so hauchzart, ich hätte mich jederzeit abwenden können. Er zwang mich zu nichts. Es war keine Bitte, keine Forderung. Eher eine Frage. Und ehe ich darüber nachdenken konnte, erwiderte ich den Kuss.
Ich spürte, wie sich seine Hände um meine Taille legten. Wie er mich an sich heranzog, auf seinen Schoß. Ich fühlte, wie seine Hände brennende Spuren auf mir hinterließen.
Es war, als wäre etwas in mir explodiert. Feines Kribbeln durchzog mich, breitete sich in meinem Magen aus und ließ mich lächeln.
Dann legte ich meine Hände in Draco's Nacken, zog ihn weiter zu mir herunter.

Der Kuss wurde intensiv, wild, kribbelnd. Unsere Lippen drückten sich gegeneinander, lösten sich und begannen von vorne. Immer und immer wieder, bis wir schließlich im Gras lagen, der Blondschopf über mir. Meine Fingerspitzen fuhren durch seine Haare, zurück zu seinem Nacken und wieder durch die blonde Mähne. Und während wir uns immer leidenschaftlicher, fordernder küssten, färbte sich der Himmel in einem tiefen rosa.

Irgendwann löste ich mich und schnappte keuchend nach Luft. Was zur Hölle war das denn bitte?! Ich hatte keine Ahnung. Aber es hatte sich so gut angefühlt, so wahnsinnig befriedigend. Und an Draco's breitem Lächeln erkannte ich, dass es ihm wohl genauso gehen musste.

,,Ich denke, ich weiß, was du meinst.", flüsterte ich, immer noch völlig überrumpelt, was das eben zu bedeuten hatte. Als Antwort spüre ich erneut raue, warme Lippen auf meinen.
Es war ein atemberaubendes Gefühl, das sich in meinem ganzen Körper ausbreitete. Und in diesem Moment wollte ich, dass es nie wieder aufhörte.

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Da es einige wohl kaum erwarten konnten, ist hier das neue Kapitel ;)
Mal schauen, vielleicht kann ich ein paar mehr hochladen, je nach dem...
Ich hoffe, ihr habt Spaß :)
~JessySophia

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