-23- "Vertraust du mir?"

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Draco's P.o.V.

Der Wind war mittlerweile eiskalt geworden und einzelne Luftböen fuhren mir mit spitzen Fingern unter die Kleidung, was eine Gänsehaut hinterließ.
Granger stand neben mir, sie zitterte ein bisschen und immer wieder schielte sie nervös nach unten. Der Boden war gute 50 Meter von uns entfernt. Wenn sie fallen würde, würde die junge Hexe sterben.

Allein dieser Gedanke löste Panik in mir aus. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlen musste, das Mädchen zu verlieren, das mir so viel bedeutete.
Deswegen waren wir doch auch hier oben. Um Granger zu beweisen, dass ich nicht mehr der Gleiche wie vor einem Jahr war; dass sie mir vertrauen konnte und ich würde ihr versprechen, dieses Vertrauen niemals zu missbrauchen. Und damit ich mir vollkommen im Klaren sein konnte, was ich selbst für sie fühlte.

,,Also, jetzt sag schon- Was machen wir jetzt hier oben?", murmelte sie, während sie genau den Rand der Dachterrasse im Blick behielt.
Ich schmunzelte. Dass Granger wirklich Höhenangst hatte, hatte ich eher weniger erwartet. ,,Nachdem du Angst hast, ich würde dir dein Herz brechen, Hermine, will ich dir zeigen, dass ich dir niemals etwas tun könnte. Und dass du mir vertrauen kannst. Wirklich."
Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus, aber sie beschrieben eben genau meine Gedanken. Die Wahrheit beruhigte sie auf eine erstaunliche Art. Ich sah sie lächeln und es war das herzerwärmenste, dankbarste und gerührteste Lächeln, das sie mir jemals geschenkt hatte. Automatisch zogen sich auch meine Mundwinkel in die Höhe.

Was machte sie nur aus mir. Einen Kerl mit weichem Herz, der Gefühle verspürte, war das wirklich ich? Sollte ich nicht einfach kalt und abweisend und eben ein echter Slytherin sein? Der Leute hinterging und verletzte und sich einen Dreck um Gefühle von Anderen scherte?
Ja, so sollte es sein. Und so war es auch noch, stellte ich fest. Nur nicht für dieses eine Mädchen. Nicht für Hermine, denn ihre Gefühle berührten mich. Ihr Lachen verzauberte mich, ihre Tränen brachen mein Herz.

,,Irgendwann einmal, mein Junge, wirst du einen Menschen kennenlernen, der dir dein Herz wärmt, wenn dir bitterkalt ist.
Für den Menschen würdest du dein Leben geben, denn in dem Moment erscheint dir nichts wichtiger, als das Leben deines Liebsten. Und wenn dein Herzensmensch weint, siehst du, wie die Welt untergeht. Und wenn er lacht, ist es, als würde ein Stern erblühen. Glaub mir, mein Junge, wenn du die Liebe findest, die einzig wahre Liebe, ist es der schönste Augenblick deines Lebens."

Dann war Granger meine wahre Liebe, Hermine Jean Granger.
Ein breites Strahlen zog sich über mein Gesicht. Ich streckte ihr meine Hand hin.
Misstrauisch blickte sie auf meine Finger, dann nach unten und schließlich in meine Augen.
Sie wollte mir vertrauen, sie wollte es unbedingt, das konnte ich in ihren Augen sehen. Aber da war ein klitzekleiner Funken Angst, Angst vor einem Rückzug, davor, dass ich sie fallen lassen würde. ,,Na komm. Vertrau mir." Und sie ergriff meine Hand.

Hermine's P.o.V.
Wir stürzten keine Sekunde später in die Tiefe. Ich konnte nicht einmal denken, so gefangen war ich im freien Fall. Ich konnte nicht schreien, mich nicht bewegen, ich war nur an Draco's Brust gepresst und umklammerte seine Hand. Blanke Panik breitete sich in mir aus. Auf was, auf was zur Hölle hatte ich mich hier eingelassen. Vertrauen war die eine Sache, aber sich deswegen in den Tod zu stürzen, eine Andere. Wir würden sterben, aber immerhin wäre ich mit Draco Malfoy zusammen gestorben. Aneinander gezwängt, beim Aufprall aus fünfzig Metern Höhe. Der Gedanke wallte in mir auf, wärmte meinen Körper für die letzte Sekunde, die mir blieb.
Sterben, aber glücklich.

Ich wusste, wir würden jetzt sterben. Sobald der Boden käme. Vielleicht wären wir sofort tot, aber wenn nicht, könnte man uns nicht mehr heilen. So sehr vertraust du ihm also. Dass er dich umbringt. Das muss Liebe sein.
Oh, das war es. Liebe, bis in den Tod.

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