Draco's P.O.V
Zwischen Hermine und mir hatte sich etwas verändert. Ich hatte keine Ahnung, ob es offensichtlich für andere war, aber mir war es sofort aufgefallen. Ich merkte, wie mir die junge Hexe heimlich Blicke zuwarf, wie sie mich nicht mehr sofort anzickte, wenn ich irgendwas gemacht hatte. Ich wusste, dass wir uns deswegen nicht vertragen hatten, und das wollte ich auch noch gar nicht. Aber vielleicht hassten wir uns nicht mehr ganz so sehr wie die letzten sechs Jahre.
Im Moment war es gut, so wie es war. Ich musste mich nicht mehr über Potter und Weasley aufregen und war der unangefochtene Star in Slytherin. Eigentlich an der ganzen Schule, neben Granger. Irgendwie hatte mir jeder meiner Vergangenheit verziehen und mich akzeptiert. Und ich hatte das Gefühl, dass sogar Granger meine Anwesenheit, mich selbst akzeptierte. Auch wenn das bescheuert klang, ich war definitiv entspannter. Granger war mir eigentlich nie wichtig gewesen, aber der Streit, den wir andauernd geführt hatten, war nicht gut gewesen. Auch für mich nicht gut.
Es war Herbst. Knapp eine Woche vor Halloween. Die Blätter draußen waren dunkel gefärbt, die Luft kalt und morgens zogen Nebelschwaden über Hogwarts Ländereien. Granger und ich steckten mitten in Planungen für Halloween. Beinahe täglich setzten wir uns zusammen, auch unter Protest. Granger wollte lernen, ich wollte gar nichts und McGonagall zwang uns zu planen. Ganz so gut lief es ja dann doch nicht. Allerdings kamen wir nicht voran. Seit einer Woche befanden wir uns an der gleichen Stelle, wir hatten die Farbe der Vorhänge und der Tischdecken ausgewählt. Weit, nicht wahr? Auch jetzt steckten wir mitten in Organisationsproblemen. ,,Welche Musik, Malfoy?! Überleg' dir doch einfach was! Das ist wichtig.", seufzte Granger, während sie Skizzen auf einem Pergamentstapel aufmalte. Wir saßen im Schulsprecher-Turm, der Kamin knisterte und fades Licht fiel durch die großen Fenster. Vor mir stand ein Glas Kürbissaft und eine Dose mit Keksen. Und statt irgendetwas Vernünftiges hervorzubringen, aß ich Kekse ohne Ende und musste so um meine perfekte Figur fürchten, während ich auf dem dunkeln Sofa rumlag. ,,Man Granger. Warum muss ich mir das überlegen?!", motzte ich gelangweilt. Sie drehte sich um, sah mir in die Augen. Ich schluckte. Ihr Blick war fesselnd und hart, irgendwie anklagend. Ich hob abwehrend die Hände. ,,Jaja, okay! Ich denk mir was aus!", sagte ich und nahm noch einen Keks. Hermine lachte und wandte sich wieder ihren Skizzen zu.
Ich war geschockt. Überrascht von mir selbst und wie viel Einfluss Granger auf mich hatte. Was hatte sich in mir verändert, dass ich Granger nicht mehr anklagte und mich über ihre Besserwisserei aufregen musste. Es war gut so, oder?,,He, Malfoy! Nicht schlafen!", riss Granger mich aus meinen Gedanken. Ich sah auf. Sie hielt mir einen Bogen Papier unter die Nase. ,,Was ist damit?", fragte ich desinteressiert. Sie verdrehte die Augen und seufzte. ,,Der gesamte Plan. Den ich allein gemacht habe." Ich zog ihn ihr aus der Hand. Sie hatte ein Bild der großen Halle gemacht, mit vollständiger Dekoration und allem. Ich war beeindruckt, aber das zeigte ich natürlich nicht offen.
,,Jetzt tu nicht so als wärest du nicht beeindruckt.", sagte sie schmunzelnd und ich hörte den Stolz aus ihrer Stimme heraus.
,,Ich hätte das auch hingekriegt!", beschwerte ich mich todernst, wenn auch gelogen. Niemals wäre ich auch nur auf die Idee gekommen, dass die großen Pflanzen, die Granger eingeplant hatte, nicht in roten, sondern in braunen Töpfen stehen mussten, weil sich das Rot mit den dunkelorangenen Tischdecken beißen würde. Auf sowas achtete ich einfach nicht.,,Ich denke, dass ist ganz okay.", meinte ich gleichgültig, reckte mich von dem Sofa und gab ihr das Papier wieder zurück. Ich sah in ihren Augen die Enttäuschung, die ich ausgelöst hatte. Das war... irgendwie süß. Sie wollte mich wirklich beeindrucken.
Ich schluckte. Damit hatte ich nicht gerechnet. Das hieß, dass ich ihr in irgendeiner Weise wichtig war.Um diese überaus peinliche Situation zu überspielen, begann ich zu grinsen. ,,Meine Güte, bist du leichtgläubig!", lachte ich, und es war ein echtes Lachen. Den Gedanken, dass ich Granger wirklich etwas bedeuten würde, hatte ich schnell wieder verworfen. Ich sah Erleichterung in ihren Augen aufblitzen und auch meine Seele erhellte sich ein klitzekleines Bisschen mehr. ,,Das ist großartig, Granger, wirklich!", brachte ich über die Lippen und sie begann ebenfalls zu grinsen. Sie legte das Blatt auf den Schreibtisch, wandte sich zu mir um. Ihre Augen strahlten, sie waren wunderschön.
Auf einmal zuckte ihr Arm nach vorne und ihre Faust traf meinen Oberarm. ,,Au, das hat weh getan!",rief ich aus, obwohl es kein bisschen weh getan hatte. Granger lachte nur. ,,Das ist, weil du mich reingelegt hast!"
,,Ich hab dich nicht..."
,,Und das...", Ihr Arm zuckte erneut zu mir, aber diesmal hielt ich ihn fest. Damit hatte die Hexe nicht gerechnet und sie musste von ihrem Stuhl aufspringen und stolperte ein paar Schritte zur mir. Ich lachte und zog aus Reflex an ihrem Arm. Nicht so, dass es ihr weh getan hätte, aber so, dass sie noch weiter taumelte. Und ehe ich mir im Klaren war, was passieren würde, lag Granger auf meinem Bauch. Ich verstummte, sie auch.
Aber Granger sprang nicht, wie ich es erwartet hätte, sofort wieder weg. Ich an ihrer Stelle hätte das wohl sofort getan. Nein, sie blieb, vielleicht lag das aber auch an dem Griff, mit dem ich ihre Arme immer noch festhielt. Ich schaute ihr in die dunklen, bernsteinbraunen Augen, wanderte mit den Blicken über ihr Gesicht. Sie hatte so ein schönes, geschwungenes Gesicht und ihre nussbraunen Locken umrahmten es wie ein wunderschönes Bild. Ich konnte nichts in ihren Augen erkennen, keine Angst oder Abneigung.
Sie war angespannt, aber vielleicht lag das einfach an der Position, wie sie da lag. Auf mir.
Ich atmete tief, unauffällig ein. Dachte an nichts mehr. Und dann tat ich das, was mir als einziges in dieser Situation richtig erschien. Langsam beugte ich mich zu Granger und küsste sie.
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Dreams
FanfictionEin halbes Jahr ist seit der großen Schlacht vergangen. Alles scheint sich wieder an seinen gewohnten Platz zu rücken. Alles, außer Hermines Gefühle. Die spielen auf einmal mehr als verrückt. Und das alles nur, weil ein gewisser jemand zurück gekehr...